
Gemeinden unterstützen Streuobstwiesen-Projekte
Mit über 5.000 verschiedenen Tier- und Pflanzenarten zählen Streuobstwiesen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Nach Schätzungen gibt es allein in Österreich mehr als 3.000 verschiedene Obstsorten, im Burgenland 400 und einige Hundert lokale Sorten, die noch nicht erhoben wurden. „Diese Vielfalt ist nur mehr auf den traditionellen Streuobstwiesen zu finden. Sie sind nicht nur typisch für das Burgenland, sie sind auch wahre Oasen der Biodiversität“, betont die burgenländische Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf.
Abgang von ca. 6.000 Bäumen pro Jahr
70 Prozent der Streuobstbestände des Burgenlandes befinden sich im Landessüden. Rund 3.000 Hektar Streuobstwiesen mit, grob geschätzt, 220.000 Bäumen soll es im Südburgenland noch geben, Tendenz fallend.
Eisenkopf: „Aufgrund der größtenteils händischen, extensiven Bewirtschaftungsweise sind sie oft schwer zu bewirtschaften. Viele Bewirtschafter und Grundbesitzer geben diese wertvollen Wiesen deshalb leider auf. Wir gehen davon aus, dass wir auf den Streuobstwiesen einen Abgang von circa 6.000 Bäumen pro Jahr haben. Dem wollen wir entgegenwirken und das tun wir bereits seit vielen Jahren“.
Ein wichtiger Partner dabei ist der Verein Wieseninitiative, der sich seit 30 Jahren mit der Erhaltung von Wiesen und Streuobstwiesen im Burgenland beschäftigt.
Programme für Gemeinden über das ganze Jahr verteilt
Bewusstseinsbildung und die Förderung von Absatzmärkten für Streuobstprodukte sind die zentralen Elemente des Projekts.
Fünf „Streuobst-Partnergemeinden“ – Jennersdorf, Litzelsdorf, Oberpullendorf, Sigleß und Mattersburg – sind zum Start beim Projekt dabei, in ihnen sollen über das gesamte Jahr 2023 verschiedene Veranstaltungen und Initiativen angeboten werden.
„Wir wollten ganz bewusst keine einmaligen Aktionen in den Gemeinden, sondern für jede Gemeinde ein Programm über das ganze Jahr verteilt, damit wir die Bevölkerung im Jahreszyklus begleiten – angefangen bei Pflegemaßnahmen im Frühjahr bis hin zum Thema Ernte und Veredelung im Herbst“, erläutert Eisenkopf. „Nur wenn Streuobstwiesen langfristig genutzt werden, ist ihr Bestehen nachhaltig gesichert".
Kostenlose Beratung für Private
Mit dem Projekt könne die bisherige Arbeit gezielt fortgesetzt werden, freuen sich Brigitte Gerger und Jan Oestmann vom Verein Wieseninitiative.
Zwei Zielgruppen wurden dazu definiert: Zum einen Streuobst-Partnergemeinden (fünf pro Jahr), denen ein gebündeltes Jahresprogramm mit Obstbaum-Sammelbestellungen, kostenlosen Schnitt- und Veredelungskursen, Vorträgen, Exkursionen und weiteren gemeinschaftlichen Aktionen für Erwachsene und Schulkinder angeboten wird, zum anderen private Gartenbesitzerinnen und -besitzer, die zwar motiviert seien, denen es aber am nötigen Wissen mangle; sie sollen unterstützt und beraten werden; kostenlos und vor Ort, auch außerhalb der Partnergemeinden. Die Experten sehen dies als „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Das Beratungsspektrum reicht von der Sortenwahl und der Neuanlage einer Streuobstwiese über die Obstbaumpflege bis hin zur Altbaumsanierung und Obstverwertung. Interessierte Gartenbesitzer/-innen können den Verein per E-Mail: wiesen-initiative@gmx.at kontaktieren.
1.100 Obstbäume verteilt, mehr als 70 Beratungen durchgeführt
Allein über Sammelbestellungen im letzten Jahr konnten knapp 1.100 Obstbäume regionaler Sorten verteilt werden, daneben wurden bereits mehr als 70 Beratungen zum Thema Streuobst im ganzen Burgenland durchgeführt. Die Obstbaumschnittkurse und Veredelungskurse im Frühjahr waren gut besucht mit teilweise bis zu 30 Teilnehmern.
„Das Prinzip ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ funktioniert“, freut sich Jan Oestmann. Auf Vorträgen in den Partnergemeinden wurden Tipps zur Pflege der eigenen Obstbäume gegeben und mögliche Herausforderungen des Klimawandels für Streuobstwiesen der Region diskutiert.
Feedbackbögen zu allen Aktionen und Beratungen sollen dazu beitragen, das Angebot an die Bedürfnisse der Streuobstwiesenbesitzer/-innen weiter anpassen und durch die Auswertung der Einzelerfahrungen der Teilnehmer/-innen regionales Wissen zu generieren.
Kochkurse, Exkursionen und Aktion „Gemeindesaft“
Im Herbst werden in den Partnergemeinden neben den Obstbaum-Sammelbestellungen mit zahlreichen regionalen Obstsorten Kochkurse zur Verwertung von Streuobst und Exkursionen in nahegelegene Streuobstwiesen angeboten (Infos: www.streuobstwiesn.at).
In den nächsten Wochen startet in den einzelnen Gemeinden die Aktion „Gemeindesaft". Dabei wird ungenutztes Obst in den Projektgemeinden sinnvoll verwerten und allgemein zugänglich gemacht.