
Wind und Sonnenenergie lassen sich nur schwer speichern. In Köstendorf wird eine Methode entwickelt, um die produzierte Energie ideal regional zu transferieren. Foto: Bilderbox.com
Neue Wege bei der Speicherung von Energie
In der Modellgemeinde Köstendorf wird ein kleines Kapitel Energiegeschichte geschrieben. Mit dem Launch von „Köstendorf 3.0“ hat die Smart Girds Modellregion Salzburg international die Nase vorne.
In Köstendorf wird erprobt, wie Smart Grids dazu beitragen können, eine Vielzahl dezentraler Einspeiser von erneuerbarer Energie und E-Autos effizient ins Stromnetz zu integrieren, um damit CO2-Emmissionen und Kosten zu sparen. Zukünftige Versorgungssicherheit hat dabei höchste Priorität.
Das Zusammenwirken der Smart Grid-Komponenten (wie IKT-Infrastruktur, regelbare Ladestationen, Wechselrichter, regelbarer Ortsnetztrafo, Smart Meter) balanciert Angebot und Nachfrage so aus, dass in einem modernen, dezentralen Energienetz ein reibungsloser und sicherer Betrieb für die Kunden gewährleistet ist.
Modellgemeinde vor weiterem Quantensprung
Mit dem Launch von „Köstendorf 3.0“ wurde am 23. Oktober ein neuer Meilenstein gesetzt. Die aktuellen Innovationen sorgen für ein noch effizienteres und nachhaltigeres Zusammenspiel bei optimaler Energiespeicherung. Weht nämlich der Wind oder scheint die Sonne, entsteht plötzlich viel elektrische Energie – doch diese ist bisher in größeren Mengen eigentlich nicht speicherbar. In Köstendorf wird jedoch eine Methode entwickelt, um die produzierte Energie ideal regional zu transferieren - vom Sommer in den Winter, vom Tag in die Nacht, von der Photovoltaik-Anlage in bleibende Wärme. So werden Ressourcen optimal genützt. Köstendorf 3.0 setzt somit auf Stromspeicherung nicht nur in Form von Strom, sondern auch in Form von Gas und Wärme. Mit Power-to-heat und Power-to-gas entsteht das Hybridnetz auf regionaler Ebene.
Einbindung der Bürgerinnen und Bürger
Die Bürger und Bürgerinnen sind ein wesentlicher Teil der Energiewende, im Vordergrund stehen nach wie vor Versorgungssicherheit, Komfort und Kostenvorteile. Neu hinzu kommt der Wunsch nach Selbstbestimmung und aktiver Gestaltung. Diese Gestaltungskraft wird in Köstendorf bereits aktiv genutzt. In Zukunft sollen energierelevante Informationen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden. Darauf aufbauend können neue Dienstleistungen entwickelt werden, mit denen Kunden aktiv mitmachen können.
„Über solche smarten Dienstleistungen könnten in Zukunft auch jene Menschen mit einbezogen werden, die nicht die Möglichkeit haben sich eine Photovoltaikanlage aufs eigene Hausdach zu montieren und eine Batterie in den Keller zu stellen“, ist Michael Hübner, Experte des bmvit und Stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Smart Grids Action Networks der Internationalen Energieagentur, überzeugt. So könnte beispielsweise in Verbindung mit geeigneten Geschäftsmodellen die Eigennutzung der Energie von Photovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern für die Bewohner ermöglicht werden. Ein anderes Beispiel wäre die Nutzung von kommunalen Gemeinschaftsspeichern in Form einer „Energiebank“. Erste Beispiele gibt es bereits in Deutschland und Finnland.
„Die bevorstehende Energiewende ist nicht bloß der Ersatz fossiler Brennstoffe durch erneuerbare Energien, sondern bedeutet einen richtigen Systemwechsel: Künftig geht es darum, alle Teilnehmer im Energiesystem (wie z. B. Erzeuger, Kunden und Speicher) intelligent zu vernetzen,“ erläutert Michael Strebl, Geschäftsführer der Salzburg Netz GmbH. „Es geht um Effizienzsteigerung, intelligente Vernetzung und Digitalisierung der Energieversorgung.“
„Das Projekt hat bisher gezeigt, dass Smart Grids technisch funktionieren und die Einbindung erneuerbarer Energie ins Stromnetz um bis zu 50 Prozent günstiger sein kann als der konventionelle Netzausbau. Intelligente Netze könnten also wesentlich zur Leistbarkeit der Energiewende beitragen“, resümiert Klima- und Energiefonds Geschäftsführerin Theresia Vogel. „Wir hoffen, dass diese Ergebnisse verallgemeinerbar sind und sich Smart Grids Konzepte auch in der breiten Umsetzung bewähren“.