Veraltete Straßenbeleuchtung ist ein enormer Energiekostentreiber in den Gemeinden. Die Umstellung auf LED-Technologie ist sinnvoll und anzuraten. Noch besser ist eine Beleuchtungsinfrastruktur, die für Zusatzfunktionen, die das IoT ermöglicht, gerüstet ist.
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Jetzt Beleuchtung umrüsten

23. Juni 2022
Fast die Hälfte der gesamten Energiekosten einer Gemeinde können durch veraltete Straßenbeleuchtung verursacht werden. Wo noch nicht umgerüstet wurde, sollte es bald passieren, aber bitte mit Weitblick.

Mehr Licht!“ So lauteten angeblich die letzten Worte von Johann Wolfgang von Goethe. Ausgehaucht hat er sie allerdings schon 1832, also vor bald 200 Jahren. Angesichts der hohen Energiepreise hätte er 2022 sicherlich präzisiert und „Mehr LED!“ gesagt. Doch Scherz beiseite. Die Energiekosten steigen tatsächlich in besorgniserregende Höhen. Bedenkt man, dass es heute, im Jahr 2022, immer noch Gemeinden in Österreich gibt, bei denen fast die Hälfte der gesamten kommunalen Energiekosten nur für die Straßenbeleuchtung draufgehen, ist einem sowieso nicht mehr zum Lachen zumute. 

Natürlich haben zahlreiche Gemeinden ihre kommunale Beleuchtung bereits auf LED-Systeme umgestellt, weiß Norbert Kolowrat, der Geschäftsführer von ELEKTRON Austria. Die Firma für nachhaltige Außenbeleuchtung und Vernetzung ist ein Schweizer Traditionsunternehmen, das dort als Marktführer in der Straßenbeleuchtung über jahrzehntelange Erfahrung in der Außenbeleuchtung verfügt.

Mehr als die Hälfte der Gemeinden ist umgestellt

Kolowrat bestätigt, dass österreichweit mittlerweile deutlich mehr als fünfzig Prozent der Gemeinden umgestellt seien, wobei Wien einen großen Anteil daran habe. Aber auch „in Niederösterreich ist schon sehr viel passiert. Das Land hat viele  Förderanreize geliefert, die immer dann für ein System gut sind, wenn es dazu dient, Beschleunigung aufzunehmen“, sagt der Experte. Sein Unternehmen treibt zudem die Digitalisierung von öffentlichen Infrastrukturen voran und weist dabei dem Straßenleuchtennetz eine zentrale Rolle zu.

Norbert Kolowrat
Norbert Kolowrat, Geschäftsführer ELEKTRON Austria: „Straßenbeleuchtung hat Potenzial, weil sie sich wie ein Nervensystem über die gesamte Kommune erstreckt.“

Für den Vertrieb der kommunalen Außenbeleuchtung in Österreich ist man eine Partnerschaft mit Signify eingegangen. Signify ist der weltweit führende Anbieter für Licht- und Beleuchtungslösungen für professionelle Anwender, Endkonsumenten und Beleuchtung im Internet der Dinge. Das ist auch das Stichwort, denn beide Anbieter eint die Überzeugung, dass LED-Systeme nicht nur ein enormes Energieeinsparungspotenzial im Vergleich zu herkömmlichen Beleuchtungssystemen bieten, sondern dass das notwendige Umrüsten als Gelegenheit wahrgenommen werden sollte, um vorausschauend zu handeln und bei der neuen Beleuchtungsinfrastruktur künftige Nutzungsmöglichkeiten mitzudenken. 

Gesamtbetrachtung über einen langen Zeitraum

Als erfahrener Experte empfiehlt Kolowrat den Gemeinden, das Erneuern der ­Beleuchtung nicht nur auf den Anschaffungspreis herunterzubrechen, sondern eine Gesamtbetrachtung über einen langen Zeitraum heranzuziehen.

