
„Die Diskussion um 1,50-Jobs geht an den Problemstellungen vorbei!“
Meiner Meinung nach gibt es dreieinhalb Jahre nach der großen Flüchtlingswelle drei Problemstellungen, über die wir abseits der medialen Emotionalisierung in den Gemeinden wirklich nachdenken sollten:
Die Zahl jener Gemeinden, die Asylwerbern überhaupt noch gemeinnützige Beschäftigung anbieten, schrumpft
Schätzungen gehen von aktuell einigen hundert, vielleicht 1000, Asylwerbern aus, die wirklich zu gemeinnütziger Tätigkeit herangezogen werden. Denn der Aufwand, der für eine echt integrative und gemeinnützige Tätigkeit in Gemeinden anfällt, ist so hoch, dass sie von immer weniger Gemeinden überhaupt angeboten wird. Und jene medial kommunizierten „positiven“ Beispiele legten in einigen Fällen die Vermutung nahe, dass die Grenzen zwischen gemeinnütziger Beschäftigung und für beide Seiten vorteilhafter Erwerbsarbeit (z. B. am Bauhof) schon mehr als „verschwommen“ sind.
Ich glaube: Wenn wir gemeinnützige, integrative Tätigkeiten von Gemeinden für Asylwerber wollen, dann braucht es vor allem für die Gemeinden Unterstützung, wenn sie diese anbieten!
Mittlerweile stehen fast 33.000 Asylberechtigte ohne Arbeit da
Wir müssen uns primär um Arbeit für jene kümmern, die bereits einen fixen Aufenthaltstitel in Österreich bekommen haben. Denn sie werden dauerhaft Teil unserer Gesellschaft sein und haben auch volle Ansprüche in unserem Sozialsystem. Ein geregeltes Arbeitseinkommen macht sie nicht nur finanziell unabhängig, sondern ist ein weiterer Schritt zu einer vollwertigen finanziellen wie auch gesellschaftlichen Integration in Österreich. AMS Unterstützung, Trainingsjobs und auch klare Regeln für all jene, die nicht Deutsch lernen oder dazu kein Bemühen zeigen, sind aus meiner Sicht notwendiger denn je.
Ich glaube: Über Programme und Unterstützungen für Gemeinden, um diesen Menschen Trainingsjobs anzubieten, sollten wir reden!
Aus den Erfahrungen mit den Lehrlingen lernen
Vor Jahren hat man jungen Asylwerbern Lehrberufe angeboten, die sie erfolgreich absolviert haben. Wenn für diese Menschen jetzt Abschiebungen im Raum stehen, stemmen sich noch mehr Menschen als sonst gegen die Rückführung in die Heimatländer, denn die menschlichen Bindungen sind eng und die wirtschaftlichen Interessen an den jungen Arbeitskräften groß. Mittlerweile gibt es zwar keine Lehrmöglichkeit für Asylwerber mehr, das Problem langer Asylverfahren ist aber nach wie vor existent und bringt oft nach Jahren der „nicht Entscheidung“ in den Gemeinden bei Abschiebungen immer wieder „menschliche Verwerfungen“.
Ich glaube: Asylverfahren müssen so rasch wie möglich abgeführt werden und erst danach kann eine Vollintegration in den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft erfolgen.