Catering Pavillon Wolke 7 in Grafenegg, thenextENTERprise,
Catering Pavillon Wolke 7 in Grafenegg, thenextENTERprise.
© Lukas Schaller

Architektur in Niederösterreich 2010–2020

15. April 2021
Der neueste, vierte Band der Reihe „Architektur in Niederösterreich“ dokumentiert das Baugeschehen der letzten Dekade von 2010 bis 2020. Hundert Projekte legen Zeugnis ab von der Vielfalt und der Qualität einer höchst lebendigen Architekturlandschaft. Das war nicht immer so. In dem Bundesland, wo die zeitgenössische Architektur früher fast unsichtbar war hat sich nicht zuletzt durch die baukulturelle Vermittlungsarbeit des Vereins ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich, der 1994 gegründet wurde, Vieles getan.

Die baukulturelle Entwicklung, die seit dem architektonischen Aufbruch am Ende der 1980er Jahre in Niederösterreich stattgefunden hat, und bereits in den vorhergehenden Bänden bestens dokumentiert ist, wird in einem ausführlichen Essay von den Architekturexpertinnen Gabriele Kaiser und Franziska Leeb evaluiert.

Die ausgewählten Architekturprojekte sind in sieben Kategorien geordnet, und werden mit Textbeiträgen der weiteren Autorinnen Eva Guttmann, Isabella Marboe und Christina Nägele, Planmaterial und hochwertigen Architekturfotografien ansprechend präsentiert.

Ein Schwerpunkt bei der Auswahl der vorgestellten Bauten lag beim Bauen im Bestand. Das Spektrum reicht von „spektakulären“ Kulturbauten wie den Interventionen von Jabornegg & Pálffy im Stift Altenburg oder Bevk Perović mit den preisgekrönten Kasematten in Wiener Neustadt hin zu zahlreichen kleineren Projekten, bei denen historische Anwesen ganz vorzüglich um- und weitergebaut wurden, wie dem von Peter Fattingers design.build studio der TU Wien umgesetzten Pensions-Projekt der Caritas in Unternalb.

Eine neue Generation von Weingütern bis hin zum Bründlmayer‘schen Sektrüttelhaus wird vorgestellt, die den Bestand feinfühlig erweitern und sich in die Landschaft und Umgebung anpassen. Alternativen zum Wildwuchs von Gewerbeansiedlungen tun sich auf, die den Ortsrändern städtebaulich-architektonisch guttun, wie das einzigartige Beispiel des Gewerbegebiets Kampichler (ZV-Bauherrenpreis 2016) von Gerner Gerner plus in Theresienfeld zeigt. Ein Bürohaus, das auch einen Beitrag zum Gemeinwohl leistet hat Bauherr Reinhard Pacejka mit PPAG in Deutsch-Wagram gebaut.

Pädagogische Hochschule Niederösterreich, Baden
Die Pädagogische Hochschule Niederösterreich, Baden. Marte Architekten, 2018. Foto: Faruk Pinjo

Bei den kommunalen Bauten stechen kleine bauliche Maßnahmen wie die Freiluftbühne WagramFenster von Martin und Werner Feiersinger in Königsbrunn am Wagram ebenso hervor wie das Schulzentrum Gloggnitz von Dietmar Feichtinger Architectes, das die Gemeinde im Sinne der Ortskernbelebung mitten im Zentrum von Gloggnitz errichten ließ. Der Schulkomplex beherbergt drei verschiedene Schultypen unter einem Dach, bietet außerdem externe Raumnutzungsmöglichkeiten für örtliche Vereine an und beeindruckt durch seine räumlichen und materiellen Qualitäten.

Schulzentrum Gloggnitz
Das Schulzentrum Gloggnitz, DFA | Dietmar Feichtinger Architectes, 2017–2019. Foto: David Boureau

Beim allgegenwärtigen Einfamilienhaus lag der Fokus weit mehr auf dem ökologischen Fußabdruck als auf hochglanztauglicher Inszenierung. Wie überhaupt die Nachhaltigkeit ein großes Thema des Buches ist, das sich neben den zahlreichen Holzbauten auch in den alternativen Wohn- und Arbeitsformen widerspiegelt, die mittlerweile auch im Landleben Einzug gehalten haben.

Das Buch

Architektur in Niederösterreich, herausgegeben vom ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich. Verlag Park Books, 320 Seiten, € 39,10, ISBN 978-3-03860-227-9.

Kasematten und Neue Bastei (Neue Galerie) Wiener Neustadt
Das Umschlagbild zeigt die Kasematten und die Neue Bastei (Neue Galerie) in Wiener Neustadt, Architektur: Bevk perović arhitekti d.o.o. Foto: David Schreyer, Grafik: Althaler + Oblasser