Maria Skazel
Maria Skazel: "Der Sprung von der Mitarbeiterin zur Chefin war das schwierigste für mich.“

Gemeindemutter im Europadorf

Die Standesbeamtin Maria Skazel hatte eigentlich vor, Amtsleiterin von Sankt Peter im Sulmtal zu werden. Geworden ist es schlussendlich das Bürgermeisterinnenamt. Und dieses übt sie mit voller Überzeugung aus.

Eingebettet in das Koralmgebiet, in einer wunderbaren, sanft hügeligen Landschaft, liegt ein bezaubernder Ort. Er thront auf einer kleinen Anhöhe, sodass man schon von weitem den Campanile sieht, wie der freistehende Glockenturm auf dem Kirchplatz von den Einwohnern liebevoll genannt wird.

St Peter im Sulmtal
St Peter im Sulmtal von oben: Gut zu sehen der zentrale Kirchplatz im Ortszentrum. 

Es ist ein kleiner Ort, hier im Südwesten der Steiermark, nahe der Grenze zu Kärnten und Slowenien; ein richtiges Dorf. Allerdings nicht irgendein Dorf, sondern das schönste Dorf Österreichs. Zugegeben, es ist bereits fast 20 Jahre her, dass dieser Titel eingeheimst werden konnte, doch die Einwohner sind bestrebt, ihre Heimat stetig lebenswerter zu machen, und auch heute noch braucht der Ort keinen Vergleich zu scheuen. Sankt Peter heißt er übrigens: Sankt Peter im Sulmtal. Auch bekannt als Blumen- und Europadorf.

St. Peter im Sulmtal
St. Peter im Sulmtal liegt auf einer Anhöhe. Der Ortsausbreitung wurden dadurch teilweise natürliche Grenzen gesetzt.  

Von der Gemeindebeamtin zur Politikerin

Und genauso wie die Blumen im Petruspark aufblühen, so blüht auch die Bürgermeisterin der Gemeinde auf, wenn sie über ihre Arbeit und ihr Dorf erzählt. Sie heißt Maria Skazel und ist seit mehr als fünf Jahren die Chefin der Gemeinde. Mit Gemeindeangelegenheiten befasst hat sie sich allerdings schon einen Großteil ihres Berufslebens lang, doch nicht als Politikern, sondern als Gemeindebeamtin. 

Im Jahr 2000 hat sie als Vertragsbedienstete begonnen und hat kurz darauf die Prüfung zur Standesbeamtin abgelegt. Bei Veranstaltungen hat sie mitgeholfen, und bei Gemeinderatssitzungen die Protokolle geschrieben. Auf Bitten des Altbürgermeisters hat sie sich 2010 für den Gemeinderat aufstellen lassen. Seitdem war sie auch politisch aktiv. Eigentlich hatte Skazel die Absicht, Amtsleiterin zu werden, doch als ihr Vorgänger in Pension ging und der eigentlich vorgesehene Nachfolger aus familiären Gründen abwinkte, war allen klar: Die Maria  sollte Bürgermeisterin werden. Warum?  Weil sie alle kennt. Und alle kennen sie.  

„Ich war als Standesbeamtin immer bei den Menschen, als die Volkszählung durchzuführen war, war ich bei den Menschen, und als die Vogelgrippe grassierte und wir im Ort die Hühner zählen mussten, war wiederum ich diejenige, die zu den Bauernhöfen fuhr.“ 

Für die anderen war die Entscheidung klar, und dementsprechend fiel die Wahl im Gemeinderat einstimmig aus. Weniger klar war die Entscheidung nur für Skazel selbst. Drei Wochen hat sie Für und Wider abgewogen, bis sie sich entschloss, für das angetragene Amt zu kandidieren.

