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So leicht ist Energiesparen

13. Juni 2018
Gebäude energieeffizient bauen oder sanieren, senkt die Energiekosten und verringert die Abhängigkeit von Einfuhren. Doch die Anfangskosten schrecken viele Kommunen ab. Die können aber vermieden werden – mit einem sogenannten Energieleistungsvertrag.

Gebäude, die in kommunaler Hand sind, energieeffizient aufzurüsten hat viele positive Effekte für die jeweilige Stadt oder Gemeinde: Energieeffizienz schützt die Umwelt, spart Energiekosten und macht unabhängig vom globalen Energiemarkt. Das ist auch den Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden bewusst.

In 90 Prozent der österreichischen Kommunen ist Energieeffizienz ein bedeutendes Thema. Das geht aus einer repräsentativen Online-Befragung bei 255 Bürgermeistern, Amtsleitern und Gemeindemitarbeitern hervor, die Pitters Trendexpert für den Österreichischen Gemeindebund und den Kommunal-Verlag durchgeführt hat. Besonders großen Handlungsbedarf sehen die Befragten bei Elektroinstallationen, Gebäudebeleuchtung, Gebäudeautomation und thermischer Sanierung. Wichtigstes Ziel für die Gemeindevertreter ist dabei derzeit, den CO2-Verbrauch zu verringern. Die meisten Kommunen geben an, dass sie aktuell an der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen arbeiten.

Was ist ein Energieleistungsvertrag?

Wenig überraschend ist dabei das größte Hindernis für 88 Prozent der Befragten: das fehlende Budget. Deshalb halten auch 94 Prozent der Befragten eine bessere Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen für eher wichtig oder wichtig. Die Möglichkeit, einen Energieleistungsvertrag mit einem Energiedienstleister zu schließen, ist dabei vielen nicht bekannt.

Energieleistungsverträge können private Auftragnehmer mit der Regierung oder anderen privaten Stellen schließen. Die Energiesparmaßnahmen werden dabei vom Auftragnehmer vorfinanziert und über die Energiekosteneinsparungen abbezahlt. So fallen die Initialkosten für den Auftraggeber weg. Dem Auftraggeber gegenüber werden die Einsparziele in einem Einspar-Contractingvertrag garantiert. Der Vertrag wird über einen festgelegten Zeitraum abgeschlossen, in dem sich die Investitionen aus den Einsparungen refinanzieren müssen. Das Risiko liegt dabei beim Auftragnehmer.

Die Vertragsart kann für Kommunen, die Energieeffizienzmaßnahmen durchführen wollen, sehr sinnvoll sein. Gleichzeitig ist sie allerdings schwer zu erfassen, da sie häufig auch Merkmale eines Miet-, Dienstleistungs-, Mietkauf- oder Darlehensvertrags aufweist.

Leitfaden für Gemeinden

Um es öffentlichen Stellen, wie den Kommunen, zu erleichtern, Energieleistungsverträge zu schließen, hat Eurostat nun einen Leitfaden zur Erfassung von Energieleistungsverträgen in Staatskonten veröffentlicht.

Mit dem Eurostat-Leitfaden sollen öffentliche Stellen mehr Möglichkeiten erhalten, derartige Verträge zu nutzen. Es wird darin unter anderem erklärt, unter welchen Umständen die Verträge außerhalb staatlicher Haushaltsbilanzen erfasst werden können. „Mit dem Leitfaden werden Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen für Schulen, Krankenhäuser und andere öffentliche Gebäude erleichtert, die immerhin mehr als zehn Prozent des gesamten Gebäudebestands in der EU ausmachen", sagt Miguel Arias Cañete, Kommissar für Klimapolitik und Energie. So sieht es auch die EU-Kommissarin für Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräftemobilität, Marianne Thyssen, die auch für Eurostat zuständig ist.

Energieeffizienz hat Priorität

„Europa braucht Investitionen", sagt Thyssen. „Mit diesem Leitfaden machen wir deutlich, wie Behörden jetzt auch im Energiebereich investieren können, ohne dass Abstriche bei den Grundsätzen der öffentlichen Rechnungslegung gemacht werden. Die Förderung von Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen hat auch eine wichtige soziale Funktion, weil dies eben auch Gebäuden der öffentlichen Hand wie etwa Sozialwohnanlagen zugute kommt."

Die Energieleistungsverträge sind Teil eines ehrgeizigen Energieplans der Europäischen Kommission. Im November 2016 legte die Kommission das Paket „Saubere Energie für alle Europäer" vor. Damit soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU erhalten bleiben, wenn sich die globalen Energiemärkte mit der Umstellung auf saubere Energien verändern. Ehrgeizige Pläne zur Energieeffizienz waren die zentralen Elemente dieses Pakets. „Energieeffizienz hat für uns höchste Priorität", sagt auch Arias Cañete. „Energieeffizienzmaßnahmen sind auch ein wirksames Mittel gegen die Energiearmut, die diese Kommission an der Wurzel bekämpfen möchte."