4-Tage-Woche
In Schwarzach zumindest ist man von der Vier-Tage-Woche überzeugt.

Wie läuft die Vier-Tage-Woche im Gemeindeamt?

Die Marktgemeinde Schwarzach im Pongau hat umgesetzt, was in der Wirtschaft schon seit Jahren diskutiert wird: Am Freitag bleibt das Gemeindeamt geschlossen. Bürger­meister Andreas Haitzer ist überzeugt, dass die Vier-Tage-Woche nur Vorteile bringt.

Auf der Homepage der Marktgemeinde Schwarzach im Pongau springt sofort eine aktuelle Meldung ins Auge: Neue Öffnungszeiten im Gemeindeamt. Seit 1. Jänner 2020 heißt es in der Salzburger Gemeinde „Freitag geschlossen“. Ein plötzlicher Einfall war die Vier-Tage-Woche aber keineswegs.

Die Änderung der Arbeitszeiten ist in Schwarzach schon weit im Vorfeld diskutiert worden. „Wir haben uns das natürlich erst genau angeschaut und viele Gespräche mit unseren Mitarbeitern geführt“, erzählt Bürgermeister Andreas Haitzer. Auch rechtlich habe man die Vier-Tage-Woche mit dem Salzburger Gemeindeverband abgeklärt.

Im Mittelpunkt der Entscheidung standen jedoch die Bürgerinnen und Bürger, für die – davon ist der Bürgermeister überzeugt – die neuen Arbeitszeiten eine deutliche Erleichterung darstellen. Die klassischen Öffnungszeiten eines Gemeindeamts – etwa von 8 Uhr Früh bis 12 Uhr Mittag und zweimal in der Woche am Nachmittag bis um 17 Uhr – liegen für die meisten berufstätigen Einwohner mitten in ihrer Hauptarbeitszeit.

„Wenn man stattdessen um 7 Uhr in der Früh vor der Arbeit vorbeikommen kann, um sich den neuen Reisepass abzuholen, braucht man dafür keinen Urlaub zu nehmen“, erklärt Haitzer.

Andreas Haitzer
Andreas Haitzer, Bürgermeister von Schwarzach im Pongau: „Heutzutage wird in allen Bereichen eine Flexibilität der Arbeitszeiten gefordert. Aber so oder so kommen die Mitarbeiter auf 40 Arbeitsstunden.“

Dazu kommt, dass dank digitalem Amt und Co. schon heute viele Amtswege online erledigt werden. In diesem Sinne sei es gar nicht mehr notwendig, rund um die Uhr persönlich für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein, stellt der Schwarzacher Bürgermeister fest.

Am Freitag ist zu. Aber wie sehen die neuen Arbeitszeiten nun konkret aus? Von Montag bis Donnerstag ist von 7 bis 12 Uhr geöffnet. Wie gehabt sind die Verwaltungsangestellten an zwei Tagen pro Woche, nämlich Montag und Donnerstag, auch von 13 bis 17:30 Uhr für die Bürgerinnen und Bürger Schwarzachs da. Am Freitag bleibt das Gemeindeamt dafür geschlossen.

Durch die ausgeweiteten Arbeitszeiten an vier Wochentagen werde der freie Freitag, an dem zuvor auch nur bis Mittag geöffnet war, wieder ausgeglichen.

„So oder so kommen die Mitarbeiter auf 40 Arbeitsstunden“, sagt Haitzer und fügt hinzu, dass die Öffnungszeiten noch lange nicht den tatsächlichen Arbeitszeiten entsprechen. „Praktisch heißt das, wer um 7 Uhr für die Bürger aufsperrt, beginnt schon spätestens um 6:30 Uhr mit dem Hochfahren der Computerprogramme und anderen Vorbereitungsarbeiten.“ Es darf auch nicht vergessen werden, dass an den beiden Nachmittagen ohne Parteienverkehr natürlich trotzdem gearbeitet wird.

Mitarbeiter stimmten für die Vier-Tage-Woche

Zehn Stunden pro Tag statt acht lautet die Kehrseite der Vier-Tage-Woche, die aber gerne in Kauf genommen wird. „Von den zehn Mitarbeitern waren neuneinhalb dafür“, schmunzelt Haitzer. „Der zehnte hat gemeint, es wär’ ihm gleich.“ Auch die Bevölkerung war schon frühzeitig in einer öffentlichen Bürgerversammlung, elektronisch und per Gemeindezeitung über die Überlegung informiert worden. Die Rückmeldungen seien durchwegs positiv ausgefallen, meint Haitzer.

Inspiriert wurde Haitzer bei dem Vier-Tage-Modell auch von Beispielen aus der Privatwirtschaft und Seminaren zur Gesundheitsförderung.

„Heutzutage wird in allen Bereichen eine Flexibilität der Arbeitszeiten gefordert“, stellt der ehemalige Fahrdienstleiter der ÖBB fest. „Die Stressbelastung nimmt dadurch überall zu.“ Der freie Freitag könne dem entgegenwirken. Auch der Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) unterstützt Maßnahmen, die zur Stressreduktion beitragen. Wenn das durch eine Reorganisation der Amts- und Öffnungszeiten erfolgt, ist das eine Änderung der Verhältnisebene und damit ganz im Sinne des FGÖ, so dessen Tenor.

Anstoß für andere Gemeinden

Das Modell der Pongauer Gemeinde hat auch andernorts Interesse geweckt. So habe bereits ein Bürgermeisterkollege angerufen, dessen Mitarbeiter auf die Initiative Haitzers aufmerksam geworden sind. Schließlich ist Schwarzach bei diesem Thema in der Vorreiterrolle: „Meines Wissens sind wir die erste Gemeinde Salzburgs, die die Vier-Tage-Woche eingeführt hat“, so der Bürgermeister. Auch österreichweit dürfte die 3.500-Einwohner-Gemeinde eine von wenigen sein.

In Schwarzach zumindest ist man von der Vier-Tage-Woche überzeugt. „Ich glaube, das ist eine gscheite Idee. Erstens für die Bevölkerung, die von dem flexibleren Angebot profitiert, und zweitens für die Mitarbeiter, deren Belastung durch die geblockten freien Tage reduziert wird“, fasst der Bürgermeister zusammen.