Frau mit Nasen-Mund-Schutz am Graben in Wien
Wien wurde besonders hart getroffen. In der Bundeshauptstadt kam es zu einem Nächtigungsminus von fast 74 Prozent.
© zigres - stock.adobe.com

Covid-19 und der Tourismus

Die Bedeutung des Tourismus für Österreich allgemein und die ländlichen Regionen im Speziellen steht außer Frage. Entsprechend schwer wiegt der Nächtigungseinbruch aufgrund der Corona-Pandemie. Dessen nationale und internationale Folgen sollen im Folgenden beleuchtet werden.

Mit dem ersten Lockdown im März 2020 wurde dem Tourismus ein abruptes Ende gesetzt. Innerhalb von kurzer Zeit hat sich das Leben, welches wir bis dahin gewohnt waren, auf drastische Art und Weise verändert. Aber nicht nur für die Gesellschaft hat der Ausbruch von COVID-19 große Veränderungen, Unsicherheiten und fehlende Zukunftsperspektiven mit sich gebracht, auch wurde die heimische Volkswirtschaft hart von der Pandemie getroffen.

Wirtschaftsentwicklung – Veränderung des BIP in Österreich

Wirtschaftsentwicklung
Veränderungen des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Österreich gegenüber dem Vorjahr in %. Quelle: Statistik Austria. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Eigene Darstellung.

Wie in der Abbildung ersichtlich, ist die Wirtschaft in Österreich im Jahr 2020 massiv eingebrochen: sie ist um 6,6 % im Vergleich zum Jahr 2019 geschrumpft (zum Vergleich, die Finanzkrise im Jahr 2009 hat zu einem Einbruch von 3,8 % geführt). Nicht nur Österreich wurde hart von der Krise getroffen, auch andere europäische Länder wurden schwer gezeichnet. Aber warum trifft es einige Länder schlimmer bzw. härter als andere? Ein großer Teil des „Schocks“ – rund 60 % – lassen sich aus Sicht von Sapir (2020) auf drei länderspezifische Faktoren zurückführen:

  • auf die Stärke der staatlichen Antworten zur Bewältigung der Pandemie (z. B. Härte des Lockdown),
  • die wirtschaftliche Struktur der Länder respektive der touristische Anteil am BIP und
  • die Qualität der Regierungsführung (Governance). [1]  

Auf den zweiten Faktor – den Tourismussektor – soll im Folgenden genauer eingegangen werden, denn dieser Bereich wurde von den verhängten gesundheitspolitischen Maßnahmen besonders hart getroffen.

Die Bedeutung des Tourismus

Bei der Betrachtung des Beitrags der Tourismusbranche am Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Landes (siehe hierzu Abbildung Anteil des Tourismus am BIP) wird deutlich, welchen Anteil – auch im Vergleich zu anderen OECD-Ländern – dieser Sektor hierzulande hat: Mit 6,5 % reiht sich Österreich im Vergleich zu anderen ausgewählten OECD-Ländern im oberen Drittel ein. Darüber hinaus schafft der Tourismus in Österreich Arbeitsplätze sowohl für In- als auch für AusländerInnen, treibt die regionale Entwicklung an und sichert die Existenz zahlreicher Unternehmen. Vor allem in ländlichen Regionen gilt er als wichtiger Wertschöpfungs- und Arbeitsplatzmotor.

Anteil des Tourismus am BIP in ausgewählten Ländern (in Prozent)

Anteil des Tourismus am BIP in ausgewählten Ländern
In % des BIP, 2018 bzw. letztes verfügbares Jahr. Der BIP-Wert für Frankreich bezieht sich auf den inländischen touristischen Konsum. Im Fall von Dänemark, Deutschland, Finnland, Griechenland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Schweden, der Schweiz und dem Vereinigten Königreich bezieht sich das BIP auf die Bruttowertschöpfung (BWS). Quelle: OECD Tourism Statistics. Eigene Darstellung.