„Der Sprung von der Mitarbeiterin zur Chefin war das Schwierigste für mich. Ich war zu der Zeit schon 14 Jahre Mitarbeiterin und meine Kollegen teilweise älter als ich. Das war schon ein Thema für mich: Werden sie mich als Chefin akzeptieren? Man wird ja auch nicht von einem Tag auf den anderen Chefin;  das braucht Schulungen und Fingerspitzengefühl.“ 

Gute Zusammenarbeit im Amt und im Gemeinderat

Einen Lehrgang machte sie dann auch. Verwaltungsmanagement inkl. Führungsmanagement an der Donau-Uni Krems; und die Mitarbeiter blieben ihr gewogen.

Explizit lobt Skazel die extrem gute Zusammenarbeit im Gemeindemitarbeiter-Team, genauso wie im Gemeinderat.„Das ist mein größtes Plus! Wenn ich diesen starken Rückhalt nicht hätte ...“

Zwar ist der Gemeinderat stark ÖVP-dominiert, dennoch „in den Ausschüssen zählt jede Stimme gleich viel – egal von welcher Fraktion – und wird gehört und berücksichtigt. Das schätzen die Kollegen sehr.In Summe geht’s ums Projekt und dass es gut umgesetzt wird. Es gibt bei uns nur ganz wenige Beschlüsse, die nicht einstimmig sind“, erklärt Skazel stolz. 

Zur Mutter hat man Vertrauen ...

Fingerspitzengefühl beweist sie auch im Umgang mit ihren Bürgern: „Viele aus St. Peter sagen immer wieder Gemeindemutter zu mir. Das empfinde ich als ganz besonders nett. Das bedeutet ja: man hat Vertrauen zu mir. Ich erfahre viele Informationen und man erzählt mir sehr persönliche Dinge – bei denen man mitfühlt, mitweint, oder versucht, Mut zu machen. Vielleicht ist das einer Frau gegenüber auch einfacher – Mutter sag’ ich nur zu jemandem, zu dem ich viel Vertrauen habe“, freut sich Skazel.  

Von der Gemeindestrukturreform verschont

Der Umgang untereinander ist in St. Peter also ein sehr guter. Und auch sonst können sich die Einwohner glücklich schätzen.

„Wir sind klein, aber fein, da wir von der Gemeindestrukturreform verschont geblieben sind. Dadurch sind wir der an Einwohnern kleinste Ort im Bezirk, dennoch haben wir eine unglaublich wertvolle Infrastruktur und auch das Glück, dass wir einen Ortskern haben. Bei uns gibt es einen Nahversorger, einen Arzt, die Volksschule, einen Kindergarten, übrigens mit einer Betreuung von 6.30 bis 16.30 Uhr und mit alterserweiterten Gruppen ab 18 Monaten. Wir haben Wohnprojekte vor uns sowie die Erweiterung der Park & Ride-Stellplätze bei der Bahnhaltestelle. Mit der S-Bahn ist man nämlich in 50 Minuten in Graz. All diese Einrichtungen befinden sich zudem in einem Umkreis von weniger als einem Kilometer“, erzählt Skazel, und weiter: “Bei aktuell rund 1250 Einwohnern haben wir 450 Arbeitsplätze in der Gemeinde, also einen sehr hohen Anteil, mit einem Kommunalsteueraufkommen von ca. 350.000 Euro pro Jahr. Das ist nicht so wenig, dadurch haben wir einen kleinen Spielraum für Projekte.“

Projekt "Gehweg" als Motivation

Skazels erstes und wichtigstes Projekt war seinerzeit ein schon lange geforderter Gehweg neben der stark befahrenen Landstraße zwischen den Ortschaften Moos und Wieden. Es war ein voller Erfolg und ist bis heute ein Projekt, das sie sich in schwierigen Momenten gerne zur Motivation in Erinnerung ruft.

