Rainer Fuhrmann
Unfälle, die während der Zeit der Ausgangsbeschränkungen passierten, wurden oft nicht im Spital behandelt.
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Mehr als 780.000 Verletzte in Österreich durch Unfälle

7. Juli 2020
Unfälle stehen in Österreich an der Tagesordnung: Alleine im Jahr 2019 verletzten sich 781.400 Menschen bei Sport-, Haushalts- oder Verkehrsunfällen so schwer, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. Mehr als 2500 Österreicher starben im Vorjahr an den Folgen eines Unfalls.

Damit ist die Anzahl der Verletzten in den vergangenen zehn Jahren um zehn Prozent gesunken – das zeigen die aktuellen Auswertungen der KFV-Unfalldatenbank IDB-Austria. Die Zahl der Unfalltoten stagniert gemäß der Todesursachenstatistik der Statistik Austria seit Jahren auf hohem Niveau.

Unfall-Hotspot Haushalt

Nach wie vor haben Heim- und Freizeitunfälle den mit Abstand größten Anteil am Unfallgeschehen in Österreich: 308.600 Menschen in Österreich verletzten sich im Vorjahr bei Haushaltsunfällen, 273.000 Personen in der Freizeit bzw. bei der Ausübung eines Freizeitsports. 81.900 Verletzte gab es gemäß der IDB-Austria bei Unfällen im Straßenverkehr, davon 45.140 Verletzte bei polizeilich gemeldeten Straßenverkehrsunfällen (Statistik Austria 2020). Vor allem die Zahl der getöteten Kinder im Straßenverkehr war 2019 bedenklich hoch - im Vorjahr starben insgesamt 16 Kinder bis 14 Jahre bei Verkehrsunfällen.

Unfälle in der Corona-Krise

In welcher Hinsicht sich die Corona-Krise auf das aktuelle Unfallgeschehen in den verschiedenen Lebensbereichen auswirken wird, scheint derzeit noch nicht absehbar.

Erhebungen des KFV in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen zeigten, dass die Bevölkerung tendenziell größere Vorsicht bei Haushalts- oder Sportaktivitäten walten ließ – eine Tendenz, die die in dieser Zeit merklich geringere Frequentierung der Spitalsambulanzen zu bestätigen scheint.

Jedoch lässt der Rückgang der Patientenzahlen in den Ambulanzen in der gegenwärtigen Situation keinen verlässlichen Rückschluss auf die tatsächliche Entwicklung des Unfallgeschehens zu. Denn in der Zeit der Ausgangsbeschränkungen kam es teils zu besonders schweren Unfällen aufgrund von Handwerkstätigkeiten, Forst- oder Gartenarbeiten. Zur Behandlung leichterer Verletzungen wiederum wurde oftmals gar nicht erst ein Krankenhaus aufgesucht – sei es, um die dringend benötigten Kapazitäten von Spitälern und Einsatzkräften zu schonen, oder aus Angst vor einer Corona-Infektion.

Unfallbilanz

Weniger Verkehrsaufkommen, weniger Unfälle?

Im Verkehrsbereich wiederum hat der Stillstand des öffentlichen Lebens ab Mitte März zu einem Rückgang der Verletzungen im Straßenverkehr in diesem Zeitraum geführt. Dennoch wäre es vorschnell, für das laufende Jahr einen Rückgang der verletzten und getöteten Verkehrsteilnehmer insgesamt zu erhoffen. Denn mit der Lockerung der Anti-Corona-Maßnahmen ging auch eine Zunahme des Individualverkehrs einher. Zudem wird die aktuelle Situation von zahlreichen Menschen als belastend empfunden, was im Straßenverkehr Ablenkung oder sogar Aggressionen und wiederum Unfälle zur Folge haben kann. 

Maßgeschneiderte Prävention

Die Prävention von Unfällen erfolgt im Idealfall auf Landes­ebene – über die Vernetzung mit den Gemeinden garantiert das eine maßgeschneiderte, effiziente und bürgernahe Umsetzung der Maßnahmen. Das KFV versteht sich in diesem Zusammenhang als Servicestelle für die Länder – sein Angebot umfasst dabei unter anderem Daten & Fakten, die Durchführung von Forschungsprojekten und Best-Practice-Modelle.

„Die diesjährige Pandemie hat uns die Bedeutung von Risikoeinschätzung und Prävention besonders deutlich vor Augen geführt. Eine neue Einordnung von Gesundheitsrisiken ist für die Zukunft notwendig. Hier gehört auch die Unfallprävention klar dazu“, betont KFV-Direktor Othmar Thann.

Verletzte 2019 nach Bundesländern

Die meisten Verletzten bei Unfällen im Jahr 2019 gab es mit 149.100 in Wien, gefolgt von 132.900 in Oberösterreich. In Niederösterreich mussten 125.200, in der Steiermark 116.700 Menschen im Krankenhaus behandelt werden. In Salzburg gab es 70.300 Verletzte bei Verkehrs-, Haushalts- und Freizeitunfällen, in Kärnten waren es 54.600, in Vorarlberg 31.300 und im Burgenland 23.500 Verletzte.