Junger Manager im ländlichen Raum

Sicherung und Entwicklung des ländlichen Raumes

Sechs Postulate zu Grundlagen, Rahmenbedingungen und Strategien zur Zukunftssicherung des ländlichen Raumes.

 

Postulat 1: Arbeitsplätze in auspendelqualitativer Entfernung sind Grundlage der Daseinsvorsorge überhaupt.



Die demographische Entwicklung mit Überalterung und der Flucht von jungen Menschen in die Städte sowie die damit einhergehende Ausdünnung des ländlichen Raumes vermittelt auf den ersten Blick den Eindruck, als ob das Land für die Menschen einfach nicht mehr attraktiv genug ist.



Das Problem scheint offensichtlich. Es wirkt so, als hätte der ländliche Raum schlichtweg an Attraktivität verloren und dass die Menschen früher oder später zwangsläufig in die Städte ziehen wollten. So ist es aber nicht. In Wahrheit ist das Land auch in Österreich ein hoch attraktiver Wohnort und verfügt über zahlreiche inhärente Qualitäten. Die Nähe zur Natur, Sicherheit und ein stärkerer Zusammenhalt der Bevölkerung sind nur wenige Beispiele dafür. Für viele Menschen ist das Leben auf dem Land keinesfalls die zweite Wahl, sondern sie ziehen es entschieden dem urbanen Raum vor. Tatsächlich hat mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ihren Lebensmittelpunkt in einer Gemeinde im ländlichen Raum.



Es ist also keineswegs so, dass die Menschen den ländlichen Raum verlassen wollen, sondern vielmehr, dass sie dazu gezwungen werden. Und damit sind wir beim tatsächlichen Problem angelangt.



„Die Menschen wollen (...) dort Arbeit finden, wo sie auch ihren Lebensmittelpunkt haben, wo sie wohnen.“ Und dennoch müssen derzeit knapp zwei Millionen Menschen in Österreich täglich in die Ballungsräume einpendeln.[1]



Wenn es in einer Region keine Arbeitsplätze in zumutbarer, in auspendelqualitativer Entfernung gibt, so kommt es zwangsläufig zu einer negativen Bevölkerungsentwicklung. Ohne wirtschaftliche Aktivitäten im nachbarschaftlichen und regionalen Umfeld verlieren Kommunen ihre Attraktivität und Anziehungskraft – nicht nur für die Wirtschaft, sondern eben auch als Wohngemeinde – und mutieren wenn überhaupt zu reinen Schlafgemeinden oder „sie rinnen einfach aus“. Damit ist auch eine nachhaltige Sozialisation und Entwicklung dieser Räume nicht mehr möglich.



Wenn Arbeitsplätze nicht mehr in einer zumutbaren Entfernung zu finden sind und damit auch die Daseinsvorsorge der Menschen nicht mehr gesichert ist, wird auch der schönste Wohnort zum Wochenenddomizil. Ein schleichender Niedergang ist so gut wie sicher. Arbeitsplätze sind so gesehen der originärste Aspekt der Daseinsvorsorge.



Als wäre es damit nicht genug, so kommt mit dem Mangel an Arbeitsplätzen und dem damit einhergehenden negativen Bevölkerungswachstum auch eine finanzielle Negativspirale in Gang. Zum einen, weil ohne eine regionale Wirtschaft auch keine direkten kommunalen Steuern generiert werden können. Und zum anderen, weil die Einwohnerzahl als Basis für den Finanzausgleich, die wichtigste Einnahmequelle der Gemeinden, dient. Ohne Arbeitsplätze wird also auch die Finanzkraft einer Region geschwächt und das führt letztlich zu weiteren Einbußen im Bezug auf die Attraktivität als Lebensraum und Wirtschaftsstandort. Zur nachhaltigen Entwicklung des regionalen Raumes sind Arbeitsplätze in einer zumutbaren, in einer auspendelqualitativen Entfernung, der zentrale Faktor. Nur mit Arbeitsplätzen ist die Daseinsvorsorge der Menschen im ländlichen Raum gesichert, und nur mit Arbeitsplätzen können die Menschen im ländlichen Raum auch wohnen bleiben.



Wenn wir nun schon über die Finanzen sprechen, so erlauben Sie mir einen kurzen Exkurs zur Förderszene in Europa. Der ländliche Raum wird nämlich in der Tat intensiv gefördert. Allerdings ist die Landwirtschaft neben touristischen, kulturellen und sozialen Projekten, deren Sinnhaftigkeit in vielen Fällen stärker hinterfragt werden muss, der primäre Empfänger von Fördergeldern der Europäischen Union und Geldern aus LEADER-Programmen. Dabei ist die Wirtschaftsentwicklung das Stiefkind der Regionalentwicklung. Ein Großteil der LEADER-Programme bewegt sich in ganz anderen Themenfeldern. Man orientiert sich an den Finanzierungen die aus Brüssel angeboten werden - und setzt darauf Projekte auf - und nicht an den tatsächlichen Problemen. Die nachhaltige Schaffung von Arbeitsplätzen und die Wirtschaftsentwicklung ist jedoch die unabdingbare Grundlage für den weiteren Bestand und die Entwicklung des ländlichen Raumes.