„In den letzten Jahren hat man ­gesehen, dass oftmals schnell eine vermeintlich kosten­günstige Lösung gewählt wurde und man glaubte, das Problem damit schon gelöst zu haben. Das mag stimmen, allerdings nur für den Moment. Sobald aber Zukunftsthemen im Zusammenhang mit Vernetzung aufkommen, merken die betroffen Gemeinden, dass man sich eigentlich in eine Sackgasse manövriert hat“, berichtet ­Kolowrat. „Ratsam ist, das ganze Thema umfassend zu planen und dann umzusetzen. Eine energieeffiziente Beleuchtungsanlage zu schaffen, ist prinzipiell nicht ganz verkehrt. Aber es gibt zwischen ‚nicht ganz verkehrt‘ und ‚sehr gut‘ eine recht große Bandbreite. Darum sollte man von der Bestandserhebung bis zur Umsetzungsplanung ein paar Schritte berücksichtigen. Die meisten Fehler passieren übrigens, wenn man die Thematik nur aus einer bestimmten Position heraus betrachtet. Der Energiebedarf einer Straßenbeleuchtung ist relativ hoch. Den kann man mit einer schlechten Lösung auch um 42 Prozent senken. Diese wird allerdings – wenn noch nicht jetzt, dann in absehbarer Zukunft – andere Probleme aufwerfen.“

Kolowrat kennt die Situation: „Die Gemeinden sehen sich mit einem ganzen Blumenstrauß an Anforderungen konfrontiert. Da das Richtige zu entscheiden, ist für die Kommune sehr schwer.“ Der Knackpunkt ist: „Wir wissen nicht, wo sich das ganze Thema Digitalisierung hinentwickelt. Eine Straßenbeleuchtung hängt mindestens 20 Jahre. In der Zeit werden sich Technologien stark verändern. Vor zehn Jahren war das Thema LED in der Straßenbeleuchtung in den Kinderschuhen. Heute ist es gar  nicht denkbar, etwas anders zu installieren.“ Künftige Entwicklungen zu antizipieren ist schwierig. Am besten bleibt man als Gemeinde daher flexibel, bereitet sich schon heute auf die wahrscheinlichen Gegebenheiten von morgen vor und überlegt, welche zusätzlichen Anforderungen sich vermutlich ergeben werden. 

„Die Straßenbeleuchtung hat Potenzial, weil sie sich wie ein Nervensystem über die gesamte Kommune erstreckt. Alle Leuchten sind mit Strom versorgt, und der ist regelmäßig vorhanden. Die Masten sind daher ein idealer Infrastrukturträger mit Zusatznutzen. Etwa für 5G-Router, CO₂-Messer, Geschwindigkeitskontrolle, Verkehrsleitsysteme, die Füllstandsmessung von Müllsystemen und vieles mehr“, zählt Kolowrat  auf. Die Zeit sei reif, meint er, zumal es mittlerweile standardisierte, mechanische Schnittstellen für die Lichtmasten gibt und man sich daher nicht mehr zu einem Zeitpunkt an einen bestimmten Hersteller binden muss, wo man noch gar nicht weiß, welche Möglichkeiten man künftig nutzen möchte.

Dass die Straßenbeleuchtung für das IoT-Zeitalter gerüstet ist, gilt für manche momentan vielleicht noch als Zusatznutzen. Die Chancen sind aber hoch, dass es bald zur Notwendigkeit wird. Das lässt auch ein Blick über die Grenze erahnen. In der Schweiz ist die Durchdringung von vernetzten Beleuchtungslösungen bereits rund zehnmal so hoch wie in Österreich. Insgesamt 60.000 bis 70.000 vernetzte Lichtpunkte der verschiedensten Hersteller sind bei den Eidgenossen gegenwärtig in Betrieb. „Das Einsparungspotenzial bei der kommunalen Beleuchtung ist enorm“, bestätigt auch Signify- Geschäftsführer Helmut Maier. Wer es ausnutzt, sollte bei der Umrüstung nahende technolo­gische Entwicklungen mitbedenken und auf intelligente, vernetzte Lösungen setzen.