Die Pilotprojekte in Horn und Tulln zeigen das große klimarelevante Potenzial, das in der Entsorgung schlummert und mit modernen Technologien gehoben werden kann.

Umwelt

Zwei Regionen setzen auf digitales Recycling

7. Oktober 2021
Zwei Pilotprojekte der Gemeindeverbände Horn und Tulln zeigen, wie man mittels Hightech-Systemen wesentliche Verbesserungen bei der Mülltrennung und Glasentsorgung erzielt. Zum Einsatz kommen Spezialsensoren, intelligente Plattformen, Künstliche Intelligenz und Funktechnologie. Entwickelt wurden die Techniken vom von Entsorgungsunternehmen Saubermacher, dem Mobilfunkanbieter Telekom und dem heimischen Start-up SLO.

„Informationen werden genau erfasst und analysiert. Dank der Transparenz kann man die Entsorgung punktgenau steuern und folglich höhere Qualität, weniger Lärm und einen geringeren CO2-Ausstoß bei mehr Effizienz erzielen“, erklärt Hans Roth, Gründer der Saubermacher AG.

„Der beste Abfall ist jener, der gar nicht anfällt – und fällt er doch an, so gilt es ihn bestmöglich zu verwerten! Innovative Projekte wie diese tragen zur Entwicklung einer modernen Abfallbewirtschaftung in Niederösterreich bei,“ so der niederösterreichische LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf. 

Intelligente Glassammlung

Die rund 600 Hightech-Sensoren namens ANDI (automatisch, nachhaltig, digital und innovativ) messen und kommunizierten den Inhalt von 300 Altglas-Behältern an eine intelligente Plattform. Diese vernetzt verschiedene Parameter, z. B. den Behälterfüllstand, die maximale Lkw-Nutzlast etc., und erstellt einen gesamthaft optimierten Tourenplan. Beispielsweise sollen Behälter nicht schon entleert werden, obwohl sie erst halb voll sind. Die Datenübertragung erfolgt über die Funktechnologie NarrowBand IoT (NB-IoT) von Magenta.

„Wir haben den durchschnittlichen Füllgrad der entleerten Behälter um 30 Prozent verbessert“, erklärt Ralf Mittermayr, CEO der Saubermacher AG. „Dabei wurde auch die Qualität verbessert. Die überfüllten Behälter wurden deutlich um über 80 Prozent reduziert“, so Mittermayr. 

„Die Ergebnisse haben mich überzeugt. Wir gehen nun vom Pilotprojekt in den Regelbetrieb über und möchten viele andere Altglas-Sammelpartner auch motivieren solche Systeme einzusetzen“, sagt Auftraggeber Haymo Schöner, AGR.

Glascontainer mit Sensor ANDI
Glascontainer mit Sensor ANDI.

Künstliche Intelligenz für Bewusstseinsbildung

„Liebe/r Bürger/in! In Ihrem Restmüll befanden sich noch erhebliche Fehlwürfe. Der Hauptstörstoff war Leichtverpackung. Bitte achten Sie auf die richtige Mülltrennung. Das schützt die Umwelt und das Klima! Herzlich, Ihr Abfallwirtschaftsverband.“

Mit solchen bzw. ähnlichen persönlichen Rückmeldungen direkt auf das Smartphone von 116 Testhaushalten in drei Gemeinden im Bezirk Tulln wurden die Mülltrennung und die Recyclingquote durch die Anwendung von Künstlicher Intelligenz verbessert. Ein sogenannter Wertstoffscanner im Sammelfahrzeug erkennt mit unterschiedlichen Sensoren/Kameras und einem neuronalen Netzwerk, ob im Restmüll Fehlwürfe wie z.B. Plastikverpackungen sind. Die Ergebnisse zeigen, dass allein schon das Wissen über das Monitoring – ähnlich wie bei einem leeren Radarkasten – zu einer Verhaltensänderung führt.

Wertstoffscanner
Ein sogenannter Wertstoffscanner im Sammelfahrzeug erkennt mit unterschiedlichen Sensoren/Kameras und einem neuronalen Netzwerk, ob im Restmüll Fehlwürfe wie z.B. Plastikverpackungen sind.