Der Muli in diversen Ausführungen ist ein beliebter und vielseitiger Transporter der Reformwerke Wels, der in zahlreichen heimischen Bauhöfen zum Einsatz kommt.

Bauhof

Die Fuhrparks der Gemeinden

Vor fünf Jahren führte KOMMUNAL eine Umfrage unter den Bauhofleitern durch, die sich um den Zustand der gemeindeeigenen Fuhrparks drehte. Nun wurde die Umfrage wiederholt und zeigt interessante Entwicklungen.

Daten, die zu den Fuhrparks der Gemeinden vorliegen, gibt es praktisch nicht. Diese Erkenntnis war für KOMMUNAL Anlass genug, im Jahr 2017 eine erste, vorsichtige Erhebung durchzuführen.

Eine valide und vollständige Datenbank über den Fahrzeugbestand der österreichischen Kommunen wäre nur machbar, wenn diese von sämtlichen Bauhofleitern oder vergleichbaren Verantwortlichen ständig gepflegt und aktuell gehalten würde. Angesichts der Fülle an sonstigen Aufgaben ist das daher gegenwärtig reine Theorie. Um dennoch einen ungefähren Eindruck zu bekommen, haben wir uns bei der Umfrage 2017 auf Gemeinden um die 3.000 Einwohner und Einwohnerinnen (+/- 500) konzentriert. Nun, fünf Jahre später, haben wir neuerlich nachgefragt und zwecks Vergleichbarkeit abermals alle Gemeinden dieser Größenordnung angeschrieben. 

Die Rücklaufquote war auch diesmal beeindruckend hoch und von West nach Ost zunehmend, was bedeutet, dass inneralpine Gemeinden leicht unterrepräsentiert sind. Natürlich handelt es sich dabei um keine repräsentative Umfrage, aber die oft sehr ähnlichen Zahlen legen nahe, dass die Datenqualität eine recht präzise ist, da dieses Mal etliche Gemeinden dabei waren, die 2017 nicht mitgemacht haben. 

Wie lauten nun die Ergebnisse der Umfrage?

Auf der nächsten Doppelseite sind die Ergebnisse grafisch aufbereitet. Einige Umstände sind allerdings insbesondere im Vergleich zu 2017 eine nähere Betrachtung wert. Konsequent gescheitert ist der ewige Wunsch der Bauhofleiter nach LKWs mit einem Kranausleger. Kaum eine Gemeinde hat so ein Fahrzeug, bei den Bauhofleitern steht es aber überproportional oft auf der Wunschliste ganz weit oben. Das war 2017 schon so und ist 2022 noch ausgeprägter. 

Den Zahlen nach bleibt der Wunsch allerdings in der Regel unerfüllt und es wird zugunsten des Kaufs eines anderen Fahrzeugs entschieden. Die Listen der anzuschaffenden Fahrzeuge sind grundsätzlich kürzer geworden und die Zahl jener Gemeinden, die aktuell gar kein Fahrzeug benötigen, ist deutlich gestiegen.  

Finanzierung ist das Hauptproblem

Bei den Problemen, die es im ­Zusammenhang mit den Fuhrparks gibt, bleibt die Finanzie­rungsfrage unangefochten auf Platz eins. Verändert haben sich aber zwei Dinge. Zum einen nehmen die Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, stetig zu, wobei es häufiger als früher an den erforderlichen Führerscheinen scheitert, zum anderen werden Wartung und Reparaturen langwieriger und teurer, was auf die komplexeren Systeme zurückgeführt wird. In Eigenregie und ohne PC kann kaum noch etwas selbst ausgetauscht oder instand gesetzt werden. Bezüglich Ausschreibungen wird die mangelnde Vergleichbarkeit etliche Male kritisiert. 

Bei den meistgenutzten Fahrzeugmodellen bleibt der Unimog über alle Kategorien hinweg unangefochten das meistgenannte Gefährt. Bei den Kleintransportern bzw. Kastenwagen liegt der VW Caddy nur noch hauchdünn voran. Hier zeigt sich in Markenhinsicht ein deutlich diversifizierteres Bild als 2017.

Zwar bleibt VW grundsätzlich eine beliebte Marke, auch was die Pritschen und Kleinbusse anbelangt, andere Hersteller wie z. B. Dacia (in Form von Duster Pick-up oder Dokker) haben aber an Relevanz zugelegt. Bei der E-Mobilität ist die Elektrovariante des Renault Kangoo mit großem Abstand das meistgenutzte Fahrzeug (2017 hingegen Renault ZOE). 

Elektromobilität - theoretisch ja ...

Die Elektromobilität liefert ohnehin die interessantesten Ergebnisse. Man würde nämlich gerne, kann aber nicht so recht. So gibt es zwar einen Zuwachs von zehn Prozent im Vergleich zu 2017, womit nun mehr als die Hälfte der Gemeinden zumindest ein E-Fahrzeug besitzen. (Meist bleibt es übrigens auch nur eines. Manchmal sind es zwei, mehr als zwei aber nur sehr selten.)

Die Einsatzgebiete der E-Fahrzeuge sind allerdings sehr überschaubar. Zumeist sind es PKW, die für „Essen auf Rädern“ oder für Fahrtendienste eingesetzt werden. Auch für Wasserwerk bzw. Wasserwarte wurden sie mehrmals genannt. Daneben gibt es mancherorts auch ein E-Car für Carsharing-Angebote an die Bevölkerung, die mitunter aber mangels Interesse auch schon wieder eingestellt wurden. Grundsätzlich scheint bei den E-PKW ein gewisser Sättigungsgrad erreicht zu sein.

E-Fahrzeuge

Keine weiteren E-Fahrzeuge geplant 

Der überwiegende Anteil der Gemeinden plant keine Ausweitung ihrer E-Flotte mehr. Für den ein oder anderen überraschend mag hingegen die Beliebtheit von E-Lastenrädern sein. Einige Gemeinden haben bereits eines, noch mehr planen, eines zeitnah anzuschaffen. Hier scheint noch Luft nach oben vorhanden zu sein.

Bei den größeren Nutzfahrzeugen bleibt E-Mobilität die Ausnahme. Hier und da entschloss man sich zu einem E-Pritschenwagen oder E-Transporter. Das war’s dann aber auch schon.

Die negativen Erfahrungen überwiegen klar. Meistgenannt ist die zu geringe und unberechenbare Reichweite, hinzu kommt der Leistungsabfall bei Kälte, im Winter. Für Gemeinden mit hügeliger oder bergiger Topografie wird die Nutzung so zu einem Glücksspiel. Der kontinuierliche Leistungsabfall der Akkus im Laufe der Jahre sowie die geringe Belastbarkeit bei Beladung sind weitere Kritikpunkte.

Grundlegend bemängelt wird der kaum vorhandene Markt an E-Fahrzeugen, die für den Bauhof geeignet sind, wie z.B. einer Pritsche mit Kipperaufbau. Wenn ein Angebot vorhanden sei, dann zu einem unrealistischen Preis, der in keinem Verhältnis zu einem Benzin/Diesel-Auto stehe und sich auch nach Jahren nicht rentieren könne.

Bauhofleiter über Elektro-Nutzfahrzeuge

„Durch die E-Motoren kann der benötigte Öldruck (Nebenantrieb) nicht erzeugt werden, um die Zusatzgeräte zu betreiben.“

„Der Einsatz des Elektroautos für Essen auf Rädern hat sich sehr gut bewährt. Nur die Akkuleistung lässt jedes Jahr mehr nach.“ 

„Wir haben ein E-Auto für Essen auf Rädern und eines für Car-Sharing (Eigentümer und Betreiber ist ein regionaler Verband). Weil sie teuer sind und ihre Reichweite nicht zufriedenstellend ist, ist eine Ausweitung nicht beabsichtigt.“

Dauerbrenner Traktoren

Abgesehen von der Elektromobilität sind die Verhältnisse auf den Bauhöfen recht stabil. Traktoren bleiben die Arbeitstiere, Kleintransporter und Kastenwägen haben leicht zugenommen. Das Auslagern des Fuhrparks bzw. der Grünraumpflege oder des Bauhofes an externe Firmen ist weiterhin die Ausnahme und sich Fahrzeuge mit anderen Gemeinden zu teilen, bleibt ebenso unbeliebt wie selten.

Große Probleme haben weiterhin Bauhöfe mit weniger als einer Handvoll Mitarbeitern. Personalausfälle können sie kaum kompensieren und Fahrzeugausführungen, die eine Person alleine bedienen kann, sind gerade für diese kleinen Gemeinden, die sie am dringendsten benötigen würden, meist unerschwinglich.

 

Die Fuhrparks der Gemeinden