Fernwärmekraftwerk Spittelau
Das von Friedensreich Hundertwasser behübschte Fernwärmekraftwerk Wien-Spittelau.
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Fernwärmebranche wird geprüft

20. August 2024
Die Bundeswettbewerbsbehörde BWB hat angekündigt, die Fernwärmebranche zu prüfen, weil sie der Meinung ist, dass zu wenig Wettbewerb herrscht, was zu hohen Preisen führt. Die Fernwärmeanbieter zeigen sich gelassen.

„Die Marktkonzentration in den einzelnen Netzgebieten, sowohl bei Strom als auch bei Gas, ist weiterhin als sehr hoch einzustufen. Bei Erdgas erreichen die Landesenergieversorger (LEV) und größten Stadtwerke in ihren Netzen eine ähnlich starke Marktstellung wie bei Strom.“, analysiert Natalie Harsdorf, Generaldirektorin der BWB.

Ein effektiver und funktionierender Wettbewerbsprozess um Endkunden sollte ihrer Ansicht nach dazu führen, dass sich Preise sowohl für Neu- als auch Bestandskunden den Preisniveaus am Großhandelsmarkt für Strom und Gas annähern. In Österreich finde dieser aber nicht wirklich statt.

„Während die Großhandelspreise seit knapp eineinhalb Jahren zurückgehen, zeigt die Erhebung bei großen Energieunternehmen, die rund 75 Prozent des Marktes in Österreich ausmachen, dass die Preisentwicklung bei den Endkunden in sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten verläuft. Dies gilt für Haushalte, aber auch kleinere Unternehmen“, kritisiert der Vorstand der Regulierungsbehörde E-Control, Wolfgang Urbantschitsch.

20 haben Verhaltenskodex bereits unterzeichnet

Die Fernwärmebranche reagierte mit einer Aussendung, in der sie auf einen seit längerer Zeit geltenden Verhaltenskodex verweist, mit der man sich verpflichtet hat, für fairen Wettbewerb zu sorgen.

Unterschrieben haben den Kodex bisher 20 Unternehmen, darunter Wien Energie, die EVN und die Linz AG sowie 17 regionale Wärmeversorger aus fast allen Bundesländern. Zum Beispiel die Biowärme Mittersill aus Salzburg, die Biowärme Vordernberg aus der Steiermark, die Fernwärme Echsenbach aus der gleichnamigen niederösterreichischen Gemeinde, der Maschinenring aus dem burgenländischen Oberwart, die Nahwärme aus dem Vorarlberger Götzis, die Clean Power Solutions aus Wien oder die Bioenergie Perg aus dem oberösterreichischen Mühlviertel.

Orientierungshilfe für Kunden

Für die Versorger bedeutet die Unterzeichnung des Verhaltenskodex der Fernwärmebranche eine Selbstverpflichtung zur Transparenz. „Für die Kundinnen und Kunden ist sie außerdem eine wertvolle Orientierungshilfe im Zusammenhang mit ihren Rechten“, sagt Peter Weinelt, Obmann des Fachverband Gas Wärme (FGW).

„Diese Pioniere gehen mit gutem Beispiel voran. Unternehmen, die den Kodex bereits umgesetzt haben, sind also bei der angekündigten Branchenuntersuchung jedenfalls auf der sicheren Seite“, betont Weinelt weiter.

Plattform für Transparenz

Die Plattform waermepreise.at wurde eingerichtet, um die Preistransparenz im Wärme- und Kältebereich zu erhöhen. Sie basiert auf den Vorgaben des Paragraphen 89 des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes (EAG) und wird von der Österreichischen Energieagentur im Auftrag des Klimaschutzministeriums betrieben.

Tarife werden eingemeldet

Die Fernwärmeversorger haben sich bei der Erarbeitung einer sinnvollen Darstellung der Preise und Tarife beteiligt und melden schon zum dritten Mal die aktuellen Tarife ein. Bisher wurden 793 Tarife von 236 Unternehmen gemeldet.

Verhaltenskodex der Fernwärmebranche:
https://www.gaswaerme.at/service/verhaltenskodex-fernwaerme/

Wärmeplattform: https://waermepreise.at/

Zahlenspiegel 2024: https://www.gaswaerme.at/service/zahlenspiegel2024/