Fukushima
Mit dem dreifachen Desaster von Fukushima verloren nicht nur Tausende Menschen Heim und Leben, sondern der für die Region Tokio und damit fast 30 Millionen Stromkunden zuständige Energieproduzent TEPCO abrupt rund 20 Prozent seiner Stromerzeugungskapazitäten. 
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Blick über die Grenzen

Energiesparen auf japanische Art

9. September 2022
Während sich derzeit alle Welt auf der Suche nach Strategien zum Energiesparen befindet, empfiehlt sich ein Blick nach Japan, das mit der Katastrophe von Fukushima 2011 eine beispiellose Stromversorgungskrise durchgemacht hat.

Der 11. März 2011 ging als Fanal für die Atomkraft in die Geschichte ein. Mit dem dreifachen Desaster von Fukushima verloren nicht nur Tausende Menschen Heim und Leben, sondern der für die Region Tokio und damit fast 30 Millionen Stromkunden zuständige Energieproduzent TEPCO abrupt rund 20 Prozent seiner Stromerzeugungskapazitäten. 

Mit Importen von Flüssiggas und Öl, dem Aufbau neuer thermischer Kraftwerke und Energieimporten konnte die dadurch entstandene Energielücke größtenteils relativ rasch geschlossen werden. Allerdings steuerte vor allem der energiehungrige Großraum Tokio mit seinen 35 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern auf eine heikle Phase zu: den schwülen Sommer. Dieser trieb und treibt noch heute wegen der intensiven Nutzung von Klimaanlagen das Stromnetz regelmäßig an seine Grenzen.

Weil sich TEPCO nicht in der Lage sah, den prognostizierten Spitzenstromverbrauch zu decken, wurde unter dem Slogan „Setsuden“ (dt.: „Stromsparen“) eine groß angelegte Aktion zum Stromsparen ins Leben gerufen, die enorme Resonanz hatte und dank einer breiten Kampagne Unternehmen und Privatpersonen ­mobilisierte – und das Tokioter Stadtbild zwischendurch deutlich veränderte.

Halb dunkles Tokio

Die sonst mit Leuchtreklame erhellten Straßen versanken ins Halbdunkel, Beleuchtung wurde gedimmt bzw. ausgeschaltet, und der sonst so hektische öffentliche Verkehr durch Fahrplankürzungen und langsameres Fahrtempo zusammengestutzt. Vielerorts standen Rolltreppen und Liftanlagen still, in Elektromärkten präsentierte Geräte blieben ausgeschaltet. Die unzähligen Verkaufsautomaten in den Straßen Tokios und die Pachinko-Spielhallen mit ihrer schrillen Leucht- und Geräuschkulisse gerieten in die Kritik, Letzteren wurden schließlich drei Schließtage pro Monat verordnet.

Das Programm schlug auch auf Privathaushalte durch, die zu den auch hierzulande bekannten Energiesparmaßnahmen aufgefordert wurden – angefangen vom Verzicht auf Klimaanlagen zugunsten von Ventilatoren und Fächern bis hin zur Empfehlung, LED-Lampen zu verwenden und Räume zu isolieren.

Den größten Effekt hatten aber Beschränkungen für Großverbraucher, Gewerbe und Handel. Sie wurden für drei Monate zu einem Energiesparziel von 15 Prozent verpflichtet, „vorbildliche“ japanische Unternehmen sogar zu einem Sparziel von 30 Prozent angespornt. Viele Unternehmen unternahmen daraufhin deutliche und langfristig anhaltende Anstrengungen zum Energiesparen, zusätzlich wurde die Produktion energiesparender Elektrogeräte vorangetrieben.

Dazu kamen Maßnahmen wie Sonderurlaub und leichte Kleidung  – im Kontext der japanischen Arbeitskultur durchaus als außergewöhnlich zu sehen. Das „Setsuden“-Sparprogramm trug Früchte. 

Dieser Beitrag ist eine Kurzfassung eines Artikels auf News-ORF vom 6. August. Lesen Sie die Langfassung auf https://orf.at/stories/3279403/