Umgestaltung der Champs Elysées ins Paris
Modell der Umgestaltung der Champs Elysées in Paris.
© Philippe Chiambaretta Architects

Europas Städte setzen auf Lebensqualität

15. Februar 2021
Wohlfühlen ist wichtig. In den eigenen vier Wänden genauso wie im eigenen Stadtviertel. Das ist eines jener Dinge, die man getrost als „Lockdown-Lehre“ verzeichnen kann.

Viele Menschen haben in den letzten Monaten durch Spaziergänge, Fahrradausflüge oder auf der Suche nach neuen Laufstrecken eine stärkere Bindung zu ihrem eigenen Bezirk hergestellt. Dadurch haben die „vergrößerten Wohnzimmer“ der Bevölkerung auch wieder mehr Aufmerksamkeit erfahren. Und nicht nur das: Durch den oftmals stark zurückgegangenen Verkehr wird die Stadt völlig neu erlebt und die Bürgerinnen und Bürger schätzen Verkehrsberuhigungen noch mehr als zuvor.

Blickt man sich international um, fällt auf, dass sich in den Städten gerade einiges tut. Bürgermeister und ihre Teams wollen die Lebensqualität der Bevölkerung erhöhen und denken dazu langfristiger und wagemutiger als noch vor wenigen Jahren.

Die Champs-Élysées soll zum Garten werden

Bürgermeisterin Anne Hidalgo hat vor Kurzem angekündigt, dass Paris die weltbekannten Champs-Élysées in einen außergewöhnlichen Garten verwandeln wird. Dazu nimmt die Stadtregierung 250 Millionen Euro in die Hand. Die ersten Entwürfe gehen gerade um die Welt, gefolgt von einer Welle der Begeisterung!

Barcelona: „Superblocks“ verringern Verkehr

Barcelonas Stadtoberhaupt Ada Colau setzt wiederum seit einiger Zeit auf das Konzept der „Superblocks“. Dabei werden neun Blocks zu einem Superblock zusammengefasst und innerhalb dessen wird der Autoverkehr stark eingeschränkt oder sogar zur Gänze eliminiert.

Dadurch ergeben sich innerhalb eines Superblocks nahezu unbegrenzte Möglichkeiten. Es entstehen Cafés, Spielstraßen, begrünte Plätze und Gemeinschaftsgärten – ganze Nachbarschaften blühen auf. Während in Barcelona mittlerweile ein Superblock dem nächsten folgt, versuchen andere Städte auf der ganzen Welt – von Wien bis Rosario – das Konzept für sich zu übernehmen.

Eine der verkehrsberuhigten Zonen in den Superblocks von Barcelona.
Eine der verkehrsberuhigten Zonen in den Superblocks von Barcelona. Foto: Ajuntament de Barcelona

Aber nicht nur die großen Metropolen verwandeln sich. Auch kleinere Städte zeigen, was möglich ist.

Fassadenbegrünung in Leuven

So etwa die belgische 100.000-Einwohner-Stadt Leuven, die 2018 mit dem European Green Leaf Award ausgezeichnet wurde. Übergeordnetes Ziel ihres jungen, innovativen Bürgermeisters Mohamed Ridouani ist das Erreichen der Klimaneutralität bis 2030. Und dafür steht ein Potpourri an Maßnahmen bereit, so zum Beispiel auch die Fassadenbegrünung der Mechelsestraat.

Für dieses Projekt begrünt die Stadt gemeinsam mit den ansässigen Ladeninhabern im nächsten Jahr mehr als 40 Fassaden in der belebten Einkaufsstraße. Die Euphorie ist nicht nur bei den Händlern groß, auch die Bevölkerung ist begeistert von der Initiative und erhält ebenfalls die Chance, sich einzubringen. Dazu wird die Anschaffung von Pflanzen, die der Fassadenbegrünung dienen, finanziell gefördert. So wird mit relativ geringem Aufwand nicht nur die Luftqualität verbessert und Lebensraum für zahlreiche Insekten geschaffen, sondern auch das Stadtbild wesentlich verschönert.

Passionsblumen für die Mechelsestraat in Leuven.
Passionsblumen für die Mechelsestraat. Foto: Leuven2030

Oft sind es bereits Kleinigkeiten, die den Wohlfühlfaktor erhöhen. Doch für die großen (notwendigen) Transformationen müssen Bürgermeisterinnen und Bürgermeister einfach auch etwas wagen und sehr sichtbare Projekte realisieren: Das lässt BürgerInnen die Veränderung „erleben“ und schafft Unterstützung. Nicht zuletzt ist es ein klares Zeichen, dass man auch vor (vermeintlich) heiligen Kühen nicht zurückschreckt, um langfristig für mehr Lebensqualität zu sorgen.

Mehr Beispiele städtischer Nachhaltigkeit

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