Innenleben eines alten Wasserkraftwerks
Alfred Kofler aus Obernberg am Brenner hat sein seit 1938 bestehendes Kraftwerk am Fraderbach mit Hilfe der Beratungsförderung des Landes erneuert und die Stromerzeugung fast verdreifacht. Foto: Wasser Tirol/Dullnig

Mehr Strom aus Kleinwasserkraft

8. Januar 2016
In Tirol gibt es 850 Kleinwasserkraftwerke, die rund 1.600 Gigawattstunden Strom pro Jahr produzieren. Damit kommt schon derzeit rund ein Viertel des Tiroler Stroms aus Kleinwasserkraftwerken. Und es soll mehr werden.

In Summe sollen die bestehenden Kleinwasserkraftwerke künftig zusätzlich zur heutigen Erzeugung die elektrische Energie eines Großkraftwerkes in der Größenordnung des Gemeinschaftskraftwerkes Inn (GKI) liefern. „Das bedeutet eine Steigerung der Stromproduktion aus Kleinwasserkraft gegenüber heute um knapp 30 Prozent auf 1.900 Gigawattstunden“, rechnet Geisler vor.



Bereits seit dem Jahr 2011 bietet das Land Tirol eine zweistufige Beratungsförderung zur Optimierung und Effizienzsteigerung bestehender Kleinwasserkraftwerke sowie zur Anpassung der Anlagen an den Stand der Technik und die aktuellen gesetzlichen Bestimmungen an. Diese Förderung wird nun bis Ende 2016 verlängert.

Beispiel Fraderbach: Erzeugung fast verdreifacht



Ein Kleinwasserkraftwerksbetreiber, der seine Anlage in Folge der Beratungsleistungen des Landes optimiert hat, ist Sägewerksbesitzer Alfred Kofler aus Obernberg am Brenner. Seit 1938 besteht das Kraftwerk am Fraderbach. Wurden vor der Revitalisierung circa 230.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt, sind es nunmehr über 670.000 Kilowattstunden. Die Stromproduktion hat sich somit fast verdreifach und wurde durch eine Verlegung der Wasserfassung und Erhöhung der Fallhöhe, die Erneuerung der Turbine und der Wehranlage sowie eine neue Druckrohrleitung erreicht – und das obwohl sich die Pflichtwasserabgabe deutlich erhöht hat.



Das Kleinwasserkraftwerk am Fraderbach ist eines von vier bisher umgesetzten Projekten. Drei weitere Revitalisierungsvorhaben sind bereits behördlich bewilligt, zwei Projekte liegen zur Entscheidung bei der Behörde. Der Stromgewinn aus acht der neun Projekte (für eines liegen keine Ausgangwerte vor) beträgt insgesamt 3,58 Millionen Kilowattstunden. „Damit haben wir mit wenigen Projekten bereits eine umwelt- und ressourcenschonende Effizienzsteigerung auf dem Weg zum Ausbauziel erreicht“, freut sich Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler.

Jedes siebente Kleinkraftwerk beraten



117 Kraftwerksbetreiber – das entspricht fast 14 Prozent aller Kleinwasserkraftwerke – haben bisher eine kostenlose Erstberatung in Anspruch genommen. „Anhand der bisher umgesetzten und bewilligten Revitalisierungsprojekte zeigt sich, dass eine durchschnittliche Erzeugungssteigerung von 30 Prozent erzielt werden kann“, zieht Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der vom Land Tirol mit der Beratung beauftragten „Wasser Tirol“, eine erste Bilanz.



Im Rahmen der Beratungen werden die vorhandenen Revitalisierungspotenziale wie etwa die Erneuerung alter Anlagenbestandteile oder die bessere Nutzung der vorhandenen Wassermenge bewertet. Knapp die Hälfte der bisherigen Interessenten hat sich in einem zweiten Schritt für eine Vor-Ort-Begehung durch ein unabhängiges Expertenteam samt detailliertem Beratungsbericht entschieden. Diese zweite Beratungsstufe wird vom Land Tirol maßgeblich unterstützt. Ein Kostenanteil ist von den Betreibern zu tragen.

Schlagwörter