Accumoli
Blick auf die zerstörte Altstadt von Accumoli. Die Gemeinde wurde im 12. Jahrhundert gegründet und gehörte bis 1860 zum Königreich Neapel. Am 24. August 2016 (wie schon einmal 1639) wurde das Dorf von einem Erdbeben weitgehend zerstört.
© Concilio Europeo dell‘Arte/Renate Prünster-Deschauer, Donau-Uni Krems

Wie in Italien Dörfer revitalisiert werden

4. Juli 2021
Die Ausstellung „BORGOALIVE! – #SmartNeigh­bourhood“ beschäftigt sich anlässlich der Biennale in Venedig mit der Revitalisierung von Italiens Dörfern. Die Schau zeigt noch bis 21. November 2021 die „Scuola di Ricostruzione Accumoli“ und deren Leistungen für den Wiederaufbau zerstörter Dörfer.

In ihrer 17. Internationalen Architekturausstellung rückt Kurator Hashim Sarkis bei der Biennale di Venezia die Frage nach dem Zusammenleben ins Zentrum: „How will we live together?“ Von 22. Mai bis 21. November 2021 verwandeln dabei 63 nationale Beiträge sowie 17 sogenannte kollaterale Events in den Gärten, dem Arsenal und dem historischen Stadtzentrum ganz Venedig in einen großen Kunst- und Kulturvermittlungsraum.

Die aktuelle Ausstellung „BORGOALIVE! – #SmartNeighbourhood“ des Verbands Concilio Europeo dell’Arte (CEA) in der Galerie InPara­diso setzt das kollaterale Event „BORGHI OF ITALY #no(f)earthquake“ aus dem Jahr 2018 fort. Die Beteiligten an der Ausstellung – neben der Universität für Weiterbildung Krems sind das die Gemeinden Accumoli, Venzone und Esino Lario sowie CEA – illustrieren die Herausforderungen, die der Revitalisierungsprozess von Dörfern in sich birgt. Mit ihrem Beitrag schließen sie auch an die Fragestellung des Zusammenlebens, das Leitmotiv der heurigen Biennale, an.

Italiens Dörfer als Lebensraum

Die Bedeutung der Dörfer darf nicht unterschätzt werden, machen sie doch 70 Prozent von Italiens Territorium aus. Nach Jahrzehnten der Marginalisierung wird den Dörfern heute wieder Aufmerksamkeit in politischen, wirtschaftlichen und sozialen Kontexten geschenkt.

Gerade die Dörfer wurden in Italien auch besonders von Erdbeben getroffen. Ausgehend vom konkreten Fall des Wiederaufbaus von Venzone gestaltete Roberto Pirzio-Biroli, Kurator, Architekt und Mitarbeiter am Zentrum für Baukulturelles Erbe an der Universität für Weiterbildung Krems, die Ausstellung und präsentiert die „partizipative Methode“, die beim Wiederaufbau zur Anwendung kam.

Roberto Pirzio-Biroli
Roberto Pirzio-Biroli, Kurator, Architekt, Mitarbeiter der Donau-Uni Krems, und sein Ansatz „Dov’era, com’era“ (zu Deutsch: wo es war, wie es war), den er erstmals beim Aufbau der friulanischen Gemeinde Venzone nach ihren erdbebenbedingten Zerstörung im Jahr 1976 anwandte.

Diese Methode kann auch als Blaupause für den Aufbau Accumolis dienen, das infolge einer Erdbebenserie in den Jahren 2016 und 2017 weitgehend zerstört wurde.

Mit der Gründung der Wiederaufbauschule von Venzone und Accumoli wird auch insbesondere der Gemeinschaftssinn der Bevölkerung angesprochen, da durch die Erdbeben nicht nur Gebäude, sondern auch die Fundamente der Gemeinschaft beschädigt wurden. Ökonomische und ökologische Aktionskreisläufe sind ebenso betroffen wie soziale, kulturelle und religiöse Strukturen.

Aus diesem Grund wurde der Ansatz „Dov’era, com’era“ (zu Deutsch: wo es war, wie es war) gewählt, den Roberto Pirzio-Biroli erstmals beim Aufbau der friulanischen Gemeinde Venzone nach ihrer erdbebenbedingten Zerstörung im Jahr 1976 anwandte. 

Über die Wiederaufbauschule Accumoli

Universitäten und Forschungsinstitutionen setzen sich in ihren Lehr- und Forschungstätigkeiten mit Fragestellungen des Wiederaufbaus der durch die Erdbeben der Jahre 2016 und 2017 zerstörten Städte Mittelitaliens auseinander. So auch das Department für Bauen und Umwelt der Universität für Weiterbildung Krems, die sich seit vielen Jahren intensiv in ihrem gesamtuniversitären Forschungsschwerpunkt „Kulturelles Erbe“ unter anderem mit der Denkmalpflege und dem Kulturgüterschutz beschäftigt.

Die „Schule des Wiederaufbaus“ in der Stadt Accumoli soll diese Aktivitäten bündeln, vernetzen und weiterentwickeln. Betrieben wird die Schule von den Partnerinstitutionen, den zuständigen politischen und behördlichen Verantwortlichen, den lokalen Planungsbüros sowie von der betroffenen Bevölkerung selbst.

Die Räumlichkeiten der „Scuola di Ricostruzione“ werden von der Stadt Accumoli den Partnerinstitutionen für ihre Lehr- und Forschungsaktivitäten, in terminlicher Koordination mit anderweitigen geplanten touristischen Aktivitäten, zur Verfügung gestellt.