Unterführung
Hohlkörperrigolen des Typs CaviLine haben gegenüber den gebräuchlichen Füllkörperrigolen Vorteile durch den Werkstoff Stahlbeton. Sie sind statisch bestimmt, standsicher, mit Lkw befahrbar und kommen auch bei großen Hohlräumen ohne innere Aussteifungen aus. Lichte Höhe 1,25 m.
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Strasse und Verkehr

Regenwasser im Tunnel. Wollen wir das?

Tunnel und Unterführungen im Straßenverkehr bergen bei Starkregen ein besonderes Risiko. Laufen sie mit Regen­wasser voll, stecken die Verkehrsteilnehmer in der Falle.

Kommunen tun gut daran, beides zugleich im Blick zu behalten: die Dürre als Folge der Trockenheit und lokale Überflutungen als Folge von Starkregen.

„Nicht nur in Europa, sondern auch innerhalb Österreichs gab es große Unterschiede: So war der Juli 2021 im Süden Österreichs zu trocken, andernorts führten Unwetter zu extremen Regenmengen“, meldete Anfang September 2021 die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien. „Unter anderem in Kufstein und Amstetten wurden sogar Niederschlagsrekorde gebrochen.“

Wirksame Starkregenvorsorge gleicht einem Puzzle

Die unangenehmen Auswirkungen der Wetterextreme lassen sich nicht mit einer einzigen Methode vermeiden. Dieses Wissen ist mittlerweile Allgemeingut. Vielmehr brauchen wir ein System von vorbeugenden Maßnahmen, die ähnlich wie Puzzleteilchen das lokal passende Bild der vielfältigen Vorsorge allmählich komplettieren.

Ein solches Puzzleteil kann der Mall-Sickertunnel CaviLine VS sein. Mit Vorfiltervlies und Filtermaterial reinigt er belastetes Niederschlagswasser von Verkehrsflächen. Die Fläche, mit der unterirdisch auf der Tunnelsohle gefiltert wird, steht rechnerisch im Zusammenhang mit dem Bemessungsregen, einem lokalen Wert des am jeweiligen Ort zu berücksichtigenden maximalen Niederschlagsereignisses.

Auch die entwässerte Fläche spielt eine Rolle. Je stärker der Bemessungsregen und je größer die Einzugsfläche, desto mehr Filterfläche wird gebraucht. Die technischen Regeln, speziell die ÖNORM B 2506-3, geben den Planern hierzu Auskunft, auch zur Qualität des Filtermaterials.

Versickern, statt die Flüsse zu belasten

Ist der gesammelte Abfluss von Straßen und Parkplätzen erst einmal unterirdisch gereinigt, liegt es nahe, ihn zu versickern. Damit entsteht eine Win-win-Situation: Die Flüsse bis hin zu Donau und Rhein, zu denen letztendlich (mit ihrem Umweg über die Kläranlage) auch die Schmutzwasserkanalisation gehört, sind von diesen Wassermengen entlastet.

Zweitens wird mit Versickerung der gereinigten Regenabflüsse das Grundwasser angereichert, und das wird mit zunehmender Siedlungsfläche beziehungsweise Versiegelung der Oberfläche immer wichtiger. Denn unter Siedlungsgebieten ist die Tendenz größer, dass der natürliche Grundwasserspiegel absinkt – eine Folge der übermäßigen Regenableitung in Kanälen. Dieses Wasser fehlt dem unterirdischen Wasserreservoir.

Das Verhältnis der Anteile von Versickerung und Verdunstung zum Anteil der Ableitung von Regenwasser hat sich praktisch umgekehrt. Während in der Natur die Ableitung in Bächen und Flüssen der kleinste Anteil war, ist er im Siedlungsgebiet und entlang der Verkehrswege der größte geworden – was zudem Überflutungen begünstigt.

Sinkende Grundwasserspiegel bedenken

Mit Natur ist hierbei nicht landwirtschaftlich genutzte Fläche gemeint, sondern weitgehend unberührte Natur mit ihren intakten Speicher- und Rückhaltepotenzialen. Fällt mehr Regen, als spontan versickern oder verdunsten kann, so haben in einer ursprünglichen Landschaft Senken und Mulden sowie Altarme von Flüssen und moorige Feuchtgebiete die Funktion eines Schwamms zum Ausgleich von Zuviel und Zuwenig übernommen.

