Bewässerung
Regenwasser für den Garten, griffbereit
Vorausschauende Städte und Gemeinden werben dafür nach dem Motto: „Wasser gibt es bei uns genug, Regen auch. Trinkwasser zu sparen und Regenwasser zu nutzen macht trotzdem Sinn. Langfristig spart das Geld und schont die Grundwasservorräte. Aber es werden auch die Mischwasserkanäle entlastet, Gewässer vor Schadstoffeinträgen geschützt und Keller vor Überschwemmung bewahrt.“
Regenwasser kann durch Filter im Zulauf einfach gereinigt und problemlos gelagert werden. Der kalkfreie Rohstoff hilft, für Toilettenspülung, Waschmaschine und Bewässerung Trinkwasser zu sparen – in Einzelfällen bis zu 50 Prozent.
Eine Anlage zur Regenwassernutzung ist Stand der Technik. Sie besteht aus Sammelleitungen mit Filter und Speicher/Überlauf, einem Leitungssystem zu den Verbrauchsstellen sowie der Pumpentechnik mit automatischer Trinkwasser-Nachspeisung. Wer nur den Garten bewässert, kann auf die Nachspeisung verzichten.
Ertrag und Bedarf gegenüberstellen
In Österreich regnet es zu jeder Jahreszeit. Doch von Woche zu Woche variieren Menge, Intensität und zeitliche Verteilung. Berechnungen des Regenwasserertrags basieren auf regionalen Wetterdaten der Vergangenheit. Mit der Prüfung, ob Ertrag und Bedarf in einem guten Verhältnis stehen, beginnt die Planung einer Anlage zur Nutzung von Niederschlagswasser. Hier ein Beispiel:
62,5 m³ Regenertrag sammelt ein Einfamilienhaus mit Ziegeldach pro Jahr in Linz/Oberösterreich, aus Multiplikation von:
- Jahresniederschlag in Linz 800 mm = 0,8 m (1 mm entspricht 1 Liter pro m²)
- Gebäudemaß mit Dachüberstand: Traufe 13,4 m, Giebel 8,1 m (Auffangfläche = horizontale Dachprojektion, hier 108,5 m²)
- Ertragsbeiwert, bei Ziegeldach 0,8 (d.h. um 20 % geringerer Ertrag durch Verspritzen, Aufsaugen, Verwehen)
- Hydraulischer Wirkungsgrad, ohne spezielle Regenwasserbehandlung 0,9 (d. h. um 10 % geringerer Ertrag durch gelegentlichen Speicherüberlauf)
57 m³ Jahresbedarf besteht für die Bewässerung bei 950 m² Garten. Laut langjähriger Erfahrung von Landschaftsgärtnern
- benötigt ein Quadratmeter Nutzgarten/Grünanlage zusätzlich zum Niederschlag pro Jahr 60 Liter (0,06 m³/m²). Bei 950 m² sind das 950 m² x 0,06 m³/m² = 57,0 m³ pro Jahr. Doch Vorsicht, je nach Bodenart (sandig, locker) und Mikroklima (viel Wind oder warm) variiert der Bewässerungsbedarf bis zum 4-fachen des hier angenommenen Wertes!
Trockenzeiten bedenken
Wie ergibt sich nun die Speichergröße?
Gemäß ÖNORM EN 16941-1:2018-07-01, vereinfachtes Verfahren in Anhang A.2.1, wird von Ertrag und Bedarf das kleinere Volumen, hier 57 m³, gewählt. Dann wird der daraus resultierende Regenwasserbedarf von 156 Liter/Tag (57.000 Liter/Jahr geteilt durch 365 Tage) mit 21 Tagen multipliziert.
Dieser Zeitraum gilt als Dauer der statistisch für Deutschland ermittelten Trockenperiode. Das Ergebnis ist ein Nutzvolumen von 3,3 m³, bei zuvor vollem Speicher theoretisch ausreichend für drei niederschlagsfreie Wochen. Dass Ertrag und Bedarf nicht weit auseinander liegen und der Ertrag der größere Wert ist, sind gute Voraussetzungen. Dann wird bei starkem Niederschlag der Speicher gelegentlich überlaufen, in der Regel ist aber genug Vorrat da.
Korrekturbedarf bei der Speichergröße besteht allerdings, wenn das Sommerhalbjahr betrachtet wird. Die oben genannte überschlägige Berechnung geht von einem gleichmäßigen Niederschlag und einem gleichbleibenden Bewässerungsbedarf im Jahresverlauf aus.
