
Die gemeinsame Reflexion lokaler Akteure über potenzielle Klimawandelanpassungsmaßnahmen ermöglicht bedarfsgerechte Lösungen. Lokales Wissen ist essenziell für die Entwicklung treffsicherer Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel.
Von der Herausforderung zur Chance
Klimawandelanpassung in den Gemeinden vorantreiben
Die Folgen des Klimawandels stellen Gemeinden vor große Herausforderungen – es gilt, Maßnahmen zu ergreifen, um die kommunale Infrastruktur und Entwicklung an Hitzewellen, Starkregenereignisse und Dürreperioden anzupassen, was sowohl finanzielle Mittel als auch fachliche Expertise erfordert.
Während einige Kommunen bereits aktiv Maßnahmen umsetzen, stehen andere noch vor der Frage, wie sie Klimawandelanpassung in ihre Entwicklung integrieren können. Dabei zeigt sich: Strukturelle Faktoren, Sensibilisierung und Kommunikation sind erfolgsentscheidend.
Engagierte Menschen machen den Unterschied
Erfolgreiche Klimawandelanpassung braucht lokales Engagement und Unterstützung auf Landesebene. Gemeinden haben eine Schlüsselrolle in der Klimawandelanpassung. Während politische Rahmenbedingungen und Zielvorgaben wichtig sind, zeigt sich in der Praxis: Es sind die Menschen vor Ort – Bürgermeister:innen, Gemeinderät:innen, engagierte Bürger:innen – die den Unterschied machen.
Wer Netzwerke nutzt, Kommunikation gezielt einsetzt und Klimawandelanpassung in der Gemeinde verankert, kann aktiv dazu beitragen, die eigenen Lebensräume an den Klimawandel anzupassen und lebenswerter zu gestalten. Erfolgreiche Klimawandelanpassung gelingt dann, wenn Maßnahmen nicht isoliert betrachtet, sondern strategisch miteinander kombiniert werden.
Gemeinden, die unterschiedliche Handlungsfelder miteinander verknüpfen können nicht nur effektiver auf den Klimawandel reagieren, sondern zugleich die Lebensqualität ihrer Bürger:innen nachhaltig verbessern. Die Landesebene spielt dabei eine Schlüsselrolle: Mit ihrer Expertise sowie fachlicher und finanzieller Unterstützung kann sie Gemeinden gezielt fördern. Jetzt gilt es, ins Handeln zu kommen – jede Maßnahme zählt!
Klare Strukturen für eine wirksame Klimawandelanpassung
Eine nachhaltige Klimawandelanpassung erfordert verbindliche Zuständigkeiten, feste Verwaltungsstrukturen und politische Rückendeckung.
Gemeinden brauchen gezielte Unterstützung durch klare gesetzliche Rahmenbedingungen sowie Förderinstrumente, die eine langfristige Umsetzung ermöglichen. Dabei spielt sowohl die horizontale als auch die vertikale Integration von Klimawandelanpassung eine entscheidende Rolle: Horizontale Integration fördert beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Sektoren und Akteur:innen auf kommunaler Ebene, also ein gemeinsames Denken für die Bereiche der Raumplanung, Umwelt und Naturschutz sowie Gesundheit, sodass Anpassungsmaßnahmen wie die Begrünung von öffentlichen Räumen oder die Verbesserung der Infrastruktur effizient umgesetzt werden können.
Die vertikale Integration von Klimawandelanpassung stellt sicher, dass nationale Klimaanpassungsstrategien, wie die Anpassung an Starkregenereignisse, auf die lokale Ebene heruntergebrochen werden, damit Gemeinden über ihre Verantwortlichkeiten informiert sind und konkrete, an ihre spezifischen Bedürfnisse angepasste Maßnahmen ergreifen können.
Dies beinhaltet in weiterer Folge, dass Finanzierungsmöglichkeiten für diese Maßnahmen bereitgestellt werden und Gemeinden bei der Antragstellung für Förderungen unterstützt werden. Diese scheitern oft am mangelnden Wissen über Fördermöglichkeiten und den personellen Kapazitäten, diese zu beantragen.
Ein Beispiel für die effiziente Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen sind kombinatorische Lösungen in der Siedlungsentwicklung. Neue Wohngebiete sollten nicht nur energieeffizient gebaut, sondern auch klimawandelangepasst sein.
Klimawandelangepasste Siedlungen bedenken bei der Positionierung der Bauwerke eine ausreichende Frisch- und Kaltluftzufuhr mit, berücksichtigen Materialien und Oberflächen, um Hitzebelastung zu mindern, und ermöglichen Retentionsflächen für Regenwasser, das gespeichert und wiederverwendet wird. Auch wird auf eine klimawandelangepasste Bepflanzung und ihre Bewässerungsinfrastruktur geachtet, wobei hier Natur im Garten ein kompetenter Partner ist.
Bewusstsein schaffen: Klimawandelanpassung sichtbar und verständlich machen
Während Klimaschutzmaßnahmen oft direkte Vorteile wie Einsparungen bei Energiekosten bringen, sind die wirtschaftlichen Effekte der Anpassung an bereits eingetretene Klimaveränderungen weniger offensichtlich. Daher werden Klimawandelanpassungsmaßnahmen von vielen Gemeinden nicht priorisiert – auch weil der Handlungsbedarf von Bürger:innen oft nicht wahrgenommen wird.
Häufig fehlt es an Bewusstsein für die konkreten Risiken und möglichen Folgen des Klimawandels auf lokaler Ebene. Gleichzeitig sind die Auswirkungsprognosen des Klimawandels mit vielen Unsicherheiten behaftet – insbesondere in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, den Zeitpunkt und das Ausmaß möglicher Schäden. Das macht es schwer, die Dringlichkeit von Anpassungsmaßnahmen zu erkennen. Doch eines ist klar: Handeln ist unerlässlich, denn der Klimawandel betrifft alle Wirtschaftsbereiche und ohne entsprechende Maßnahmen werden die gesellschaftlichen Folgekosten erheblich steigen.

Um Akzeptanz und Engagement zu fördern, müssen die Risiken, aber auch die Anpassungsmaßnahmen sichtbarer und greifbarer gemacht werden. Hier spielen verschiedene Instrumente eine zentrale Rolle. Der „Vorsorgecheck für Naturgefahren im Klimawandel“, angeboten vom Umweltbundesamt und landesweit zuständigen Behörden, hilft Gemeinden, lokale Gefahrenlagen zu identifizieren.
Ausgebildete Auditor:innen unterstützen die Gemeinden bei der Selbsteinschätzung von Naturgefahren und Klimarisiken, um Maßnahmen zur Vorsorge und Anpassung zu initiieren. Insbesondere in kleinen ländlichen Gemeinden sind externe Expert:innen unerlässlich, da dort oft das Fachwissen und die Ressourcen fehlen, um komplexe Themen wie den Klimawandel und die notwendigen Anpassungsmaßnahmen eigenständig zu bewältigen.
Risiken frühzeitig erkennen
Ein entscheidender Faktor für eine erfolgreiche Klimawandelanpassung auf kommunaler Ebene ist das frühzeitige Erkennen und Berücksichtigen klimabedingter Risiken in der örtlichen Raumplanung. Fehlende Expertise und mangelndes Bewusstsein über diese Risiken führen jedoch derzeit dazu, dass notwendige Anpassungsmaßnahmen oft verzögert oder ineffektiv umgesetzt werden.
Ein zentraler Hebel für zukunftsfähige Gemeinden ist daher der gezielte Aufbau von Fachwissen. Schulungen für Gemeindemandatar:innen und Verwaltungsmitarbeitende sind essenziell, um den Klimawandel und seine Auswirkungen in kommunale Entscheidungsprozesse zu integrieren. Externe Beratung durch Fachleute aus den Bereichen Klimawissenschaft und Raumplanung kann dabei helfen, maßgeschneiderte Lösungen für die jeweilige Gemeinde zu entwickeln.
Einige Gemeinden haben bereits bewiesen, dass Klimawandelanpassung erfolgreich gelingen kann. Diese positiven Beispiele motivieren andere Gemeinden und zeigen, dass Klimawandelanpassung machbar und sinnvoll ist. Gemeinden können so von Vorreitern lernen und Erfolgsbeispiele dienen als Inspirationsquellen.
Plattformen wie das Klimabündnis, die Klima- und Energiemodellregionen (KEM) oder die Klimawandel-Anpassungsmodellregion (KLAR!) zeigen, wie wertvoll der Erfahrungsaustausch ist. Gemeinden, die Teil solcher Netzwerke sind, profitieren von Förderungen, Beratung und Best-Practice-Beispielen. Ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zwischen Kommunen zur Umsetzung und Finanzierung von Best-Practice-Beispielen ist daher eine wichtige Strategie, um Leuchtturmprojekte in die Breite auszurollen.
Verständlich kommunizieren und Akzeptanz fördern
Die Verbindung zwischen Klimawandelanpassung und Lebensqualität fehlt oft in der öffentlichen Wahrnehmung. Statt abstrakte Klimaziele zu formulieren, sollten Gemeinden konkrete und alltagsnahe Lösungen kommunizieren. Wenn Klimawandelanpassung mit Steigerung der Lebensqualität, Energieeinsparungen und wirtschaftlichen Vorteilen verknüpft wird, steigt die Akzeptanz deutlich. Maßnahmen sollten nicht als Einschränkung, sondern als Verbesserung des Alltags präsentiert werden.
Hier können digitale Tools und Monitoring-Systeme einen wertvollen Beitrag leisten. Thermografische Karten, die Hitzeinseln und Kühlleistungen von Bepflanzungen visualisieren, machen Klimawandelanpassung anschaulich und helfen, den Mehrwert besser zu verstehen. Eine verständliche, praxisnahe und kontinuierliche Kommunikation und die Einbindung von Expert:innen können helfen, Maßnahmen greifbar zu machen. Denn die Akzeptanz von Klimawandelanpassungsmaßnahmen hängt entscheidend davon ab, wie gut und kontinuierlich sie kommuniziert werden.
Ein zentrales Element ist die aktive Einbindung der Bürger:innen. Gemeinden, die frühzeitig informieren und ihre Einwohner in Entscheidungsprozesse einbinden, schaffen Vertrauen und erhöhen die Bereitschaft zur Mitwirkung. Interaktive Beteiligungsformate, digitale Plattformen oder Gemeindeveranstaltungen bieten hier wertvolle Möglichkeiten. Gleichzeitig ist eine zielgerichtete Kommunikation entscheidend, um verschiedene Bevölkerungsgruppen zu erreichen. Während ältere Bürger:innen oft durch Gemeindezeitung oder Gemeindeveranstaltungen informiert werden, sind soziale Medien und digitale Tools effektive Kanäle, um jüngere Generationen anzusprechen.
Fazit
Gemeinden profitieren durch Zusammenarbeit, Wissenstransfer und finanzielle Anreize. Erfolgreiche Gemeinden setzen auf Zusammenarbeit. Der regelmäßige Austausch hilft, Fehler zu vermeiden und Maßnahmen an lokale Bedürfnisse anzupassen.
Besonders kleinere Gemeinden profitieren von der Erfahrung und den Ressourcen anderer, indem sie gezielt mit regionalen und überregionalen Partnern wie Regionalentwicklungsvereinen, Landesregierungen, Forschungseinrichtungen oder Beratungsorganisationen wie der Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ (eNu) kooperieren.
Diese können zusätzliche Ressourcen bereitstellen und Gemeinden bei der Planung und Umsetzung von Klimawandelanpassungsmaßnahmen mit fundiertem Wissen unterstützen. Zudem sollten Kommunen verstärkt Synergien zwischen verschiedenen Förderprogrammen nutzen, um finanzielle Engpässe zu überbrücken und eine nachhaltige Umsetzung sicherzustellen.
ACCORD
Das Projekt ACCORD, gefördert durch den Klima- und Energiefond, erforscht, warum einige Gemeinden klimaaktiver sind als andere. Im Fokus steht, ob ein gemeinsames Verständnis der Klimarisiken und Bewältigungsstrategien lokale Klimaschutz- und -anpassungsmaßnahmen fördern kann.
Die erarbeiteten Policy Briefs sind auf der Homepage abrufbar und bieten Entscheidungsträger:innen in Politik und Verwaltung fundierte Informationen und praxisnahe Empfehlungen zur Klimawandelanpassung.