Die eingangs erwähnte Dürre als Folge von Trockenperioden entsteht durch das andere Extrem, das Zuwenig an Wasser in der Natur. Eine Situation, die nach Meinung vieler Experten künftig, ebenso wie lokaler Starkregen, tendenziell zunehmen wird. Die Landwirtschaft und der gewerbliche Gartenbau werden dann zur Bewässerung vermehrt Bedarf an Grundwasser anmelden. Auch dies ist ein Grund, mit einer Versickerung der anfallenden Niederschläge, wo immer möglich, einem sinkenden Grundwasserspiegel entgegenzuwirken.

Rigolenvolumen für die Rückhaltung bereitstellen

Laut Herstellerangaben ist das Besondere und der Grund zur Entwicklung des im Jahr 2020 neu auf den Markt gekommenen Sickertunnels CaviLine seine flache Bauform und die Befahrbarkeit, die selbst bei oberflächennahem Einbau mit geringer Überdeckung gegeben ist. Die zylindrischen, liegenden Halbschalen haben ein sehr gutes Verhältnis zwischen Hohlkörpervolumen und Sickerfläche. Das bedeutet günstige Baukosten.

Welches Rigolenvolumen zur Rückhaltung notwendig ist, wird errechnet. Es ergibt sich aus der Differenz des Niederschlagsaufkommens (Produkt aus Bemessungsregen und entwässerter Fläche) und der Versickerungsfähigkeit des Untergrunds (Durchlässigkeitsbeiwert kf, gewonnen durch Bodenprobe). Die Sickertunnel eignen sich als „Linienentwässerung“ von Dach- und Verkehrsflächen. Sie können sogar wie Kanäle unmittelbar und in beliebiger Länge unter Straßen eingebaut werden – und das relativ nahe an der Oberfläche, also mit wenig Aushub: ein weiterer Kostenvorteil.

Oben befahrbar, unten zugänglich

Modulartig aneinandergereiht werden die Elemente direkt auf ca. 15 cm sickerfähigen Kiessand oder auf Split 2/8 mm gelegt. Abgedeckt wird diese Schicht durch ein Spezialvlies, das feine Stoffe, die von mechanischen Anlagen nicht zurückgehalten werden, aus dem Zulauf filtert. Bei Regenwasser von Dachflächen genügt diese Art der Reinigung in den meisten Fällen. Ansonsten wird unter das Vlies zwischen Magerbetonstreifen eine 30 cm starke Filterschicht eingebaut und/oder eine Vorreinigung in separatem Schacht durchgeführt.

Bevor die Verfüllung der Baugrube beginnt, werden die Elementstöße an der gerundeten Oberseite des Tunnels mit Geotextil abgedeckt, der Domschacht für den Einstieg bis zur Geländehöhe aufgesetzt und die Zulaufleitung verlegt.

Hohlkörperrigolen des Typs CaviLine haben gegenüber den gebräuchlichen Füllkörperrigolen Vorteile durch den Werkstoff Stahlbeton. Sie sind statisch bestimmt, standsicher, mit Lkw befahrbar und kommen auch bei großen Hohlräumen ohne innere Aussteifungen aus. Der Austausch von erschöpften oder kolmatierten Filterschichten ist aufgrund der sehr guten Zugänglichkeit der Anlagen mit geringen Mitteln einfach durchführbar. 

Zusammenfassung

Für Regenabfluss von Verkehrs- und Dachflächen gelingt Versickerung ohne Flächenbedarf – unterirdisch, mit der notwendigen Vorreinigung, bei gleichzeitiger Befahrbarkeit. Die Regeln der Technik sind vorhanden, entsprechende Produkte ebenfalls. Kommunen können mit dem Sickertunnel CaviLine ihrem Maßnahmen-Puzzle gegen Überflutung bei Starkregen und gegen sinkende Grundwasserspiegel an vielen Stellen ein wirksames und kostengünstiges Puzzleteil hinzufügen.