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Rekordförderung spaltet die Politik
Landeshauptmann Markus Wallner hat in einer Anfragebeantwortung erklärt, dass die Förderung für das Gemeindezentrum in Lech richtlinienkonform sei. Alle Gemeinden würden laut Wallner gleichbehandelt und erhielten Mittel nach den festgelegten Vorgaben. Die Bedarfszuweisungen würden seit Jahren nach klaren und transparenten Richtlinien vergeben, um wichtige Infrastrukturprojekte zu ermöglichen. Auch die Förderung für Lech sei nach diesen Regeln erfolgt.
Das Gemeindezentrum ist umstritten. Das Projekt kostete rund 54 Millionen Euro und wurde 2024 nach fünf Jahren Bauzeit eröffnet. Es umfasst zwei Gebäude: das fünfstöckige „Dorfhus“ mit Gemeindeverwaltung, Post, Bücherei und der Lech-Zürs-GmbH sowie die „Lechwelten“ mit einem Veranstaltungssaal für bis zu 620 Personen.
Für die Errichtung erhält die Gemeinde Lech 5,1 Millionen Euro aus Bedarfszuweisungen – mehr als ursprünglich vorgesehen. Zusätzlich werden 3,8 Millionen Euro an Sonderkosten für Baugrundsicherung und Tiefbau anerkannt. Damit ist es das größte Förderprojekt einer Gemeinde im Jahr 2025. Zum Vergleich: Bregenz und Bludenz erhielten jeweils 2,9 Millionen Euro.
Die Kritik entzündet sich an mehreren Punkten. Zunächst handelt es sich bei der Förderung von 5,1 Millionen Euro um die mit Abstand größte Einzelförderung einer Gemeinde im Jahr 2025. Keine andere Vorarlberger Gemeinde hat annähernd so viel Geld für ein einzelnes Projekt erhalten. Zum Vergleich: Die Landeshauptstadt Bregenz und die Stadt Bludenz erhielten jeweils 2,9 Millionen Euro an Bedarfszuweisungen, allerdings verteilt auf mehrere Einzelprojekte. Die 30 Gemeinden mit den geringsten Förderungen bekommen zusammengerechnet weniger als Lech allein für dieses eine Projekt.
Kritik der Opposition
Die SPÖ übt scharfe Kritik an der Entscheidung der Landesregierung. SPÖ-Klubobmann Mario Leiter bemängelt, dass dem prominenten Tourismusort über 5,1 Millionen Euro gewährt werden, und das trotz massiver Überschreitung der in den Richtlinien vorgesehenen Baukostenobergrenzen. Besonders problematisch findet Leiter, dass für dieses Bauwerk Millionen locker gemacht werden, während die Landesregierung gleichzeitig fünf Millionen Euro im Bereich Chancengleichheit kürzt und bei Menschen mit Behinderung spart. Diese Prioritätensetzung sei nicht nachvollziehbar und sozial ungerecht.
Auch die Grünen kritisieren die geplante Landesförderung scharf. Der grüne Landessprecher Daniel Zadra bezeichnet das Projekt als „Schildbürgerstreich", da es selbst von der Gemeindevertretung ursprünglich abgelehnt wurde. Er bemängelt, dass überdimensionierte Prestigeprojekte offenbar deutlich leichter Förderungen erhalten, während andere Gemeinden jeden Cent umdrehen müssen. Die Grünen sehen darin eine Ungleichbehandlung der Gemeinden, die dem von Wallner betonten Prinzip der Gleichbehandlung widerspricht.
Die NEOS warnen in ihrer Stellungnahme vor den langfristigen Folgen für die Gemeinde Lech. „Die Entscheidungen der Vergangenheit haben in Lech ein finanzielles Erbe hinterlassen, das den Ort über Jahrzehnte belasten wird", heißt es in einer Aussendung. Wenn Baukostenberechnungen nicht halten und das Land nun insgesamt über fünf Millionen Euro zuschießen muss, sei das ein Ausdruck von Gleichgültigkeit – allerdings von Seiten des Landes, nicht der Gemeinde selbst. Die NEOS verweisen darauf, dass die Gemeindewahlen im März 2025 bereits gezeigt hätten, dass die Bevölkerung eine politische Veränderung wolle.