Auch die diesbezüglichen Förderstellen sind in der Regel in ganz Europa bei den Agrar- und nicht etwa bei den Wirtschaftsministerien angesiedelt.



Allerdings ist für die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes – und jetzt steinigen Sie mich bitte nicht – die Landwirtschaft nicht die Lösung, sondern dass grundsätzliche Problem. Die Landwirtschaft wird keine weiteren Arbeitsplätze schaffen (außer in Wertschöpfungsketten). Sie ist seit gut 200 Jahren einem dramatischen Rationalisierungsprozess unterworfen, und die Anzahl der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft ist seit vielen Jahren stetig sinkend. 2014 waren in Österreich nur noch knapp 5 Prozent aller Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt.[2]



Dabei steht außer Zweifel, dass wir die Landwirtschaft als Nahrungsmittelerzeuger, Landschaftspfleger und wichtigem, auch sozialen und historischen Träger des ländlichen Raumes unterstützen und weiterhin fördern müssen - darüber sollten wir auch nicht diskutieren. Es gilt die Anzahl der Betriebe zu halten, es gilt die bäuerliche Struktur und Kultur zu sichern und wo es möglich ist, auch über diversifikative Wertschöpfungsketten etwa im Nahrungsmittelbereich, im Tourismus oder in der Forstwirtschaft zusätzliche Wirtschaftsbereiche und Arbeitsplätze zu entwickeln.



Ohne darüber hinausgehende Maßnahmen werden wir den ländlichen Raum jedoch nicht nachhaltig weiterentwickeln, geschweige denn den Wohlstand und die Daseinsvorsorge für die Menschen im ländlichen Raum halten können. Wir laufen so Gefahr, am Ende nur noch riesige regionale Museumslandschaften zu fördern.



Man wird aber das Gefühl nicht los, dass diese Grundthematik und diese Notwendigkeiten in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion noch gar nicht angekommen sind. Wir reden ständig über Symptome, wie etwa die demographischen Entwicklungen, fehlende Nahversorgung, Sicherung der Infrastruktur, Druck auf die urbanen Räume, Landflucht usw. Der Kernpunkt des Problems sind jedoch Arbeitsplätze in auspendelqualitativer Entfernung. Sie sind die unabdingbare Grundlage zur Sicherung und nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums. Diese fallen jedoch nicht vom Himmel. Arbeitsplätze entstehen nicht von selbst. Wir müssen uns darum kümmern.



Das Bekenntnis zur Wirtschaft sowie aktive Maßnahmen zur Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftsförderung, zur Ansiedlung und zur Gründung von Unternehmen sind jedoch traditionsgemäß und tendenziell, eher in den urbanen Räumen zu finden. Dort funktioniert Wirtschaft aber ohnehin. Genau hier gilt es umzudenken. Es muss ein anderes, eine neue Art von Bewusstsein Platz greifen. Es ist dringend notwendig, die ländlichen Räume in diese Richtung effizienter zu managen und zu entwickeln.



Es gilt, auch im ländlichen Raum den richtigen Nährboden und die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Entwicklung zu planen und sicherzustellen. Dazu gehören Unternehmensgründungen und Ansiedelungen, die Erhöhung der Gründungsfertilität, die Schaffung von kreativen, unternehmerischen Milieus, die Sicherung der Entwicklung bestehender Betriebe und einem damit verbundenen professionellen Flächenmanagement.



Wenn dies nicht gelingt, wenn es nicht gelingt „die sozioökonomischen Voraussetzungen, also Arbeitsplätze zu schaffen“ wie es der Raumordnungsexperte und Koordinator der Österreichischen Raumordnungskonferenz Heinz Fassmann formuliert, dann fordert er „das Schrumpfen von ländlichen Regionen nicht zu bekämpfen“. Er plädiert dann für eine neue Form des Realismus und den „Abschied von einer Wachstumsfantasie“.[3]



Und genau solchen Entwicklungen gilt es durch geeignete Strategien und Maßnahmen vorzubeugen.

Postulat 2: Mobilität und Erreichbarkeit.



Vor dem Hintergrund der Notwendigkeit von Arbeitsplätzen in einer zumutbaren, auspendelqualitativen Entfernung ist Mobilität und Erreichbarkeit ein weiterer zentraler Faktor der regionalen Entwicklung. Damit wird beispielsweise auch der Benzinpreis zu einem Regulativ der Regionalentwicklung.



Es geht einfach darum, dass man individuell beurteilend eine Auspendelentfernung und Auspendelzeit zum Arbeitsplatz hat, die sowohl der individuellen Qualität nicht schadet, die aber auch der Sozialisation und der Gesellschaft einer Region oder eines Ortes zumutbar ist. Denn sonst ist auch die Sozialisation eines Ortes, einer Region nicht mehr haltbar.