Tatsächlich aber wird im Winter nichts und in der Vegetationszeit eine höhere Tagesmenge für den Garten gebraucht. Ein Zuschlag von 0,5 m³ macht in diesem Fall Sinn, und bei Annahme von fünf statt drei Wochen Trockenperiode sind es weitere 2,5 m³, ergibt zusammen eine Speichergröße von 6,3 m³. Wer das Ergebnis schneller haben möchte, nutzt ein Online-Bemessungsprogramm, z. B. www.mall-zisterne.at.
Speicherüberlauf bevorzugt versickern
Wohin mit dem überlaufenden Niederschlagswasser bei vollem Speicher? Früher war der Anschluss der Regenwasserleitung an den Kanal der Kommune vorgeschrieben und kostenlos. Heute wird das untersagt, und falls ausnahmsweise zugelassen, wird dafür Gebühr verlangt. Deshalb sollte die Überlaufmenge nach Möglichkeit versickert und die erforderliche Größe der Sickermulde gemäß Angabe des örtlichen Tiefbau- oder Umweltamtes bemessen werden:
- 10-15 % der Dachgrundfläche ist bei sandigen Böden oft die erforderliche Muldenfläche, um zu gewährleisten, dass auch bei Starkregen mit der vorhandenen ortsspezifischen Bodendurchlässigkeit das Rückstauvolumen von 30 cm Muldentiefe ausreicht und die Mulde nach spätestens 24 Stunden leer ist.
- Fehlt ein Hinweis der Kommune, wird die Größe der Sickermulde nach den technischen Regeln errechnet, z. B. durch Sachverständige unter Berücksichtigung des ÖWAV-Regelblattes 45 (2015) und der ÖNORMEN B 2506 Teile 1-3 (2016, 2012, 2018).
- Trotz vorhandenem Regenspeicher gilt die komplette Dachfläche als Bemessungsgrundlage, da im schlechtesten Fall von einem vollen Speicher ausgegangen werden muss.
- Kann oder darf ausnahmsweise nicht versickert werden, mündet der Überlauf mit Erlaubnis der zuständigen Behörden in die Kanalisation.
Einbau, Inbetriebnahme und Instandhaltung
Der Einbau eines Regenspeichers aus Beton ist einfach, wenn der komplette Behälter mit Abdeckung vom Kran des Lieferfahrzeugs in die vorbereitete Baugrube versetzt werden kann.
Der Transport erfolgt in der Regel direkt ab Herstellerwerk, zum vereinbarten Zeitpunkt, ohne Zwischenlagerung. Ein Sand- oder Splittbett genügt als Auflage in der Baugrube. Zum Verfüllen darf Material des Aushubs wiederverwendet werden. Werden diese Aspekte in die Kalkulation einbezogen, bestehen oft Preisvorteile gegenüber anderen Speicherwerkstoffen. Sind für die Rohrverbindungen bereits Öffnungen mit Dichtungsmanschetten im Fertigteilbehälter vorhanden, erleichtert das die Montage.
Von Marktführern wird Zubehör wie Filter-, Pumpen- und Entnahmetechnik gleich mitgeliefert, auf Wunsch auch Material zur Kennzeichnung von Leitungen und Entnahmestellen. Was davon nötig und hilfreich ist, nennt ÖNORM EN 16941-1:2018-07-01 in den Kapiteln 8-11.
Technik braucht grundsätzlich Inspektion und Wartung, um dauerhaft zu funktionieren. Das gilt auch für Anlagen zur Nutzung von Regenwasser, obwohl der Aufwand für die Instandhaltung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weniger geworden ist.
Der richtige Zeitpunkt für die jährliche Wartung ist der Herbst. Vor der Frostperiode sollte die Anlage zur Regenwassernutzung winterfest gemacht werden. Es lohnt sich dann auch, den Filter nochmals von Laub zu befreien und gründlich zu reinigen. Was sonst zu tun ist, steht auf einer zweiseitigen Liste im Anhang D der ÖNORM EN 16941-1:2018-07-01.
Weitergehende Informationen:
- ÖNORM EN 16941-1:2018-07-01. Vor-Ort Anlagen für Nicht-Trinkwasser - Teil 1: Anlagen für die Verwendung von Regenwasser. Komitee 122.
- fbr-Wissen. Regenwasser sammeln und nutzen. Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e. V. (fbr). Darmstadt, April 2019. Download kostenlos unter www.fbr.de/publikationen
- Prospekt „Regenwassernutzung“ und Film „Regenspeicher im Garten“, kostenfrei erhältlich unter https://mall-umweltsysteme.at/downloads/