Im Jahr 2019 waren rund 220.440 ArbeitnehmerInnen im Tourismus tätig, das entspricht einem Anteil von 5,8 % aller Beschäftigten. [2] Um den Tourismus auch in Zukunft nachhaltiger gestalten und weiterentwickeln zu können, hat das Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus 2019 den „Plan T- Masterplan für Tourismus“ präsentiert. In Kooperation mit verschiedenen handelnden AkteurInnen wurden Leitlinien und Handlungsempfehlungen erarbeitet, welche die Grundlage für die zukünftige Tourismuspolitik der österreichischen Bundesregierung sein sollen. [3] Denn vom Tourismus- und der Freizeitwirtschaft hängt in Österreich sehr viel ab.

Entwicklung des Tourismus im Jahr 2020

Konnte im Jahr 2019 noch ein Nächtigungsplus von 1,9 % bzw. 152,7 Millionen Nächtigungen erzielt werden waren die Einbrüche seit März 2020 massiv. Insgesamt kam es im Jahr 2020 zu einem Einbruch von 35,9 %, anders ausgedrückt zu einem Rückgang von 54,8 Millionen Nächtigungen in Österreich (siehe hierzu Abbildung Nächtigungen 2020 im Vergleich zum Jahr 2019).

Nächtigungen 2020 im Vergleich zum Jahr 2019

Nächtigungen 2020 im Vergleich zum Jahr 2019
Anmerkung: Veränderungen der Nächtigungen in den Bundesländern gegenüber dem Vorjahr in %. Quelle: Statistik Austria. Eigene Darstellung.

Die internationalen Reisebeschränkungen und -warnungen, Quarantänebestimmungen aber auch die Betriebsschließungen haben dem Tourismus stark zugesetzt.

Unterschiede zwischen Stadt und Land wurden sichtbar: Wien wurde besonders hart getroffen. In der Bundeshauptstadt kam es zu einem Nächtigungsminus von fast 74 %. Hingegen kamen Regionen, welche nicht ausschließlich von der Stadt- und Tagungshotellerie und Geschäftsreisen abhängig sind vergleichsmäßig glimpflicher durch die Krise. So hatte beispielsweise Kärnten „nur“ einen Rückgang von 17 % zu verzeichnen.

Wie kann es weitergehen?

Insbesondere jene Regionen, die stark vom Tourismus abhängig sind und in den letzten Jahren vorrangig auf diese Branchen gesetzt haben (u. a. auch sehr viele ländliche Regionen) waren stark von der Pandemie betroffen – dies drückt sich zum einen an den Nächtigungseinbrüchen aber auch zum anderen an den hohen Arbeitslosenzahlen aus. Beispielsweise haben sich im Februar 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat in einzelnen Bezirken in Tirol die Arbeitslosenzahlen vervierfacht. [4]

Mit den geplanten Öffnungsschritten im Mai 2021 scheint nun ein vorläufiges Ende der Einschränkungen in Sicht. Dennoch stellt sich die Frage, inwiefern sich der Tourismus auf zukünftige ähnliche Szenarien vorbereiten kann bzw. auch welche Lessons learned aus der COVID-19 Pandemie gezogen werden können.

Der Massentourismus, wie wir ihn kannten, wird durch neue Reisekulturen mit neuen Werten (z. B. verstärkter Fokus auf die Sicherheit) ersetzt werden. Regionale Angebote gewinnen u. a. aufgrund der Anreisemöglichkeiten an Attraktivität. Zudem rückt das Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund. Wie bereits im Masterplan für Tourismus des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus verankert, soll und muss sich der Tourismus zukünftig verstärkt auf die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (ökonomische, ökologische und soziokulturelle) richten.

Fußnoten

[1] Sapir, A. (2020): Why has COVID-19 hit different European Union economies so differently? Policy Contribution 20/18. Bruegel.

[2] WKO (2021): Tourismus und Freizeitwirtschaft in Zahlen. Österreichische und internationale Tourismus- und Wirtschaftsdaten. 57. Ausgabe. (https://www.wko.at/branchen/tourismus-freizeitwirtschaft/tourismus-freizeitwirtschaft-in-zahlen-2021.pdf, Stand: 08.05.2021).

[3] Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (2019): Plan T Masterplan für Tourismus

[4] AMS Tirol (2021): Arbeitsmarktinformation Februar 2021. Arbeitsmarktservice Tirol. Stand: 11.05.2021).