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Kommunikation

Wie Gemeinden Social Media richtig nutzen

Wenn man sich als Gemeinde für eine passendes Social-Media-Plattform entschieden hat und das erstes Posting abgesetzt hat, beginnt das Problem: Die 5.000 Zeichen Abhandlung über die Bauordnung, sind seit Tagen draußen und gerade einmal 17 Menschen wurden erreicht. Es ist klar: Nicht jeder Inhalt eignet sich für Social Media. Also – wie macht man es nun richtig?

Erstmals müssen Sie wissen, dass Sie gegen einen mächtigen Gegner antreten. Alle Social-Media-Plattformen spielen nicht jeden Inhalt in die Neuigkeitenfeeds Ihrer Fans. Dazwischen filtert immer ein Algorithmus, was für die Nutzer interessant ist. Und dafür ist entscheidend, ob Menschen Ihre Nachricht lesen, darauf reagieren oder sie gleich wegwischen.

Kurz: Wenn Ihre Leser auf Ihre Postings reagieren, werden diese öfter ausgespielt. 
Ihre Versuche sind dann erfolgreich, wenn jemand

  • Ihren Beitrag vollständig liest,
  • einen Kommentar schreibt,
  • ein Like (oder eine andere Emotion) abgibt,
  • Bilder anklickt
  • Links anklickt,
  • Ihren Beitrag teilt.

Leser nach ihrer Meinung fragen

Um Nutzern diese Reaktionen zu entlocken, gibt es einige Werkzeuge. Sie können Ihren Nutzern etwa Fragen stellen oder interaktive Inhalte wie Umfragen einbauen. Wenn man Nutzer immer wieder ermuntert, einen Kommentar zu hinterlassen oder den Beitrag zu teilen, dann wird das auch öfter passieren.

Auch ein „Call to Action“, etwa die Aufforderung, eine Veranstaltung zu besuchen, bringt Interaktionen. Besonders viele Reaktionen bekommen Gemeindeseiten, wenn sie die User nach ihrer konkreten Meinung zu einem Thema befragen. Etwa, welche Farbe der neue Anstrich der Buswartehäuschen haben soll oder Ähnliches. 

Kein „Behördensprech“

Aber auch all diese Anstrengungen werden erfolglos sein, wenn Sie sich nicht vom „Behördensprech“ trennen. Machen Sie Ihren Kopf frei vom Alltag der Amtsstube und versetzen sich in die Köpfe Ihrer Nutzer. Was würde Ihren Nachbarn, der keinerlei Ahnung von der Gemeindeordnung hat, interessieren? Was Ihre Oma und was Ihre Tochter? Schreiben Sie leicht verständlich, aber nicht seicht, erzählen Sie Geschichten und keine Abhandlungen. Auch die Liebe zu maßgeblichen Details zeichnet gute Geschichtenerzähler aus. Aber immer gilt: Klarheit geht vor Stil, kurz ist besser als lang, Alltagssprache und niemals Politsprech.

Wie gewinnt man Aufmerksamkeit?

Die Aufmerksamkeit des Lesers erreicht man über folgende Elemente:

Das Bild

Das wichtigste Element. Verwenden Sie eigene Bilder statt Stock-Material. Nähe ist wichtiger als die Qualität der Aufnahme. Untersuchungen haben gezeigt: Ein Foto des Lagerhaussilos in der Gemeinde erzeugt mehr Aufmerksamkeit als Bilder einer Explosion in Südamerika. 

Überschrift und erster Satz sind entscheidend

Wenn Sie den Leser hier nicht gewonnen haben, ist alles zu spät.

Mut zur Pointe!

Eine Pointe verleiht Glanz und fängt die Leser geradezu ein. 

Welche Inhalte?

Nach dem „Wie“ stellt sich nun die Frage nach dem „Was“. Welche Inhalte sind laut Untersuchungen erfolgreich auf Social Media? Hier gibt es fünf Kategorien, die Erfolg versprechen.

Erstens: konkrete Hilfs- und Serviceangebote. Überlegen Sie sich, wie Sie all den Menschen das Leben durch Ihr Posting ein wenig leichter machen können, dann sind Sie auf einem guten Weg. Sagen Sie Ihren Bürgern, dass das Bauamt jetzt auch online erreichbar ist, dass man mit der neuen App nun auch am Wochenende ins Altstoffsammelzentrum kann und unter welchem Link man seine Poolbefüllung im Frühjahr anmelden soll. Geben Sie Tipps und verraten Sie Tricks. 

Beliebt in ihrer Community sind auch Lernbeiträge. Erklären Sie kurz, wieviel Liter Abwasser täglich in der Kläranlage gesäubert werden. Veröffentlichen Sie eine Zahl des Tages, in der Sie die Länge Ihres Wasserleitungsnetzes angeben. Oder warum die Turmuhr am Rathaus 1912 falsch ging und deswegen Verwirrung um den Besuch des Kaisers herrschte. So erklären Sie nicht nur das „Behördenhandeln“ sondern schaffen auch eine Bindung der Bürger zum Ort.

Besonders relevant sind Postings, wenn sie aktuelle Informationen bieten, die Ihre Community dringend braucht. Etwa die Testangebote in der Corona-Zeit sind ein gutes Beispiel. Oder wann die Hainfelderstraße wegen Leitungsarbeiten gesperrt wird und wie die Umleitung aussieht. Auch der Fund einer Fliegerbombe bei Bauarbeiten und die Maßnahmen oder ein Einsatz der Feuerwehr sind guter Inhalt auf Ihrer Gemeindeseite.

Eine vierte Kategorie von möglichen Erfolgspostings sind Menschen und ihre Geschichten. Angenommen, Sie möchten vor Weihnachten den Mitarbeitern danken, die das Gemeindeleben über die Feiertage aufrecht halten. Das können Sie natürlich mit einem Bild des Bürgermeisters samt Zitat tun. Sie könnten auch Fakten nennen, wieviele Mitarbeiter über Weihnachten Bereitschaftsdienst haben. Oder aber, Sie machen es besser und stellen den Klärwart vor und lassen ihn in einem kleinen Video oder Posting seine Diensterlebnisse zu Weihnachten erzählen. Nichts interessiert den Menschen so sehr wie der Mensch. 

Echte Menschen, die authentisch rüberkommen, sind ein Erfolgsgarant. Portraitieren Sie ihre Kolleginnen und Kollegen im Amt, geben Sie Ihrer Behörde ein oder mehrere Gesichter.

Als letzte Erfolgskategogorie für erfolgreiches Social Media empfehlen wir Ihnen emotionale Inhalte. Das ist alles, was Ihren Nutzern ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sie wütend macht oder zum Nachdenken anregt. Ist das wirklich die Aufgabe einer Gemeinde? Ja, wenn es kein Selbstzweck ist, sondern ernsthafte Kommunikation. Etwa das Foto der angezündeten Parkbank und der Mitarbeiter der sie neu geschliffen und lackiert hat. Samt Kosten. Oder ein humorvolles Bild der Statue am Hauptplatz, der jemand einen Partyhut aufgesetzt hat, mit dem Hinweis. dass auch der Altbürgermeister sich schon fürs Stadtfest vorbereitet hat. 

Ein Augenzwinkern ist auch im trockenen Behördenalltag drinnen. Und schließlich erwecken auch Bilder Emotionen. Ein Sonnenaufgang, der erste Schnee, ein Bild vom Christkindlmarkt oder Archivbilder aus der Topothek. All das ist pure Emotion und wird Sie auf Social Media erfolgreich machen.