Frauenquote
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Bürgermeisterinnen sind in Österreich rar

Bürgermeisterin ist in Österreich immer noch ein Job mit Seltenheitswert. Unsere Nachbarstaaten haben uns in dieser Hinsicht längst abgehängt und ein Blick auf die nackten Zahlen lässt eher kuriose denn zuversichtliche Schlüsse ziehen.

Unlängst berichtete das Magazin „Kata­pult“, dass es in Deutschlands Großstädten fast doppelt so viele Bürgermeister gibt, die mit Vornamen Thomas heißen, wie insgesamt Frauen in diesem Amt. Ein Kuriosum und sicher kein Ruhmesblatt für die deutschen Kommunen.

Und wie sieht es in Österreich aus? Die gute Nachricht: Wir haben weniger Thomasse! Damit hat es sich aber auch schon. Sieht man sich die größten heimischen Gemeinden an, also jene mit mehr als 25.000 Einwohnern, so stellt man fest, dass auch hierzulande solch traurig-groteske Verhältnisse bestehen. Beispielsweise sind in unseren bevölkerungsreichsten Gemeinden genauso viele Stefans Bürgermeister wie Frauen – und das liegt nicht daran, dass der Name Stefan so häufig wäre.

Mit den Vornamen lassen sich übrigens noch mehr Vergleiche anstellen. Die Stefans landen hierzulande genauso wie die Thomasse nur im Mittelfeld der Beliebtheitsskala.

Bürgermeister, die Stefan heißen

Österreichs Bürgermeister heißen meist Josef oder Johann

Die über 2000 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen tragen zusammen rund 300 verschiedene Namen. Zwar gibt es vereinzelt exotische Ausreißer wie Georgios oder Philibert. Es sind aber vor allem vertraute Klassiker, die die Hitparade anführen. Sollten Sie Ihr Kind schon von Geburt an auf eine politische Leitungsfunktion hin trimmen, dann nennen Sie einen Sohn am besten Josef oder Johann. Damit müsste die Gemeinderatswahl schon halb gewonnen sein.

Sollte es ein Mädchen sein, stehen die Siegeschancen mit Elisabeth noch am besten, aber ganz ehrlich – sie sind dennoch gering, denn Frauen als Bürgermeisterinnen sind in Österreich nach wie vor eine Ausnahme. In dieser Hinsicht scheint es fast, als wäre unser Land im vorigen Jahrhundert stehen geblieben.

Mehr Franze und Josefs als Frauen

Bezeichnenderweise gibt es bei uns als Gemeindechefs auch mehr Franze und Josefs als insgesamt Frauen, dabei ist die Kaiserzeit längst passé. Das zeigt sich in den ehemaligen Kronländern übrigens durch die Bank deutlicher als bei uns, wenn man sich die Frauenquote unter den Gemeindevorstehenden anschaut.

Im heutigen Tschechien und in der Slowakei ist rund jeder vierte Bürgermeisterposten weiblich besetzt. In Ungarn und - so man es mitzählen will - Liechtenstein ist etwa jeder fünfte Bürgermeistersessel von einer Frau besetzt, und in Slowenien, Kroatien und Polen ist es immerhin noch gerundet jeder zehnte. Von diesen Verhältnissen kann man in Österreich nur träumen.

Anderswo gibt es mehr Bürgermeisterinnen

Doch es kommt noch schlimmer: In sämtlichen Nachbarstaaten Österreichs ist die Bürgermeisterinnenqote höher als bei uns! Mit einem Anteil von 8,3 Prozent liegen wir im gesamteuropäischen Vergleich im letzten Viertel, weit abgeschlagen hinter Ländern wie Bulgarien oder der Republik Moldau, noch hinter Montenegro, in etwa auf dem Niveau von Nordmazedonien. Immerhin liegen Länder wie die Türkei und Georgien noch hinter Österreich, doch ist das wahrlich kein Umstand, der in irgendeiner Art und Weise beruhigen darf.

Buergermeisterinnen In Europa
Prozentuale Anteile von Frauen im Bürgermeisteramt in europäischen Staaten. (Stand 2019)

In den Gemeinderäten und -verwaltungen ist es nicht besser

Genauso schlecht platziert ist Österreich übrigens, wenn es um den Frauenanteil in den Gemeinderäten bzw. gewählten Gemeindeverwaltungen geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Erhebung des Rats der Gemeinden und Regionen Europas basierend auf Zahlen aus dem Jahr 2019.

Interessant dabei ist, dass es egal ist, ob ein Land Mitglied der EU ist oder nicht. Sowohl bei EU-Staaten als auch bei Nicht-EU-Staaten liegt der Frauenanteil in der Kommunalpolitik durchschnittlich bei knapp 29 Prozent, in Österreich liegt er hingegen bei nur 23 Prozent.

Derzeit 188 Bürgermeisterinnen in Österreich - Wo regieren Bürgermeisterinnen in Österreich?

Doch zurück zu den Spitzenämtern auf lokaler Ebene, den Bürgermeistern und Bürgermeisterinnen. Von Letzteren gibt es bundesweit 188. (Die Zahlen sind übrigens mit Stand 10. September 2020 erhoben und somit noch vor den Wahlen in Vorarlberg.)

Buergermeisterinnen_Oesterreich
Österreichische Gemeinden, in denen ein Frau an der Spitze steht. (Stand 10.September 2020)

22 Bürgermeisterinnen regieren in Städten. Bei exakt 201 Städten, die wir in Österreich haben, bedeutet das: Knapp elf Prozent aller Städte werden von Frauen regiert. Im europäischen Vergleich ist das  zwar eher eine kümmerliche Rate, für österreichische Verhältnisse ist es aber ein Spitzenwert.

Bei Marktgemeinden liegt die Frauenquote nämlich noch niedriger, bei unter 8,9 Prozent und bei den einfachen Gemeinden nochmals ein wenig darunter. Natürlich ist klar, dass die Art der Gemeinde nicht eins zu eins etwas über ihre Einwohnerzahl aussagt. Es zeigt sich aber der allgemeine Trend: Je kleiner eine Gemeinde ist, desto eher sitzt ein Mann im Chefsessel.

Es sei an dieser Stelle festgestellt, dass es natürlich weder besser noch schlechter ist, wenn eine Gemeinde nun von einem Mann bzw. einer Frau geleitet wird. Es ist aber unbestritten, dass in Österreich eine stärkere Schieflage (zu Ungunsten der Frauen) herrscht als in den meisten anderen europäischen Staaten, egal ob in der EU oder außerhalb. Ebenso klar sollte sein, dass eine derart schlechte Platzierung unseres Landes im internationalen Vergleich unserem Selbstverständnis als fortschrittliche Demokratie zuwiderläuft und wir uns mit den hintersten Plätzen in diesbezüglichen Rankings nicht achselzuckend begnügen dürfen.