Bach mit bunten Gewächsen an den Ufern
Die ehemalige Todeszone an der March. Foto: Robert Hofrichter

Chance für Gemeinden und Natur

1. Dezember 2016
Das „Grüne Band“ Europas verbindet wertvolle, geschützte Naturräume, die sich auf dem Gebiet des ehemaligen „Eisernen Vorhangs“ erhalten bzw. entwickelt haben. Auf dem rund 1.300 km langen Abschnitt in Österreich sind unter anderem zwei Nationalparks und viele weitere Schutzgebiete zu finden, die zahlreiche wertvolle Arten und Lebensräume beherbergen

Diese naturräumlichen Besonderheiten bieten auch Potenziale für die Regionalentwicklung und den Tourismus. Ob und wie die 137 Gemeinden am Grünen Band dieses Potenzial kennen, bewerten und nutzen, haben Naturschutzbund und Umweltbundesamt nun erhoben. Jede vierte Gemeinde hat sich an der Umfrage beteiligt.

Fast alle (95 Prozent) dieser Gemeinden sehen das Grüne Band jedenfalls oder möglicherweise als Chance für ihre zukünftige Entwicklung. Insbesondere im Tagestourismus, in der Erhaltung von Arten und Lebensräumen und für die Stärkung nachbarschaftlicher Beziehungen wird Potenzial geortet. In mehr als der Hälfte dieser Gemeinden bestehen bereits Regionalentwicklungs- bzw. Tourismusprojekte, einige davon sogar schon mit Bezug zum Grünen Band.

Einige Gemeinden am Grünen Band haben bereits grenzüberschreitende Aktivitäten gesetzt: In St. Anna am Aigen (Stmk.) finden z. B. vom Naturschutzbund organisierte Führungen am Grenzfluss Kutschenitza statt, in den Gemeinden Tarvisio/Kranjska Gora/Arnoldstein (Ktn.) wird gemeinsam eine Kommunalolympiade ausgetragen. Als Vorreiter gilt die Gemeinde Windhaag (OÖ), in der sich seit 2015 auch das jüngste Besucherinformationszentrum am Grünen Band, das Green Belt Center, befindet. Diese und weitere mögliche Aktivitäten – wie gemeinsame Rad- und Wanderwege, Veranstaltungen oder Schul- und Gemeindepartnerschaften – könnten zukünftig unter der gemeinsamen Marke „Grünes Band" ausgebaut werden.

Chance für den Tourismus

Möglichkeiten, das Potenzial des Grünen Bandes weiter auszuschöpfen, gibt es vor allem im Tourismus: Über 90 Prozent der Gemeinden verfügen bereits über ein touristisches Angebot mit Schwerpunkt Naturerleben. In zwei Drittel der Gemeinden gibt es Rad- oder Wanderwege am bzw. zum Grünen Band. In einigen Gemeinden sind in den nächsten beiden Jahren Initiativen oder Projekte zur Erhaltung der Natur geplant. Die periphere Lage des Grünen Bandes prägt auch die Erreichbarkeit. Frühere Mobilitätsanalysen und -erhebungen zeigen, dass die einheimische Bevölkerung vornehmlich den motorisierten Individualverkehr (Pkw) für ihre Wege nutzt. Der Anteil des Pkws bei der Verkehrsmittelwahl liegt je nach Region zwischen 70 und 90 Prozent. Viele Gemeinden können zwar mit öffentlichen Verkehrsmitteln, insbesondere Bussen, erreicht werden, manche davon jedoch nur eingeschränkt. Um Abhilfe zu schaffen, wurden in etlichen Gemeinden bereits bedarfsorientierte Mobilitätssysteme eingeführt und damit eine wichtige Grundlage für eine zukunftsweisende Mobilitätslösung geschaffen.

Die Umfrage in den Gemeinden des Grünen Bandes fand im Rahmen des Projektes „Öffentlichkeitsarbeit zum Grünen Band" statt. Ziel ist, das Bewusstsein für das Grüne Band als Naturjuwel zu vertiefen und in den Anrainer-Gemeinden als Chance für die Regionalentwicklung zu etablieren. Das Projekt wird vom Umweltbundesamt in Kooperation mit dem Naturschutzbund Österreich mit Unterstützung von BMLFUW und Europäischer Union durchgeführt.