
Angebote, die Teilhabe fördern, helfen nicht nur Bewohnerinnen und Bewohnern mit Migrationsbiografie, sondern auch allen anderen.
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Diversitätsmanagement
Warum ein proaktiver Umgang mit Migration und Vielfalt sinnvoll ist
Bevölkerung und Wirtschaft in unseren Gemeinden sind im Wandel - sowohl in ihrer Struktur als auch in den daraus entstehenden Bedürfnissen. Niedrige Geburtenraten, Landflucht, Pensionierungswellen und Arbeitskräftemangel auf der einen Seite, Migration als mögliche Chance auf der anderen. Vielschichtigkeit und Komplexität im Zusammenleben scheinen zuzunehmen. Die einen fühlen sich von neuen Lebensformen überrumpelt, andere werden ausgeschlossen, weil "sie anders sind”. Zugleich ist Migration eine Realität. Eine Realität, die sowohl Herausforderungen als auch großes Potenzial mit sich bringt. Der springende Punkt ist es, zu wissen, wie man Vielfalt als Gemeinde positiv nutzt, statt sich von ihr überrumpeln zu lassen.
Ob in der Bezirkshauptstadt oder im Dorf: Migration ist längst Teil unserer Realität. Manche Veränderungen passieren schleichend, andere spürbar von heute auf morgen.
In Österreich leben mittlerweile rund 2,51 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund, das entspricht etwa 27,8 % der Bevölkerung. Der Anteil an Zugewanderten in Gemeinden wächst stetig, nicht nur in Städten. In den letzten 10 Jahren hat sich die Zahl der Gemeinden mit mehr als 25 % Zugewanderten deutlich erhöht: von 30 im Jahr 2015 auf 104 im Jahr 2025 - dazu zählen nicht nur größere Städte, sondern auch bedeutende Tourismusorte, grenznahe Kommunen oder Gemeinden mit größeren Flüchtlingsunterkünften. Laut aktuellen Bevölkerungsprognosen wird Zuwanderung auch in Zukunft die dominierende Komponente der Bevölkerungsentwicklung in Österreich darstellen. Die Kompetenz, mit Vielfalt umzugehen, wird damit zur Schlüsselaufgabe.
Chancen statt Überforderung – wie Gemeinden Vielfalt gestalten können
Vielfalt bringt neue Perspektiven, zusätzliche Fähigkeiten und kreative Lösungen in eine Gemeinde. Wer frühzeitig Strukturen schafft, die Inklusion fördern, stärkt den sozialen Zusammenhalt und steigert die Attraktivität des Standorts – auch für Betriebe und Fachkräfte.
Proaktive Inklusion kann man schaffen - im doppelten Sinne. Man schafft Möglichkeiten zum Deutschlernen, Gelegenheiten zur Begegnung und zum Austausch zwischen Einheimischen und Neuzugezogenen, Strukturen, um Neuzugezogene in soziale Gefüge wie Vereine und Feste einzubinden sowie Begleitung bei der Arbeitsmarktintegration.
Wichtig hierbei ist zu verstehen: Angebote, die Teilhabe fördern, helfen nicht nur Bewohner:innen mit Migrationsbiografie, sondern auch Bewohner:innen ohne Migrationsbiografie.
Inklusion ist ein ganzheitlicher Prozess. Die steirische Gemeinde Trofaiach beispielsweise hat ein Zeit-Hilfs-Netz ins Leben gerufen, das Talente und Fähigkeiten von Einwohnern koordiniert, um einander zu unterstützen (z. B. beim Einkaufen, Behördengänge, Spazierengehen mit älteren Menschen, Gartenhilfe, mit Hunden Gassi gehen, kurzfristiges Babysitten, usw.). Menschen mit und ohne Migrationsbiografie bieten ihre Fähigkeiten an. Damit fördert die Gemeinde nachbarschaftliche Solidarität, ein positives Zusammenleben und die Lebensqualität - für alle.
Diversitätsmanagement: Ein Werkzeug für die Praxis - warum jetzt handeln
Um Inklusion effektiv zu gestalten, bietet das sogenannte Diversitätsmanagement ein Rahmenkonzept und Werkzeuge. Diversitätsmanagement heißt: Vielfalt erkennen und so steuern, dass sie allen in der Gemeinde nützt. Das bedeutet, den Umgang mit Vielfalt auf ein strategisches Level zu bringen, um zielgerichtet Maßnahmen zu setzen, die blinde Flecken aufdecken, Komplikationen im Zusammenhang mit Vielfalt vorbeugen und Möglichkeiten zur sozialen und wirtschaftlichen Förderung von Gemeinden nutzen.
Wer Vielfalt dem Zufall überlässt, riskiert Ressourcenverschwendung, Wegzug, sinkende Lebensqualität und Spannungen. Wer hingegen eine klare Strategie entwickelt, profitiert: von einer lebendigen Gemeinschaft, von wirtschaftlicher Stabilität und von einem attraktiven Lebensumfeld für alle.
Am Dienstag, 14. Oktober 2025 informiert die Autorin in einem Webinar, wie Gemeinden Integration aktiv gestalten können.