Schnelle Diagnose statt langer Wartezeit
Aus einem Ergebnisbericht des Ministeriums geht hervor, dass zahlreiche Angebote in diesem Bereich genutzt werden, Tendenz steigend. Beispielsweise wird häufig Telemonitoring zur Überwachung des Gesundheitszustandes von Patienten eingesetzt. (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes). Aber auch Teletherapie gewinnt immer mehr Raum im täglichen Arbeiten der Mediziner und Medizinerinnen in Österreich, die Rufnummer 1450 wird beispielsweise erfolgreich seit Jahren zur Patientenlenkung und Entlastung der Krankenhausambulanzen betrieben.
Aber auch die Behandlung von gesundheitlichen Problemen mittels Videotelefonie wird von Ärzten, Patientinnen und Patienten immer häufiger genutzt, befeuert durch die Ausgangsbeschränkungen in den „Corona-Jahren“. Die Verbesserung der Betreuungsqualität durch niedergelassene Ärzte, gerade im ländlichen Bereich, soll mit all diesen Initiativen und Projekten massiv verbessert werden.
Tele-Dermatologie in der Steiermark
In der Steiermark geht man mit einem mittlerweile gut laufenden „telemedizinischen Pilotprojekt“ im Hinblick des drastischen Fachärztemangels einen ganz besonderen Weg.
Die Dermatologin Edith Arzberger bietet gemeinsam mit anderen Dermatologen, mit den Projektpartnern Medizinische Universität Graz, Gesundheitsfonds Steiermark, der steirischen Ärztekammer und der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), sowie mit dem Unternehmen EdermConsult, das sich auf Tele-Dermatologie-Lösungen spezialisiert hat, ein großflächiges Teledermatologie-Angebot im Bezirk Liezen an.
In einem Workshop am Kommunalwirtschaftsforum 2024, das kürzlich in Bad Ischl stattgefunden hat, stellte die Medizinerin das Konzept der Tele-Dermatologie vor, das gute Chancen hat, in ganz Österreich ausgerollt zu werden.
Der Zugang zur Tele-Dermatologie ist ein einfacher: Die Patientinnen und Patienten wenden sich über die Projekt-Homepage direkt an die Fachärztinnen und Fachärzte. Nach Registrierung, Fotodokumentation und genauer Schilderung des Problems, sowie Bezahlung des Privathonorars (Teilrückerstattung durch die Krankenkasse ist möglich) sendet man die Anfrage ab, und erhält die Diagnose binnen zweier Arbeitstage.
Rasche Rückmeldung, kurze Wege
Die Vorteile dieser Erstauskunft liegen auf der Hand. Die Facharztpraxen sind aufgrund des generellen Ärztemangels überlastet, man müsse immer wieder Menschen abweisen, erklärt die Ärztin. Jene, die einen Termin ergattern, seien jedoch oft mit langen Wegzeiten sowie mit einer Wartezeit von bis zu einem halben Jahr und länger konfrontiert. Steigender Frust bei allen Beteiligten ist hier die logische Konsequenz. Durch teledermatologische Konsultationen könne man die Dramatik deutlich abfedern und die Patientenversorgung entscheidend verbessern, gerade in jenen Gebieten, wo Fachärzte fehlen.
In Liezen/Leibnitz geht man noch einen Schritt weiter. In Kooperation mit niedergelassenen praktischen Ärzten können aktuell auch Anfragen vom praktischen Arzt zum Facharzt gesendet werden. Wichtiges Plus für Patientinnen: der Weg zum Dermatologen entfällt, der persönliche Kontakt zum betreuenden praktischen Arzt ist aber gegeben, dieser übernimmt auch die für ältere Leute oftmals schwer zugängliche digitale Kommunikation.
Standards und Schulungen
Eine gute Einschulung der zuweisenden Hausärztinnen in die Handhabung eines zur Verfügung gestellten i-pads mit Auflichtkamera werde im Rahmen des Teledermatologie Projektes durchgeführt, seitens der Fachärztinnen sind fünf (standardisierte) Antworten möglich:
- Keine Therapie indiziert
- Hausarzt kann das Problem behandeln
- Akuttermin binnen drei Tagen beim Dermatologen
- Normaltermin (Kontrolle) beim Dermatologen binnen drei Monaten
- sofortige Vorstellung in der nächsten Klinik.
Die Zahlen des Teledermatologie Projektes in der Steiermark sprechen für sich. So wurden bis Dezember 2023 innerhalb von vier Jahren Laufzeit rund 4000 Patientinnen und Patienten von 32 praktischen Ärzten und vier Dermatologen gemeinsam behandelt.
