Präsentation der Studie "Nachverdichtung"
Die Studienautoren Helmut Kuess und Manfred Walser, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser und die Bürgermeister Elmar Rhomberg (Lauterach) und Florian Kasseroler (Nenzig).
© T. Mair

Bauflächen effizienter nutzen

29. Januar 2019
Die Themen Nachverdichtung und hochwertige öffentliche Räume sind wichtige Themen für die Gemeinde- und Regionalentwicklung in Vorarlberg. Mit der Novelle des Raumplanungsgesetzes hat das Land die notwendigen Werkzeuge geschaffen. Eine aktuelle Studie zeigt nun die Vielfalt der möglichen Formen baulicher Verdichtung auf.

Die Vorarlberger Landesregierung hat die effiziente Nutzung von Bauflächen zu einem zentralen Thema gemacht. Kernpunkt ist die Novelle zum Raumplanungsgesetz, die am 1. März in Kraft tritt und umfangreiche Auswirkungen auf die Gestaltung des Lebensraums Vorarlberg haben wird.

Die Themen Nachverdichtung und hochwertige öffentliche Räume sind drängende Zukunftsthemen. Dennoch bestünden nach wie vor mitunter Ängste und Bedenken in Politik und Gesellschaft, konstatierte Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser: „Die Chancen der Verdichtung sind groß - von besserer Leistbarkeit des Wohnens bis hin zu neuen Wohnformen, aber auch eine gezielte Aufwertung des öffentlichen Raums durch eine gezielte Innenentwicklung der Siedlungen.“

Große Vielfalt an Verdichtungsmöglichkeiten

Dies zeigt die neue Studie von Manfred Walser und Helmut Kuëss, die einer zentralen Grundüberlegung folgt: „Wenn man die Siedlungsgrenzen halten will, muss man den Freiraum aufwerten und die Bebauung im Siedlungsgebiet verdichten. Sonst findet die wachsende Bevölkerung keine finanzierbare Wohnung. Und das funktioniert nur, wenn verdichtete Bauformen so gut geplant sind, dass sie von den Menschen akzeptiert werden“, erläuterte Regionalentwicklungsexperte Walser.

„Der Wohnblock ist nicht überall das erste Mittel der Wahl. Jeder Standort und jedes Quartier muss seine eigene Lösung finden. Und Lösungen gibt es viele – vom Dachausbau oder dem zweiten Gebäude in einem großen Garten über das Reihenhaus bis zum mehrstöckigen Wohnblock oder im extremsten Fall zum Hochhaus“, verdeutlichte Architekt Kuëss das vielfältige Gesicht des Phänomens Verdichtung.

"Verdichten" kann man überall

Wenn man „Verdichtung“ in dieser Breite versteht, dann kann man in einer kleinen Hanggemeinde im Walgau genauso verdichten wie in Bregenz am Bahnhof. Um das zu zeigen, präsentiert die Studie eine ganze Reihe von Beispielen. Zum Teil handelt es sich um eine bereits vorhandene Bebauung (Schlins: Wohnanlage Ruhwiesen), zum Teil um laufende Planungen und zum Teil um Gedankenspiele, was auf einer bestimmten Fläche möglich wäre.

Herausgekommen ist eine Skizze über verschiedene Formen und Arten baulicher Verdichtung, die maßgeschneiderte, an Siedlungsstruktur und Gebietscharakter angepasste Lösungen ermöglichen. Landesstatthalter Rüdisser fasste dies wie folgt zusammen: „Jedes Quartier hat seinen jeweiligen Charakter – somit kann es auch keine Standard-Patentlösung geben, sondern es braucht jeweils eine passgenaue Form der Nachverdichtung. Diese maßgeschneiderte Lösung gilt es gemeinsam mit den Betroffenen zu erarbeiten, denn gerade der gemeinsame Prozess zur Auslotung von Verdichtungspotenzialen ist wichtig.“

Beispiel Fellentor

Die gute Erschließung mit Mitteln des öffentlichen Verkehrs war es auch, die in Lauterach zur Entwicklung des Wohnquartiers „Fellentor“ in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bahnhaltestelle geführt hat.

„Die Nähe zur Bahn, aber auch die sehr gute Erschließung durch Bus, Radwege und die fußläufige Durchwegung des Quartiers selbst zeichnen das Projekt Fellentor aus“, hielt Bürgermeister Rhomberg fest. Als weitere Qualität führte er die Durchmischung von privatem und gemeinnützigem Wohnbau sowie von Miet- und Eigentumswohnungen im Quartier Fellentor ins Treffen.

„Dabei war der Prozess nicht immer einfach – aber der heutige Erfolg des Projekts zeigt, dass die Entscheidung richtig war“, so Rhomberg.

Regio „Im Walgau“ startet Projekt „Nachverdichtung“

Das Thema Raumplanung – Umgang mit Bodenknappheit ist und bleibt auch ein Schwerpunktthema der Regio „ImWalgau“. Bereits 2015 haben die 14 Gemeinden der Regio gemeinsam ein Regionales Räumliches Entwicklungskonzept erarbeitet.

Nun haben sich die Gemeinden entschlossen, im Rahmen der Regio das Thema Siedlungsentwicklung und Nachverdichtung vertiefend zu bearbeiten.

„In Form eines entsprechenden Konzepts sollen dabei Modelle zur Nachverdichtung in bestehenden Siedlungsgebieten erarbeitet, Sanierungen forciert und Leerstände mobilisiert werden“, erläuterte Regio-Obmann Bürgermeister Kasseroler. Neben den Wohngebieten werden auch in Betriebsgebieten Verdichtung und eine effizientere Flächennutzung verfolgt.