
Kärcher hat seinen Schwerpunkt beim klassischen „Kehren“, die Holder-Maschinen sind vor allem im Winterdienst etabliert und erfolgreich.
Kommunaltechnik
Kärcher und Max Holder bündeln Kompetenzen
Die beiden Kommunaltechnik-Big-Player Kärcher und Max Holder haben sich zusammengeschlossen. Beide Firmen gehören in Österreich in ihren Bereichen zu den führenden Anbietern von kommunalen Maschinen. Über das Zusammenwachsen beider Marken sprach KOMMUNAL mit Michael Grüssinger, Geschäftsführer von Kärcher, und Geschäftsführer Andreas Eschenauer vom Vertriebspartner Esch-Technik.
Die spannende Frage bei einem Zusammenschluss wie diesem ist ja, was das für den Kommunalmaschinenmarkt und damit für die Gemeinden bedeutet. Herr Grüssinger, was bedeutet das Zusammenwachsen beider Marken für Kärcher Österreich konkret?
Michael Grüssinger: Für Österreich bedeutet das, dass unser neues Sortiment mit Kärcher-Municipal-Geräten und der neuen Max-Holder-Linie abgerundet ist und damit noch marktfähiger sein wird. Auch unsere Vertriebspartner, die wir sozusagen mit übernommen haben, bleiben bestehen.
Andreas Eschenauer: Für uns im Vertrieb der Max-Holder-Linie bedeutet das, dass wir mit Kärcher einen neuen starken Partner im Hintergrund haben, der die Produktentwicklung weiter vorantreiben und uns am österreichischen Markt tatkräftig unterstützen kann, um das Service für unsere Kunden weiter auszubauen.
Wird sich beim Vertrieb der beiden Marken etwas ändern? Oder bleibt alles beim Alten?
Grüssinger: Das ändert sich und bleibt gleich: Kärcher Österreich übernimmt die gesamte Verantwortung für diesen Business-Unit-Bereich, wird aber – und wir haben das auch schon vertraglich festgelegt – weiterhin mit der Firma Esch-Technik in St. Veit/Glan, Wien, Marchtrenk/Linz und Kalsdorf/Graz als ganz wichtigem Player und Partner zusammenarbeiten.
Eschenauer: Esch-Technik wird sich mit seinen vier Standorten und Vertriebspartnern in ganz Österreich weiterhin verstärkt um den Vertrieb der Max-Holder-Linie speziell im Bereich der kommunalen Anwendungen kümmern. Kärcher Österreich unterstützt uns dabei tatkräftig und bietet uns auch noch zusätzliche Modelle im Bereich der Kärcher-Reinigungsfahrzeuge an. Alle Kunden in Österreich, die ihren Schwerpunkt im Reinigungsbereich haben, werden auch in Zukunft von Kärcher Österreich professionell betreut.
Wird sich der Zusammenschluss beider Marken auch auf bestehende Produktreihen auswirken? Wird es neue Produkte geben oder ergänzen sich die Marken?

Grüssinger: Die Marken ergänzen sich hervorragend. Während Kärcher seinen Schwerpunkt beim klassischen „Kehren“ hat, sind die Holder-Maschinen vor allem im Winterdienst überaus etabliert und erfolgreich. Holder bleibt als eigene Marke erhalten und wird mit eigenem Auftritt und eigenen Modellen weiterbestehen.
Eschenauer: Wir waren mit den Holder-Maschinen in den letzten Jahren sehr erfolgreich im Bereich der multifunktionellen Fahrzeuge für den Einsatz in allen vier Jahreszeiten. Die zusätzlichen Kärcher-Produkte und -Lösungen bieten uns, wie von Herrn Grüssinger erwähnt, noch mehr Möglichkeiten im Bereich Kehren und Reinigen.
Und welche neuen Produkte soll es geben?
Grüssinger: In jedem Geschäft gibt es die Herausforderung, sich breiter aufzustellen. Ich denke vor allem an den Wechsel von diesel- oder benzingetriebenen Geräten hin zu alternativen Modellen. Das können elektrisch betriebene, mit Flüssiggas oder mit Wasserstoff betriebene Modelle sein. Wir entwickeln diese Geräte selbst, aber wenn sich eine Möglichkeit wie mit Max Holder ergibt, sind wir immer bereit zu investieren.
Eschenauer: Man sieht also, dass hier riesige Herausforderungen auf die Hersteller von Kommunalgeräten zukommen werden. Daher ist es ein großer Vorteil, dass wir für die Zukunft mit dem starken Partner Kärcher besonders gut aufgestellt sein werden.
Wird es da eine gemeinsame Forschungs- und Entwicklungseinheit geben?
Grüssinger: Ja, wir haben auch schon die Kräfte zusammengeführt und wollen das Beste aus beiden Welten herausholen.
Eschenauer: Und da gibt es ja einige wichtige Punkte wie zum Beispiel die Erfahrung von Max Holder im Bau von knickgelenkten Multifunktionsgeräten, der Winterdiensteinsatz mit schweren Anbaugeräten wie Schneefräsen mit mechanischem Gelenkwellenantrieb in Kombination mit der langjährigen Erfahrung von Kärcher im Bereich Kehren und Reinigen.
Wie wird Holder in Kärcher integriert? Werden alle Produkte in Zukunft komplett im Kärcher-Look erscheinen?
Grüssinger: Die Integration des operativen Geschäftsbetriebs wurde mit der Bildung der Kärcher Municipal GmbH bereits abgeschlossen, unter deren Dach die Kärcher- und Holder-Produktlinien unter Nutzung aller Synergien weitergeführt werden.
Was sehen Sie beide als die größten Stärken, die sich durch die Integration von Holder in das Kärcher-Universum ab sofort entwickeln können? Wo ist aus Ihrer Sicht das meiste Potenzial?
Grüssinger: Der größte Potenzialhebel wird sein, dass die beiden Kundengruppen, die wir ja unterschiedlich bedienen – Max Holder ist sehr erfolgreich in der Kommunaltechnik, Kärcher in der Industrie und im Gebäudedienstleisterbereich – sich hervorragend ergänzen werden.
Eschenauer: So ist es. Wie vorhin schon erwähnt, haben auch unsere zwei Unternehmen in Österreich diese zwei verschiedenen Schwerpunkte, auf die wir uns auch in Zukunft weiterhin konzentrieren wollen. Durch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Kärcher Österreich und Esch-Technik können wir unseren Kunden in Zukunft aber noch bessere Produkte und ein verbessertes Service im Bereich Vertrieb und Kundendienst bieten.
Gerade Reinigung ist ein sehr kommunales Thema. Ist Kärcher in diesem Bereich auch vertreten?
Grüssinger: Mit unserem klassischen Reinigungssortiment ist die Kommune eine unserer größten Zielgruppen. Sei das jetzt die Schule, der Health-Care-Bereich oder eben der ganz normale Reinigungsbereich in der Gemeinde: Hier sind wir stark vertreten und erfolgreich. Durch die Übernahme der Lustenauer Firma Bösch 2012 ist auch der Hygiene-Bereich ein wichtiger Teil unseres Portfolios geworden.
Wie stellen sich Ihre Organisationen in Zukunft auf? Was glauben Sie, welche Betreuung braucht der Kommunalmaschinen-Markt in Zukunft – auch in Hinblick auf eine immer weiter fortschreitende Umstellung auf elektrisch betriebene Geräte?
Grüssinger: Ich persönlich glaube nicht, dass es künftig ausschließlich durch Elektromotorik betriebene Geräte geben wird – allein das Ressourcenthema spielt da ganz massiv rein. Aber es wird auf jeden Fall alternative Antriebsformen geben.

Eschenauer: Die Kommunalmaschinen, die wir verkaufen, sind meist mehrere hundert Betriebsstunden im ganzen Jahr im Einsatz. Diese langen Einsatzzeiten mit den Kommunalmaschinen werden in den nächsten Jahren mit einem reinen Elektroantrieb wohl nicht möglich sein, wir werden daher noch einige Jahre mit konventionell angetriebenen Fahrzeugen arbeiten. Und unsere Multifunktionsgeräte haben sich hier ja auch jahrzehntelang in Österreich bewährt, das wird sich daher auch nicht so schnell ändern.
Braucht durch diese ständigen Neuerungen – die Geräte können ja immer mehr – der Markt eine andere Betreuung?
Grüssinger: Nein, das glaube ich nicht. Gerade der kommunale Markt ist sehr anspruchsvoll und er ist sehr auf persönlichen Kontakt, das persönliche Gespräch mit den Verantwortlichen vor Ort ausgerichtet – das ist der Schlüssel zum Erfolg. Aber daneben gibt es auch die Vorgaben durch die BBG zum Beispiel, die man erfüllen muss. Diese beiden Vorgaben muss man abdecken. Und dafür sind wir recht gut aufgestellt, wollen uns aber auch hier weiter verstärken.
Eschenauer: Wie von Herrn Grüssinger erwähnt, braucht es keine andere Betreuung, da wir ja jahrzehntelange Erfahrung haben und derzeit mehrere Tausend Kommunalmaschinen in Österreich betreuen. Aber gemeinsam mit Kärcher Österreich wollen wir den Vertrieb und das Service in Zukunft noch professioneller abwickeln.
Wie sieht der Zeitplan aus? Wann wird der Zusammenschluss abgeschlossen sein?
Grüssinger: Das ist mit 1. Jänner 2022 schon abgeschlossen, wir sind gerade in der Umsetzungsphase. Wir freuen uns, dass wir mit Esch-Technik einen wichtigen Player an Bord holen und auch schon erste schöne Erfolge einfahren konnten.
Die meisten Firmen wären glücklich, wenn ihr Name oder eines ihrer Produkte Synonym für etwas wären. Aber es hat auch Schattenseiten: Anfang Jänner wurde eine Stellungnahme bekannt, wonach sich Kärcher gegen die Verwendung seines Namens im französischen Wahlkampf verwehrt. Gab es da eigentlich eine Reaktion?
Grüssinger: Das ist Fluch und Segen der Marke. Als deutsches Familienunternehmen mit einem Umlaut sind wir trotzdem als „Kärcher“ im französischen Wörterbuch als Synonym für Reinigung zu finden. Wir haben keine direkte Antwort bekommen, das ist ja schon das zweite Mal nach Präsident Sarkozy vor mehr als zehn Jahren, aber es ist zumindest nicht mehr vorgekommen. Uns ist wichtig, dass man uns nicht mit solchen Dingen in Verbindung bringt.
Davon abgesehen: Worauf freuen Sie sich in der Zukunft?
Grüssinger: Ich freue mich, dass wir ein noch runderes Angebot für die Kommunaltechnik anbieten können, dass wir für die kommenden Jahre dort auch einen unserer Vertriebs- und Marketingschwerpunkte hinlegen und zu einem starken Mitspieler auf dem österreichischen Markt werden.
Eschenauer: Die Fahrzeuge von Max Holder haben einen langjährigen guten Ruf in Österreich. Ich freue mich darauf, dass wir in Zukunft diesen guten Ruf noch weiter ausbauen werden und die Marken Kärcher und Max Holder gemeinsam zu einem bedeutenden Anbieter auf dem österreichischen Kommunal- und Reinigungsmaschinenmarkt entwickeln werden.