Rund 20 Prozent der Anfragen erforderten keine weitere Therapie, 62 Prozent konnten vom Hausarzt weiterbehandelt werden, inklusive drei Prozent, die sich als anderweitige Erkrankungen herausstellten. 10 Prozent der Diagnosen erforderten eine sofortige Vorstellung beim Dermatologen, 4 Prozent der Patientinnen und Patienten wurden um Kontrolle binnen der nächsten drei Monate beim Facharzt gebeten und rund 40 Personen (1 Prozent) wurde die sofortige Vorstellung im Krankenhaus geraten.
Vor- und Nachteile des Projektes
Vorteil für die Ärzte und Fachärzte: von rund 4 000 Konsultationen sind lediglich 14 Prozent in die Facharztpraxis geleitet worden, mit entsprechenden Erkrankungen, die einen Besuch erforderlich machten. Das Projekt folgt einem einfachen Konzept, das von der Freiwilligkeit der Mitwirkenden getragen werde. Es fördert den Austausch und die Kommunikation zwischen den Ärzten.
Vorteil für die Patientinnen und Patienten: kurze Wartezeiten, in 86 Prozent der Fälle musste man keine langen Wegzeiten in Kauf nehmen und konnte seine Erkrankung mit dem Hausarzt klären. Rund 40 Personen mit bösartigen Erkrankungen wurden schnell und zielsicher ins Krankenhaus geleitet.
Als Nachteile des Projektes sehe man laut Arzberger einerseits den fehlenden persönlichen Kontakt zwischen Patientinnen, Patienten und dem diagnostizierenden Facharzt, das mögliche Risiko einer Fehldiagnose und den „Verlust“ von Ordinationen.
Die „Haftungsfrage“ werde auch genannt, allerdings sei dies einfach durch eine Ergänzung der Haftpflichtversicherung gelöst, erklärt Arzberger.
Ausweitung ist möglich
Seit Jänner 2024 wird das Teledermatologie Projekt unter steirischer Leitung auch in ganz Tirol ausgerollt. Andere Bundesländer, beispielsweise Oberösterreich und das Burgenland befinden sich ebenfalls in der Planung eines solchen Projektes.
Die Übernahme in den Regelbetrieb ist in der Steiermark durchaus bald realisierbar, der bundesweite Einsatz ist denkbar.
Telemedizin beim Roten Kreuz
Auch das Rote Kreuz Steiermark setzt im täglichen Einsatz seit Februar 2024 telemedizinische Betreuung ein.
Bereits 2022 hatte das Land Steiermark verkündet, dass im Rettungsdienst künftig auf Telemedizin gesetzt werden soll. Die Umsetzung läuft.
Ziel ist der Austausch des Teams der Rettungswägen mit den Notärzten per Telefon oder Videotelefonie, um Vitalparameter des Patienten – beispielsweise Blutdruck, EKG oder Sauerstoffsättigung – an einen Tele-Notarzt, der nicht unmittelbar am Einsatzort ist, übertragen zu können. Derzeit wird das Projekt in der Steiermark ausgerollt.
Was ist Telemedizin?
Unter Telemedizin versteht man die Bereitstellung oder Unterstützung von Leistungen des Gesundheitswesens mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), wobei der Patientin bzw. Patient und der Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) oder zwei GDA Übertragung medizinischer Daten für die Prävention, Diagnose, Behandlung und Weiterbetreuung von Patientinnen und Patienten in Form von Text, Ton und/oder Bild.
Telemedizin umfasst eine große Vielfalt an Anwendungen wie z.B. das Telemonitoring als die medizinische Überwachung des Gesundheitszustandes von Patientinnen und Patienten aus der Entfernung, die Teletherapie, bei der ein GDA aktiv aus der Entfernung in die Behandlung von Patientinnen und Patienten eingreift, das Telekonzil, in dessen Rahmen vom behandelnden GDA die Zweitmeinung eines entfernten GDA, etwa zur Fernbefundung in der Radiologie, eingeholt wird oder die Telekonferenz, bei der ein entfernter GDA einer laufenden medizinischen Behandlung durch einen anderen GDA beigezogen wird.
Weiterführende Links und Ansprechpartner bei Interesse
www.sozialministerium.at
https://edermconsult.com
hautaerztin-arzberger.at
www.aerztekammer.at
https://www.gesundheitskasse.at/
Quelle: Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz.