Kommunale Sommergespräche
„Wir müssen ins Tun kommen, und das bald“
Othmar Karas rief den Anwesenden in Erinnerung, dass der Green Deal im Grunde auf einem Begriff der 1980er Jahre fußt, die sozioökonomische Marktwirtschaft. Es bedeutet, dass eine Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Umwelt und sozialem Zusammenhalt für eine prosperierenden Zukunft Europas notwendig ist. Und er mahnte, dass „keines der damals beschlossenen Ziele erreicht worden“ sei. Er schrieb der Politik ins Stammbuch, dass aus sie „Zukunftsverantwortung hat“.
„Viele sind bei den globalen Krisen überfordert, manche schauen nur mehr auf den nächsten Wahltag – aber darüber hinaus passiert nichts“ monierte Karas. „Wir lassen uns für Ziele feiern, setzen aber dann keine Maßnahmen. Wir machen uns auch zu wenig Gedanken über die Auswirkungen der Ziele, was geschieht soll und wird, wenn wir uns ein Ziel setzen.“
Die USA und China seien mittlerweile bei Themen wie Photovoltaik und KI Europa weit voraus – während Europa noch diskutiert. Karas: „Unser demokratisches System darf es nicht zum Nulltarif geben, billiges Gas und die Auslagerung der Produktion von Arzneien in autoritären, aber billigen, Regimen ist der falsche Weg.“ Made in Europe sollte unser Ziel sein, und das ist ein zentraler Baustein des Green Deal. Es sei eben auch ein Aufruf zu gemeinsamer, entschlossener Aktion, ein Aufruf zur Stärkung unserer Standorte.
Entwicklung der KI lässt sich nicht vorhersagen
Martin Kocher nahm den Ball auf, mit einem genaueren Blick auf KI-Entwicklungen. „Jeder hier im Raum hat in den letzten Minuten auf Handy geschaut, etwas beantwortet, etwas geschrieben – das hat alles auch mit KI zu tun.“ KI ist schon seit zehn Jahren Thema – also nichts neues. Aber auch wenn es zahlreiche Prognosen gäbe, wohin der Weg geht, wirklich wissen tun wir nichts. Microsoft habe Prognosen zu KI in Alpbach vorgestellt, allein sind diese Prognosen sehr unsicher und daher muss man vorsichtig sein mit Vorhersagen zu Technologien.
Veränderung wird es geben, was wir tun müssten, sei Unterstützung zu bieten – auch in Gemeinden. „Die Chancen sind groß, aber wir müssen weiter intensiv daran arbeiten“, so Kocher.
Große Chancen – aber auch große Schwierigkeiten
Das erste Podium des Freitags war besetzt mit wirtschaftlichen Big-Playern. Gerhard Christiner von der APG, Henrik Henrikson von der schwedischen H2 Green Steel Company, Michael Strugl vom Verbund, Kurt Svoboda von der Uniqa und eben Martin Kocher.
Und sie alle waren sich einig, Christiner für die Netze, Henrikson für die Erzeuger, Strugl für die Energielieferanten und Svoboda für die Investoren, dass wir in Europa nicht konsequent genug mit der Bewältigung der „Transformation“ sind. Unisono forderten sie einen mehr pragmatischen und weniger ideologischen Zugang ein. Wieder einmal kam das Beispiel, dass ein Wasserkraftwerksbau nicht wegen einer „Haselmaus“ gestoppt werden dürfe – als Sinnbild für die teils überbordenden Verfahrenslängen. Würde sich das nicht ändern, würde weiter investiert werden, allerdings möglicherweise nicht mehr in Österreich.
Die Herausforderungen sind überall gleich
Es zeigte sich aber auch, dass diese Diskussionen nicht nur bei uns geführt werden, sondern beispielsweise auch in Schweden (das in der Nähe von Boden in Nordschweden gelegene Werk von H2 Green Steel wird das weltweit erste integrierte Stahlwerk auf Basis von erneuerbarem Wasserstoff sein). Und während in Nordschweden das Potenzial für grüne Energieerzeugung liegt, fehlt es an den Netzen zu den Verbrauchern im Süden des Landes.
So gibt es auf allen Ebenen Widersprüche, der Natur- und Tierschutz und der Hunger nach Energie erfordere eine Priorisierung – was wollen wir wirklich. Wirtschaftlich sei es eine große Chance, aber wenn wir nichts tun würden, liege auch eine große Gefahr.
Die abschließende Frage, was zuversichtlich stimmen würde, auf den Punkt gebracht: Der Weg zurück ist ausgeschlossen, das Wissen ist da, wir müssen ins Tun kommen! Und dabei die Bevölkerung mitnehmen.
Alle Impulsvorträge und Diskussionsrunden sind in Kürze nachzuschauen auf sommergespraeche.at, wo der gesamte Livestream der KSG verfügbar sein wird.