Politiker stehen vor Bergspitzen
Tirols Gemeindeverbands-Präsident Ernst Schöpf, FLGÖ-Bundesobmann Franz Haugensteiner, Gemeindebund-Präsident Prof. Helmut Mödlhammer, Sektionschef Manfred Matzka und FLGT-Obmann Bernhard Scharmer. Foto: FLGT/Stelzl

„Bürgermeister sind ja nicht zwangsläufig Experten"

6. November 2015
Die Bundesfachtagung der österreichischen Gemeindeamtsleiter im Interalpenhotel Telfs/Buchen stand unter dem Motto „Erfolg". Zwei Tage lang beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer intensiv mit den Themen Führung, Strategie, Management, Rollenverständnis Politik/Verwaltung und Bürgerservice.

Der Innsbrucker Verfassungsrechtler Karl Weber beleuchtete das Rollenverständnis von Bürgermeistern und Gemeindeamtsleitern und die effiziente Kompetenzverteilung zwischen Politik und Verwaltung. Der Autor Kambiz Poostchi („Führung muss führen“) erläuterte den wichtigen Unterschied von reinem Management und echter Führung, die sich auf den gesamten Menschen beziehe und nicht nur auf seine Arbeitskraft. Den entscheidenden Unterschied mache der Blick aufs Ganze.



„Ohne Verwaltung wären die Bürgermeister auf verlorenem Posten“, sagte Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer. Man müsse im Arbeitsumfeld und in der Gesellschaft Begeisterung schaffen und möglichst viele Bürger zu Aktiven machen. „Der Bürger unterscheidet nicht zwischen politischer Gemeinde und Gemeindeverwaltung sondern sieht die Gemeinden immer als Ganzes. Die Herausforderungen steigen, die Bürger werden kritischer!“

Podiumsdiskussion



Bei der Podiumsdiskussion meinte Tirols Gemeindeverband-Präsident Ernst Schöpf: „Bürgermeister sind ja nicht zwangsläufig Experten. Bürgermeister ist einer der wenigen Berufe, für die man keinen Befähigungsnachweis braucht.“



Skisprung-Olympiasieger Toni Innauer sagte, ihm sei der Begriff Leistung lieber als der Begriff Erfolg – es gebe auch Erfolg ohne Leistung und Leistung ohne offensichtlichen Erfolg.



FLGÖ-Bundesobmann Franz Haugensteiner betonte die wichtige Rolle der leitenden Gemeindebediensteten bei der Verwaltungsmodernisierung. Die Definition und Realisierung von Zielen könne nur in partnerschaftlicher Weise sinnvoll sein, wo alle Stakeholder gleichberechtigt eingebunden sind. „Damit meine ich alle Verantwortlichen in der Politik, die Vertreterorganisationen, die Kommunalakademien und die für die Ausführung verantwortlichen Manager vor Ort, die Amtsleiterinnen und Amtsleiter mit dem FLGÖ“, sagte Haugensteiner.



Für den Veranstalter Bernhard Scharmer, Tirols FLGÖ-Chef und Gemeindeamtsleiter in der Marktgemeinde Telfs, ist eine klare Rollenverteilung genau so wichtig wie ein vertrauensvolles Verhältnis und ein gut funktionierender gegenseitiger Informationsfluss zwischen Bürgermeistern und Amtsleitern. Mit mehr und effektiverer Kooperation zwischen den Gemeinden könne man eventuellen Zwangsfusionierungen vorbeugen. „Bürgermeister und Gemeindeamtsleiter stehen in einem ständigen Spannungsfeld zwischen den Maximen der Wirtschaftlichkeit, Zweck- und Rechtmäßigkeit. Jede Gemeinde - ob groß oder klein - hat eine Fülle von rund 600-800 unterschiedlichsten Aufgaben zu bewältigen“, führte Scharmer aus. „ErfolgREICH“ bedeute dabei in Summe, „dass sich unsere Bürger in ihrer Heimatgemeinde wohlfühlen und ihre kommunalen Bedürfnisse bestmöglich zufriedengestellt werden.“

Emotionale Intelligenz wichtiger als bloße Fachkompetenz



Prof. Kurt Matzler von der Universität Innsbruck stellte in seinem Vortrag klar, dass die kollektive Intelligenz immer größer ist als die Intelligenz eines Individuums, also das Team grundsätzlich bessere Leistungen erbringe als der Einzelne. Bei Führungskräften sei die emotionale Intelligenz wichtiger als bloße Fachkompetenz.

„InsgesAmtsleiter“



Am zweiten Tag nahm Bundesobmann Haugensteiner das Wort „InsgesAmtsleiter“ auf, das die Tätigkeit der Verwaltungschefs in den Gemeinden genau treffe. Es stammt aus der begleitenden Ausstellung des Wortkünstlers Wilfried Schatz mit Wortkreationen wie „BÜRDErmeister“ und „WillKommune“.

Am Podium diskutierten Toni Innauer, Franz Haugensteiner, Helmut Mödlhammer und Ernst Schöpf; links Moderatorin Irene Heisz. Foto: FLGT/Stelzl