eGovernment
Europäische Regierungen optimieren ihre digitalen Angebote weiter: Bürger und Unternehmen profitieren von zusätzlichen Online-Dienstleistungen, die zunehmend abgestimmt über zentrale Portale und zentrale Anlaufstellen verschiedener Regierungsebenen verfügbar sind.
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Umgang mit Daten entscheidend für eGovernment

27. November 2018
Österreichs eGovernment zeichnet sich im Vergleich zu den Angeboten anderer Länder durch Benutzerfreundlichkeit aus. Das ist das Ergebnis des diesjährigen europäischen eGovernment Benchmark. Ein Schwachpunkt des österreichischen Systems ist die fehlende Möglichkeit, Online-Services in einem anderen Staat zu nutzen.

Das eGovernment Benchmark beleuchtet den Status der digitalen Transformation der Regierungen Europas und inwieweit öffentliche Institutionen die notwendigen Weichenstellungen vornehmen, um ihre gemeinsamen eGovernment-Ziele zu erfüllen. 

Die Studie, die von Capgemini im Auftrag der Europäischen Kommission erstellt wurde, bezieht dabei Ergebnisse zur Verfügbarkeit und Qualität digitaler Services aus den Vorjahren 2016 und 2017 ein. Zu den bewerteten öffentlichen Leistungen zählen unter anderem die Bereiche Umzug, Automobilbesitz und -nutzung, Unternehmensgründung sowie Jobsuche und -verlust.

Demnach bietet Europas öffentlicher Sektor fortlaufend zusätzliche Leistungen online an: Die Verfügbarkeit stieg innerhalb der letzten vier Jahre um 13 Prozentpunkte auf einen Reifegrad von 85 Prozent. Untersucht wurden dazu mehr als 10.000 Webseiten der EU28+ (neben den EU-Mitgliedsstaaten auch Island, Norwegen, Türkei, Serbien, Montenegro und die Schweiz) Staaten.

Für ein medienbruchfreies eGovernment ist es dennoch ratsam, personalisierte Leistungen weiter auszubauen, um eine höhere Akzeptanz bei Bürgern und Unternehmen zu erreichen. 

Immer mehr Leistungen über Smartphone verfügbar

Europas Leistungsfähigkeit im eGovernment entwickelt sich fortlaufend weiter. Die Nutzerzentrierung liegt europaweit bei 82 Prozent und erfasst, wie umfassend und zugleich benutzerfreundlich ein Dienst online bereitgestellt wird.

Aufgrund einer verbesserten mobilen Nutzerfreundlichkeit sind drei von fünf Leistungen (62 Prozent) nun auch über das Smartphone zugänglich und können jederzeit an jedem Ort genutzt werden. 

Dokumente digital senden spart Papier

Zudem können Bürger und Unternehmen zunehmend Dokumente digital senden wie erhalten und Papier einsparen – der Indikator „eDokumente“ liegt bei 63 Prozent. Der Reifegrad von 88 Prozent beim Anwender-Support belegt, dass die öffentliche Verwaltung hier große Bemühungen unternimmt. Über Online-Chats und weitere Kanäle erhalten Anwender Unterstützung, um relevante Informationen leichter zu finden oder Online-Formulare korrekt auszufüllen.

Bernd Bugelnig, CEO von Capgemini in Österreich: „Die diesjährigen Ergebnisse verdeutlichen, dass die Regierungen Europas ihre öffentlichen Leistungen zunehmend an den Bedürfnissen von Bürgern und Unternehmen ausrichten. Damit wird der heterogenen Zielgruppe aus nationalen und europäischen Nutzern und ihren digitalen Verhaltensweisen Rechnung getragen. Indem Angebote fortlaufend anhand der Nutzerpräferenzen verbessert werden, schaffen Behörden umfassendere und zugänglichere Dienste.“ 

Transparenz und Sicherheit für personalisierte öffentliche Leistungen entscheidend

Die zunehmende Personalisierung digitaler behördlicher Dienstleistungen trägt dazu bei, den individuellen Bedürfnissen der Nutzer zu entsprechen und diese einem breiteren Empfängerkreis von Bürgern und Unternehmen zugänglich zu machen.

Personenbezogene Daten nehmen eine Schlüsselrolle beim Angebot personalisierter Leistungen ein, etwa beim Once-Only-Prinzip. Dieses sieht vor, dass Bürger und Unternehmen die Möglichkeit haben, bestimmte Informationen für verschiedene Leistungen nur einmal mitzuteilen.

Anwender sollen ihre Daten selbst verwalten können

Wann immer personenbezogene Informationen für Anträge oder zur Leistungserbringung herangezogen werden, benötigt der Anwender eine gewisse Kontrolle über die zu verarbeitenden Daten: In der Tallinn-Erklärung von 2017 haben die verantwortlichen Minister der EU- und EFTA-Staaten Prinzipien wie Offenheit und Transparenz bekräftigt und betont, dass Anwender selbst ihre von staatlichen Behörden genutzten personenbezogenen Daten digital verwalten können sollen. Allerdings wurde diese Ambition bislang nur rudimentär umgesetzt; der aktuelle Indikator „Transparenz bei personenbezogenen Daten“ liegt bei 54 Prozent.

Österreich ist bei keiner der unter „Transparenz“ angeführten Punkte führend. Lediglich bei der Frage ob nachvollzogen werden kann, wer Daten abgefragt hat, liegt Österreich hinter Malta und Island auf Platz drei.

Bei der Sicherheit hapert es noch

Gleichzeitig birgt die Zunahme von online angebotenen Leistungen zusätzliche Sicherheitsrisiken. Bei der neu eingeführten Bewertung zur Cyber-Sicherheit von 3.500 öffentlichen Webseiten wurden grundlegende Sicherheitsaspekte, etwa die Verwendung des Transferprotokolls HTTPS und des Internetstandards IPv6, überprüft. Das Resultat belegt den Handlungsbedarf eindeutig: Öffentliche Verwaltungen in ganz Europa müssen ein angemessenes und lückenloses Sicherheitsniveau garantieren können, allerdings bestanden weniger als 10 Prozent dieser Webseiten den durchgeführten Test.  

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