Ein wichtiger Aspekt bei der energetischen Sanierung ist die Durchführung einer detaillierten Bestandsaufnahme des Gebäudes. Dafür werden mithilfe von Laserscannern und 3D-Kameras hochgenaue 3D-Modelle des Gebäudes erstellt, die alle relevanten Informationen wie Abmessungen, Materialien, Bauteilzustände und Anlagenstandorte enthalten.
© festfotodesign - stock.adobe.com

Alte Gebäude fit für die Zukunft machen

Die energetische Sanierung älterer ­Gebäude ist eine wichtige Maßnahme zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen im Gebäudesektor. Um die Effektivität von Sanierungsmaßnahmen zu maximieren, kann der Einsatz von Building Information Modeling (BIM) von großem Nutzen sein. BIM ermöglicht die Erstellung eines detaillierten 3D-Modells des Gebäudes, das als Grundlage für eine genaue Energieanalyse und die Planung von Energiesparmaßnahmen dient. Wir haben uns die Vorteile von BIM für die energetische Sanierung von Altbauten angesehen.

Building Information Modeling (BIM) ist eine Methode zur digitalen Modellierung von Gebäuden und Infrastrukturen. BIM bietet viele Vorteile für Gemeinden, insbesondere in Bezug auf Planung, Bau, Betrieb und Wartung von öffentlichen Gebäuden und Infrastrukturen. 

Einer der wichtigsten Vorteile von BIM ist die Möglichkeit, alle Aspekte eines Bauprojekts in einem digitalen Modell zu integrieren. Das ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien, da alle relevanten Informationen in einem zentralen System gespeichert werden. Dadurch können Fehler und Missverständnisse vermieden werden, was zu einer höheren Effizienz und Kosteneinsparungen führt.

BIM kann auch dazu beitragen, die Betriebskosten von Gebäuden und Infrastrukturen zu reduzieren, da alle wichtigen Informationen zur Wartung und Reparatur in dem Modell gespeichert werden. Gemeinden können somit schneller und effektiver auf Wartungsanforderungen reagieren, was wiederum die Lebensdauer von Gebäuden und Infrastrukturen verlängert.

Ein weiterer Vorteil von BIM für Gemeinden wäre die Möglichkeit, Simulationen durchzuführen, um verschiedene Szenarien zu testen und Entscheidungen zu treffen. Beispielsweise können Simulationen genutzt werden, um die Auswirkungen von Naturkatastrophen oder Veränderungen im Verkehr auf die Infrastruktur zu testen. Dies ermöglicht es, bessere Entscheidungen zu treffen und Risiken zu minimieren.

Darüber hinaus kann BIM Gemeinden dabei helfen, eine umfassende Datenbank für ihre Gebäude und Infrastrukturen zu erstellen. Diese Daten können für eine bessere Planung und Verwaltung und natürlich auch für zukünftige Entwicklungen und Investitionen genutzt werden.

Bauvorhaben, für die der Einsatz von BIM besonders geeignet ist

BIM ist besonders gut geeignet für nachhaltige Bauprojekte, bei denen energieeffiziente Gebäude und erneuerbare Energien eingesetzt werden. Durch den Einsatz von BIM können verschiedene Szenarien getestet werden, um die Effizienz und Nachhaltigkeit des Projekts zu maximieren. Es eignet sich auch für Instandhaltungsprojekte von bestehenden Gebäuden und Infrastrukturen.

Durch den Einsatz von BIM können alle relevanten Informationen zur Wartung und Reparatur gespeichert und einfach abgerufen werden, was die Effizienz und Langlebigkeit der bestehenden Gebäude und Infrastrukturen erhöht.

Building Information Modeling
Einer der wichtigsten Vorteile von BIM ist die Möglichkeit, alle Aspekte eines Bauprojekts in einem digitalen Modell zu integrieren.

BIM eignet sich besonders gut für große komplexe Bauprojekte, bei denen eine Vielzahl von Beteiligten und Gewerken beziehungsweise eine hohe Anzahl von Gebäuden und Infrastrukturen beteiligt sind. Durch die Nutzung von BIM können alle relevanten Informationen in einem zentralen Modell gespeichert werden, was eine bessere Zusammenarbeit und eine höhere Effizienz ermöglicht.

Des Weiteren eignet sich BIM auch für wiederkehrende Projekte, bei denen ähnliche Gebäude oder Infrastrukturen gebaut werden, wie zum Beispiel Schulen oder Krankenhäuser. Durch den Einsatz von BIM können Standardi­sierungen und Wiederholungen vereinfacht werden, was die Effizienz erhöht und Kosteneinsparungen ermöglicht.

Fertige BIM-Modelle anwenden

Das Gute ist, es gibt fertige BIM-Modelle, die anwendbar sind. Es gibt eine Vielzahl von fertigen BIM-Modellen und -Objekten, die bereits erstellt und in verschiedenen Bibliotheken und Datenbanken verfügbar sind. Diese BIM-Model­le können für verschiedene Aspekte eines Bauprojekts wie zum Beispiel Fenster, Türen, Dächer, Rohrleitungen oder Elektroinstallationen verwendet werden.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass jedes Bauprojekt einzigartig ist und daher auch individuelle Anforderungen und Spezifikationen hat. Daher ist es oft notwendig, ein BIM-Modell speziell an das jeweilige Projekt anzupassen und zu erweitern.

Ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Vorteil von BIM ist, dass Modelle im Laufe des Projekts kontinuierlich aktualisiert und verfeinert werden können. So können Änderungen und Anpassungen im Lauf des Projekts schnell und effizient umgesetzt werden. 
Die Entscheidung darüber, welcher Ansatz am besten geeignet ist, hängt allerdings von den spezifischen Anforderungen des Bauprojekts ab.

Ältere Gebäude energietechnisch auf den neuesten Stand bringen?

BIM ermöglicht eine ganzheitliche und digitale Darstellung des Gebäudes, daher kann es bei der energetischen Sanierung älterer Gebäude eine wichtige Rolle spielen. Mithilfe von BIM können Architekten, Ingenieure und Bauunternehmer effektivere und präzisere Sanierungspläne erstellen, die auf den spezifischen Bedarf des Gebäudes abgestimmt sind.

Für die detaillierte Bestandsaufnahme des Gebäudes werden mithilfe von Laserscannern und 3D-Kameras hochgenaue 3D-Modelle des Gebäudes erstellt, die alle relevanten Informationen wie Abmessungen, Materialien, Bauteilzustände und Anlagenstandorte enthalten.

Diese Informationen werden genutzt, um den energetischen Zustand des Gebäudes zu analysieren und Schwachstellen zu identifizieren.
Auf Basis dieser Daten wird dann eine detaillierte energetische Simulation durchgeführt, um verschiedene Sanierungsszenarien zu entwickeln und deren Auswirkungen auf den Energieverbrauch des Gebäudes zu evaluieren.

Die Simulation ermöglicht es, verschiedene Optionen hinsichtlich Kosten, Nutzen und Energieeinsparungen zu vergleichen und die optimale Lösung für das jeweilige Gebäude zu finden.

Planung von Energiesparmaßnahmen

In der Folge ermöglicht BIM auch die Planung von Energiesparmaßnahmen, indem es verschiedene Szenarien für die Modifikation des Gebäudes simulieren und die Auswirkungen auf Energieeffizienz, Komfort und Nutzerfreundlichkeit bewerten kann.

Das Modell ermöglicht die Planung von Maßnahmen wie die Dämmung von Fassaden und Dächern, die Erneuerung von Fenstern und Türen, die Installation von effizienten Heizungs- und Lüftungssystemen sowie die Integration von erneuerbaren Energien wie Photovoltaik oder Solarthermie.

Um BIM praktikabel zu machen, müssen allerdings teils große Ressourcen eingesetzt werden. Nur große oder größere Gemeinden, vielleicht auch ein regionaler Verbund von Gemeinden, werden über die Ressourcen verfügen, BIM einzusetzen. So benötigt man eine Software, die es ermöglicht, ein detailliertes 3D-Modell des Gebäudes zu erstellen.

Die Wahl dieser Software hängt von den Anforderungen des Projekts und dem verfügbaren Budget ab. Und um sicherzustellen, dass die Mitarbeiter die BIM-Software effektiv nutzen können, ist es wichtig, Schulungen und Fortbildungen anzubieten.

Die Mitarbeiter müssen lernen, wie sie das 3D-Modell erstellen und bearbeiten, wie sie Daten in das Modell einfügen und wie sie das Modell für die Planung und Ausführung von Bauprojekten nutzen können.

Umfangreiche Datenverwaltung

BIM erfordert zudem ähnlich wie der Einsatz von KI eine umfangreiche Datenverwaltung, um sicherzustellen, dass alle Projektbeteiligten Zugriff auf die relevanten Informationen haben. Es ist wichtig, einen Datenmanagementplan zu erstellen, der festlegt, wer für die Datenverwaltung verantwortlich ist und wie die Daten gespeichert, geteilt und aktualisiert werden.

Ebenfalls wie KI erfordert BIM-Software eine leistungsstarke Hardware, insbesondere für die Erstellung und Bearbeitung von 3D-Modellen. 

Und der Einsatz von BIM erfordert eine enge Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen allen Projektbeteiligten, einschließlich Architekten, Ingenieuren, Auftragnehmern und anderen Stakeholdern. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass alle Beteiligten über die notwendigen Werkzeuge und Prozesse verfügen, um effektiv zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren.

Was BIM macht

So funktioniert die Digitalisierung eines Gebäudes – oder einer Infrastruktur:

  • 3D-Scannen: Zuerst muss ein 3D-Scan des Gebäudes erstellt werden. Der Scan erstellt ein digitales Abbild des Gebäudes in Form eines Punktwolken-Modells.
  • Das Punktwolken-Modell wird in ein 3D-Modell umgewandelt, das die Struktur und die Geometrie des Gebäudes abbildet. 
  • Zusätzlich zur Geometrie des Gebäudes müssen auch Informationen über die Materialien, Oberflächen und Bauelemente erfasst werden – das kann entweder manuell oder durch Verwendung von Sensoren erfolgen.
  • Die erfassten Daten werden in das 3D-Modell integriert, um ein digitales Abbild des Gebäudes zu erstellen, das alle relevanten Informationen enthält. 
  • Das digitale Modell wird zentral gespeichert, um sicherzustellen, dass alle relevanten Informationen zu jeder Zeit zugänglich sind. 
  • Die Digitalisierung von Infrastrukturen erfolgt auf ähnliche Weise, es werden jedoch zusätzliche Schritte erforderlich, da Infrastrukturen wie Straßen, Brücken und Versorgungsnetze oft deutlich komplexer sind als Gebäude.