Rudolf Nagl: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Bürgermeister eines der schönsten politischen Ämter ist, da man direkt mitgestalten und vieles bewegen kann.”

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„Ich wollte Jüngeren früh genug einen Platz freimachen“

In den Axamer Gemeinderat zog er erstmals 1992 ein, von 1998 bis 2016 bekleidete er das Amt des Bürgermeisters. Rudolf Nagl, der als ehemaliger Vizepräsident auch Ehrenringträger des Tiroler Gemeindeverbandes ist, krempelte dabei stets die Ärmel hoch – ganz so, wie er es auch aus seinem Elternhaus gewohnt war.

Nach seiner Schulausbildung arbeitete Nagl von 1975 bis 1982 als Kraftfahrer, war anschließend drei Jahre lang als Montagetischler tätig. Danach arbeitete er von 1985 bis 1998 als Transportunternehmer, ist seit 1985 auch als Nebenerwerbslandwirt tätig. Und das bis heute, wo dem inzwischen 65-Jährigen stets seine Frau, Tochter und gesamte Familie zur Seite stand.

„Mein Leben war immer bäuerlich geprägt. In einer Familie mit acht Geschwister, mussten wir alle ordentlich in der Landwirtschaft anpacken”, erinnert sich Nagl an seine Kindheit zurück.

Im Jahr 1990 wurde er Ortsbauernobmann in Axams. „Es war dann logisch, sich auch für die Kommunalpolitik zu interessieren. Und so entschloss ich mich, 1992 mit einer eigenen Liste bei der Gemeinderatswahl anzutreten, damals allerdings noch nicht als Bürgermeisterkandidat.”

Als Vizebürgermeister blieb er zunächst bis 1995 im Kommunalparlament, schied dann aus privaten Gründen aus diesem vorübergehend aus. Drei Jahre später kandidierte Nagl wieder mit einer eigenen Liste, diesmal mit ihm als Kandidaten für das Bürgermeisteramt – und setzte sich dann gleich im ersten Wahlgang mit der deutlichen Mehrheit von 64,74 Prozent gegen drei Mitbewerber durch. Mit seiner Axamer Dorfliste sicherte er sich zudem acht Mandate im Gemeinderat. 2004 eroberte seine Liste zehn Mandate.

Rückblickend meint Nagl: „Ich bin während meines politischen Tuns stets ein leidenschaftlicher Vertreter des bäuerlichen und ländlichen Raums gewesen. Die Interessen der landwirtschaftlichen Bevölkerung lag mir stets am Herzen. Natürlich galt es aber auch immer, die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinde im Auge zu behalten. Die Schaffung von Arbeitsplätzen wirkte sich entsprechend positiv auf die Einnahmenseite aus. Es war mir auch ein Anliegen, dass das Wohnen in Axams einen hohen Standard hat und wir genügend Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs im Ort haben. In Axams wurde auch schon in einer Zeit ein Bauernmarkt betrieben, in der solche weitgehend noch belächelt wurden. Ins Leben gerufen und betrieben hatte diesen meine Frau. Ein eigenes Schlachthaus ist schon vor rund 25 Jahren gebaut worden.”

Wachstum der Gemeinde als Herausforderung

Fakt ist auch, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten massiv gewachsen ist. Im direkten Umland der Landeshauptstadt gelegen, sind die Kommunen im Westlichen Mittelgebirge naturgemäß eine beliebte Wohngegend für Menschen aus Innsbruck. Das schnelle Wachsen wurde vielfach auch durchaus kritisch gesehen.

Nagl meint dazu: „Der stete Zuzug war und ist für alle Gemeinden im Umfeld von Innsbruck eine große Herausforderung. In Axams hatten wir schon lange vor meiner Zeit als Gemeindepolitiker, nämlich ab 1978, einen Flächenwidmungsplan. Und damals wurden auf Zuraten vom Land nicht weniger als 40 Hektar Bauland gewidmet, was den Zuzug weiter forciert hat. Wir haben ständig bemüht, den diesbezüglichen Aufwärtstrend mit diversen Regulativen einigermaßen im Griff zu haben. Einfach war‘s allerdings nie. Das gilt freilich auch für unserer Nachbargemeinden. Durch steigende Bevölkerungszahlen ergeben sich ja auch hinsichtlich infrastruktureller Einrichtungen große Herausforderungen. Doch letztlich ist man als Kommunalpolitiker auch dazu da, eben diese Herausforderungen anzunehmen.”

Zu Gute kam Nagl in diesem Bereich auch, dass er mehrere Jahre lang als Obmann des Planungsverbandes Westliches Mittelgebirge fungierte.

Der Alt-Bürgermeister lässt keine Zweifel offen, dass er seine Funktion vom ersten bis zum letzten Tag mit großer Freude ausgeübt hat, meint dazu: „Ich bin nach wie vor der Meinung, dass Bürgermeister eines der schönsten politischen Ämter ist, da man direkt mitgestalten und vieles bewegen kann.”

Vereine als Basis für das Dorfleben

In Nagls Amtszeit fielen in Axams unter anderem viele Infrastrukturverbesserungen. Zu nennen sind unter anderem Altersheim, Schulen, Freizeiteinrichtigen wie das neue Ruifachstation und der Ausbau des Schwimmbads sowie die Errichtung eines eigenen Gewerbegebiets. Nach wie vor in Bearbeitung ist der Zusammenschluss der Skigebiete Axamer Lizum und Mutters, für den er sich stets eingesetzt hat. Wichtige waren Nagl auch die örtlichen Vereine, denn „das Dorfleben ist unmittelbar mit dem Vereinsleben verbunden.”

Ab 2013 war Nagl nicht nur in der Gemeinde politisch aktiv, sondern zog für den ÖVP-Bauernbund auch in den Tiroler Landtag ein, dem er bis 2018 angehörte. Seine kommunalpolitische Tätigkeit beendete er 2016. „Meine Frau ist damals schwer krank geworden und schließlich auch verstorben. Da ist für mich klar gewesen, dass ich nach und nach aus allen politischen Ämtern ausscheiden werde. Zudem wollte ich nie zu lange in der Politik bleiben und den Platz für jüngere Kandidaten blockieren. Mit 60 Jahren war es der richtige Zeitpunkt, die Bühne zu verlassen.”

Heute verfolgt Nagl das politische Geschehen praktisch nur noch am Rande mit. „Ich bin quasi Zaungast, finde aber, dass es im Land Tirol in Summe gesehen recht gut funktioniert.”