"Hände weg von einem alten Gebäude"

So geschehen bei der Sanierung der Volksschule, dem bislang größten Vorhaben in ihrer Amtszeit. „Wir haben generalsaniert, inkl. thermischer Sanierung, Fenstertausch, Heizungsumstellung und dem Umbau des Turnsaals zu einer barrierefreien Mehrzweckhalle. Dabei habe ich wertvolle Erfahrungen gesammelt was es heißt, ein altes Gebäude zu sanieren und dabei plötzlich Überraschungen auftreten. Feuchtigkeit im Keller, Nässe usw. Der Turnsaalboden hatte dann auch noch einen Schimmelbefall, sodass wir den Boden ebenfalls austauschen mussten, was uns nochmals 330.000 Euro gekostet hat. Die Gesamtkosten beliefen sich auf  1,8 Millionen Euro – und das bei einem Jahresbudget der Gemeinde von 2,67 Millionen Euro. Ich habe gelernt: Hände weg von einem alten Gebäude! Dank Überschüssen und Fördermittel mussten wir zwar nur 450.000 Euro Darlehen aufnehmen, doch als unsere (denkmalgeschützte) Aufbahrungshalle, die das Ordinariat unserer Gemeinde kostenfrei verpachtet, ebenfalls dringend zu sanieren war, entschieden wir uns lieber für einen Neubau."

Schönstes Dorf Österreichs und zweitschönstes Europas

Dass die Projekte in St. Peter umgesetzt werden können, liegt auch am Engagement der Bürger. Das hat in St. Peter Tradition.

Schon das Europadorf und das Blumendorf entsprangen der Teilnahme an der „Entente Florale Europe“, einem europäischen Wettbewerb, der Bürger dazu anhalten will, die Wohn- und Lebensqualität zu erhöhen. St. Peter wurde damals nicht nur schönstes Dorf Österreichs sondern auch zweitschönstes Dorf Europas. Dem europäischen Gedanken fühlt man sich hier bis heute besonders verbunden. So ist Skazel Europagemeinderätin und in St. Peter finden immer wieder größere Veranstaltungen zum Thema Europa statt. Zuletzt mit Erhard Busek im Mai.

Ringen um Breitbandförderung 

So fein in St. Peter auch alles sein mag, vor Problemen, oder besser gesagt Herausforderungen steht man auch hier. Zuallererst nennt Skazel diesbezüglich den Breitbandausbau. Über das Anbindungsförderprogramm „Connect“ und bei „WiFi4EU“ hat man um Förderungen angesucht, mit der neuen, steirischen Breitband- und Dateninfrastrukturgesellschaft „SBIDI“ steht man deshalb in Kontakt.

Neuer Arzt gesucht

Ein absehbares Problem wird auch die ärztliche Versorgung. „Unser Landarzt ist zu jeder Tages- und Nachtzeit für die Leute da, aber er ist 66 Jahre alt und wird in Pension gehen. Ich kann mir gar nicht leisten, keine Nachfolgeregelung zusammenzubringen“, sorgt sich Skazel. 

Teure Eisenbahnkreuzungen

Und noch ein Thema liegt ihr im Magen: Eisenbahnkreuzungen! „Wir haben vier Eisenbahnkreuzungen in der Gemeinde. Eine wurde bereits mit Schranken und Ampel gesichert. Kosten: ca. 420.000 Euro.

Zwei Übergänge will die Graz-Köflacher Bahn schließen, doch davon wären der Bauhof und die Landwirte massiv betroffen. Das ist ein ganz heikles und kostenintensives Thema. Ich habe interveniert – beim Gemeindebund, beim Land und beim Ministerium. Eine Lösung wäre für mich z. B. ein Vorabzug beim Finanzausgleich. Für St.Peter steht eine Million Euro an Kosten im Raum. Das kann’s nicht sein!“   

Skazel wird vor diesen Problemen nicht weglaufen: „Ich stelle mich auf alle Fälle wieder der Wahl!“ sagt sie entschlossen, und fügt hinzu:“ ... außer es passiert etwas, was man nie abschätzen kann. Wie man weiß, kann das Leben in der Politik kurz sein, aber daran sollte man bei der Arbeit nicht denken.“  

Zur Person

Maria Skazel 

Alter: 49

Gemeinde: St. Peter im Sulmtal

Einwohnerzahl: 1.256(1. Jänner 2019)

Bürgermeisterin seit: 30. Oktober 2013

Partei: ÖVP