Schwester misst altem Mann den Blutdruck
Die enge Zusammenarbeit mit Community Nurses und die Telemedizin bietet Ärztinnen und Ärzten neue Möglichkeiten.
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Pilotregion

Bestmögliche Behandlung, am bestmöglich geeigneten Ort

27. November 2024
Das Pilotprojekt „Gesundheitsregion Waldviertel“ soll durch ein engmaschiges Gesundheitsnetzwerk die medizinische Versorgung in der Region in die Zukunft zu führen und den Menschen neue Wege durch die Gesundheitslandschaft aufzuzeigen.

„Die Menschen sollen dort behandelt werden, wo die bestmögliche Behandlung durchgeführt werden kann. Sei es im niedergelassenen Bereich, Zuhause oder in einer Klinik“, erläutert Landesrat Ludwig Schleritzko die Vorteile die durch das neue Gesundheitsnetzwerk entstehen sollen.

„Das Gesundheitswesen steht vor vielen Herausforderungen. Um sie zu bewältigen, müssen wir buchstäblich an allen Stellschrauben drehen. Das reicht von unseren Kliniken über die niedergelassenen Ärzte und die ÖGK bis hin zu den Gemeinden und ihren Gesundheitsinitiativen“, so Schleritzko. Die „Gesundheitsregion Waldviertel“ soll genau dort ansetzen.

Das Gesundheits-Netzwerk soll Prävention, medizinische Versorgung und die Einbindung aller lokalen Akteure in einem neuen Konzept noch enger miteinander verbinden.

Schleritzko: „Wir wollen durch ein dichtes und engmaschiges Gesundheits-Netzwerk von Prävention über die Ärzte im niedergelassenen Bereich, den Kliniken, bis hin zu Community Nurses, Tele-Medizin und den Gemeinden eine Gesundheitsversorgung in der Region schaffen, die Vorteile für alle bringt – für die Patienten genauso wie die Medizin und Pflege.“

Ein Blick in die Zukunft: Ein Tag im Gesundheitsnetzwerk

Am Beispiel einer älteren Dame aus einer kleinen Gemeinde im Waldviertel mit Fieber und Husten wurde das Gesundheitsnetzwerk präsentiert. So soll in Zukunft etwa die entsprechende Gesundheitsanlaufstelle in der Gemeinde kontaktiert werden, beispielsweise eine Community Nurse, darauf folgend die Symptome aufgenommen werden und mit Hilfe von Telemedizin wird eine Ärztin – im Spital oder im niedergelassenen Bereich – um ihre Einschätzung und Diagnose zugezogen.

Anstatt die Frau in eine Klinik zu bringen, wird beispielsweise eine medikamentöse Behandlung verschrieben und weiterhin eine vor Ort Betreuung vom Hausarzt angeordnet.

Der gesamte Prozess soll im Zielbild schnell und unkompliziert ablaufen und vor allem unnötige Wege oder Belastungen für die Patientin und das Gesundheitssystem damit verhindert werden.

Drei zentrale Ziele der Gesundheitsregion Waldviertel

  1. Stärkung der Zusammenarbeit: Die Bündelung bestehender Angebote in einem vernetzten Gesundheits-Netzwerk soll Versorgungslücken schließen und Synergien schaffen.

  2. Versorgung am geeignetsten Ort: Nach dem Prinzip „Später hinein – früher heraus“ sollen präventive Maßnahmen und eine bessere Steuerung die Belastung der Kliniken reduzieren und den Menschen die bestmögliche Behandlung am geeignetsten Ort anbieten.
     
  3. Förderung der Eigeninitiative: Direkt in den Gemeinden soll die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gestärkt werden. Initiativen wie die „Gesunde Gemeinde“ von „Tut gut!“ oder die Community Nurses als erste Anlaufstelle mit Lotsenfunktion spielen dabei eine zentrale Rolle.

Das Projekt startet mit einer umfassenden Analyse des Ist-Standes um die größten Hebel für neue und innovative Ansätze zu identifizieren. Gleichzeitig wurde ein Arbeitsgremium aus Expertinnen und Experten sowie regionalen Vertreterinnen und Vertretern eingesetzt um die bestmögliche Zusammenarbeit zu koordinieren. Konkrete Maßnahmen wie Telemedizin-Angebote, verbesserte Informationsflüsse und eine engere Verzahnung zwischen Hausärzten, Kliniken und Gemeinden sollen so rasch als möglich bereits in Umsetzung gehen.

„Wir wollen, dass die Menschen so lange wie möglich ein gesundes Leben zu Hause führen können. Und wir wollen, dass die Menschen in allen gesundheitlichen Anliegen eine erste Anlaufstelle direkt vor Ort in der Gemeinde haben die als Lotse hilft, den besten und effizientesten Weg durch das Gesundheitssystem zu finden. Für viele ältere Menschen ist das Gesundheitssystem im Falle einer Erkrankung ein Spießrutenlauf - dem wollen wir entgegenwirken“, erläutert Landesrat Schleritzko.

Bürgermeister Günther Kröpfl, Allgemeinmedizinerin Monika Steinkellner, Univ.-Prof. Doris Behrens und Landesrat Ludwig Schleritzko.
Bürgermeister Günther Kröpfl, Allgemeinmedizinerin Monika Steinkellner, Univ.-Prof. Doris Behrens und Landesrat Ludwig Schleritzko präsentierten das neue Gesundheitsnetzwerk. Foto: NLK/Burchhart

Bestmögliche Behandlung, am bestmöglich geeigneten Ort

Doris Behrens von der Universität Krems hebt die wissenschaftliche Perspektive hervor: „Mit datenbasierter Analyse und innovativen Ansätzen kann der Grundstein für ein effizienteres und zukunftsorientiertes Gesundheitssystem gelegt werden. Es ist wichtig die Menschen bei der Hand zu nehmen und ihnen die bestmögliche Behandlung, am dafür bestmöglich geeigneten Ort anzubieten. Eine Klinik muss nicht immer der beste Ort dafür sein. Vieles kann im niedergelassenen Bereich viel besser behandelt werden und davon profitieren schlussendlich auch die Spezialisten in den Kliniken, die sich eben auf Spezialfälle konzentrieren können“.

Monika Steinkellner, Allgemeinmedizinerin aus der Region sieht die Situation ähnlich: „Die enge Zusammenarbeit mit Community Nurses und die Telemedizin bietet uns Ärztinnen und Ärzten völlig neue Möglichkeiten. Und gerade die Behandlung im niedergelassenen Bereich ist oftmals der beste Point of Care, also die beste Möglichkeit um Behandlungen die nicht zwingend in einer Klinik behandelt werden müssen schlussendlich auch bestmöglich zu therapieren“.

Günther Kröpfl, Bürgermeister von Pölla, betont die Vorteile für die Gemeinden: „Die Gesundheitsregion stärkt nicht nur die medizinische Versorgung, sondern auch den Zusammenhalt und die soziale Komponente vor Ort“.