Tulln
Die helfenden Hände und die Hilfesuchenden werden von der Stadtgemeinde zusammengeführt.
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Coronavirus: Aufeinander schauen, miteinander Abstand halten

Schau auf dich, schau auf mich: Nach diesem Motto handelt auch die Stadtgemeinde Tulln, und richtete in Windeseile eine Vernetzungsplattform ein, auf der Menschen Hilfe ersuchen und anbieten können, regionale Unternehmen auf ihre Lieferdienste aufmerksam machen und auch Aufheiterung in Form einer virtuellen Pinnwand für positive Gedanken geboten wird.

Ein Bild einer Rolle Schmirgelpapier, darunter: „Vorsicht beim Klopapierkauf - zur Zeit sind Fälschungen im Umlauf!“

Ein Cartoon eines Mannes mit Weinglas vor den Mund gebunden, darüber: „Im Burgenland gibt es noch genügend Schutzmasken.“ Robin fragt: „An Sprung zum Wiatn, wos soi scho gscheng?“, Batman watscht ihm eine: „Du bleibst daham!“

So und mit zahlreichen weiteren Postings versuchen die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Tulln hilft“ unter „Corona-Memes“ die ernste Lage mit ein wenig Humor zu nehmen. In der offiziellen Gruppe der Stadtgemeinde Tulln wird versucht, den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger in die virtuelle Welt zu holen.

Neben den aufheiternden Bildern gibt es dort auch sachliche Informationen zu Job und Unternehmertum, sowie Hilfs- und Dienstleistungsangebote, und auch Tipps zum alltäglichen Leben mit den einschränkenden Maßnahmen.

Stefanie Jirgal
Stefanie Jirgal: „Gerade in Familien, die es nicht gewohnt sind, so eng zusammen zu sein, gibt es einen wahnsinnigen Druck.“

Moderatorin der Facebook-Gruppe, und auch Projektleiterin der Tullner Initiative „Stadt des Miteinanders“, ist Stefanie Jirgal. Die Initiative gibt es schon seit einigen Jahren, ursprünglich, um die Tullnerinnen und Tullner auf Stadtaktivitäten wie etwa das Treffen der Glaubensgemeinschaften oder den Frauengesprächskreis aufmerksam zu machen. Nach Bekanntwerden der gravierenden Ausmaße der Coronakrise wurde die „Stadt des Miteinanders“ quasi über Nacht umstrukturiert.

Helfende und Hilfesuchende finden einander

Nun werden unter „Ich will helfen“ via Online-Formular Kontakte gesammelt für alltägliche Besorgungen, um Essen auf Rädern auszuliefern und auch, um Redebedarf zu stillen - übers Telefon selbstverständlich.

Die helfenden Hände und die Hilfesuchenden werden von der Stadtgemeinde zusammengeführt, auch der telefonischen Anlaufstelle im Rathaus liegt eine Liste vor.

Der Unterpunkt „Regionale Services“ ist ein weiteres Herzstück der neu strukturierten Seite. Unternehmen, die in Tulln und Umgebung ansässig sind, können dort Lieferdienste, Online Beratungen, virtuelle Kurse und ihre Webshops regionaler Waren anpreisen.

Dass dieser Service so schnell angeboten werden konnte, ist laut der gelernten Mediatorin Jirgal Bürgermeister Peter Eisenschenk zu verdanken, der die Initiative „Stadt des Miteinanders" schon vor einigen Jahren ins Leben gerufen hat. „Er forciert das Thema Zusammenhalt seit vielen Jahren“, berichtet sie. Sein Credo laute: „Die Aufgabe der Politik ist es, Menschen zusammenzuführen.“

„Gemeinsam schaffen wir das!“

Auf der Seite „Stadt des Miteinanders“ füllen sich die Pinnwände langsam, in der Facebook Gruppe „Tulln hilft“ hingegen fast zu eilig. „ Ich muss noch viel moderieren, in den ersten drei Tagen war ich fast dauerhaft online“, erzählt Jirgal.

Nun wurde die Mannschaft mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtgemeinde aufgestockt, für die „Härtefälle“, wie Jirgal sie nennt, ist sie selbst zuständig. „Ich glaube es ist eine schwierige, angespannte Situation.

Gerade in Familien, die es nicht gewohnt sind, so eng zusammen zu sein, gibt es einen wahnsinnigen Druck. Jeder muss eine neue Rolle finden, die bisherige Arbeitsaufteilung funktioniert so nicht mehr. Jeder muss jetzt ein bisschen das eigene Verhalten anpassen, aber gemeinsam schaffen wir es sicher auch gut durch die Krise“, ist Jirgal zuversichtlich.