Auspendelqualitätive Entfernung bedeutet letztlich die subjektive Qualität einer Entfernung zum Arbeitsplatz. Es ist ein Unterschied, ob man 125 Kilometer mit einem japanischen Shinkansen in einer halben Stunde zurücklegt – oder eben 35 Kilometer auf einer kurvenreichen Tiroler Bergstraße in einer Stunde. Der erste Fall ist wahrscheinlich auspendelqualitativ, der zweite eher weniger.



Hinzu kommt, dass die verkehrliche Situation und Qualität selbstredend nach wie vor ein zentrales Thema für Unternehmen in der Standortwahl darstellt. Das können wir drehen und wenden, wie wir wollen. Auch historisch gesehen haben sich attraktive Standorte immer an Verkehrsknotenpunkten entwickelt. Über Jahrhunderte waren die wichtigsten Wirtschaftsstandorte eben an Flüssen und Straßen gelegen.



Und daran hat sich eigentlich nichts geändert. Waren über Jahrhunderte die Wasserwege bevorzugte Transportsysteme, dann die Schiene, so liegt heute ein wesentlicher Schwerpunkt in der Erreichbarkeit über den Individualverkehr (vor allem im ländlichen Raum) oder über öffentliche Verkehrsmittel. Das heißt, die teuersten und attraktivsten Betriebsgebiete liegen an Autobahnen. Das ist einfach Fakt.



Zusammenfassend ist die verkehrliche Situation und die Verkehrsanbindung auch im 21. Jahrhundert ein zentrales Element der regionalen Entwicklung. Einerseits im Kontext mit dem angesprochenen auspendelqualitativen Arbeitsplatz,  zum anderen aber auch als essenzieller zentraler Standortfaktor für die Ansiedlung und Entwicklung von Betrieben.

Postulat 3: Breitband und Standort 4.0.



Inzwischen ist eine weitere Autobahn dazugekommen, Breitband, das Internet, die Datenautobahn. Es geht nicht mehr um den physischen Transport von Gütern, sondern um den Transport von Daten. Damit eröffnen sich für den ländlichen Raum ganz neue Chancen und Potentiale. Denn es ist im Grunde genommen völlig egal, wo der Architekt, das Designbüro, das Technische Büro, der Dienstleister sein Büro hat.



Wichtig ist, dass der Datentransfer stattfinden kann. Es ist völlig egal, ob dieser dann irgendwo im Mühlviertel oder Waldviertel oder im hinterem Bregenzerwald arbeitet. (Eines der größtes Reisebüros für Schiffsreisen in Deutschland ist in einer Kleingemeinde im Allgäu situiert). Diesen Strukturwandel im IT-Bereich gilt es auch für den ländlichen Raum zu nutzen. Vor allem vor dem Hintergrund, dass der Dienstleistungsbereich inzwischen im Rahmen der EU-27 über 70 Prozent der Bruttowertschöpfung beträgt.



Breitband wird zu einem zentralen Standortfaktor, der alle unsere wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereiche maßgebend durchdringen wird. Die flächendeckende Versorgung mit Breitband ist mittlerweile zu einem der zentralen Faktoren für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung geworden. Nach Angaben der Weltbank führt ein Anstieg der Breitbanddurchdringung von 10 Prozent zu einer Erhöhung des BIP um 1,2 Prozent.



Ohne leistungsfähige Breitbandnetzwerke ist wirtschaftliche und soziale Entwicklung nur mehr schwer möglich. Dies hat vor allem im ländlichen Raum noch verstärkte Dringlichkeit und Priorität, ja wird zur unabdingbaren Notwendigkeit, ohne die eine Sicherung der ländlichen Räume, vor allem auch vor dem Hintergrund der demographischen Dynamiken, gar nicht mehr möglich ist. „Breitband ist Teil der Daseinsvorsorge, genauso wie Wasserversorgung, Straßen- und Schienennetze sowie Energieversorgung." (Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer.)



In naher Zukunft werden Regionen mit nur durchschnittlicher Internetversorgung nicht mehr wettbewerbsfähig sein. Geschwindigkeit und Anwendungsformen der künftigen Entwicklung sind kaum abzusehen, doch es kann davon ausgegangen werden, dass Breitbandnetzwerke und deren Anwendungen unsere gesamte Gesellschaft und Wirtschaft noch weiter durchdringen und zu einem der wesentlichen Entwicklungs- und Wettbewerbsfaktoren werden.



Dabei ist vor allem die Chancengleichheit, die Wettbewerbsfähigkeit zwischen den Regionen wichtig. Wenn wir im ländlichen Raum mit Kupferkabeln und 25 Mbit/s und in der Stadt mit Glasfasernetzen und 100 Mbit/s unterwegs sind, dann fahren die einen mit einem alten Puch-Moped und die anderen mit einem normalen Auto.[4] Mit dem Moped kommt man natürlich auch vorwärts, aber es ist weit weg von innovativ und zukunftsorientiert. Es ist eine Verzerrung der Wettbewerbssituation, vor allem dann, wenn die urbanen Räume ihre Breitbandkapazitäten in einem nächsten Schritt auf 300 Mbit/s aufrüsten und die ländlichen Regionen auf Grund von veralteteten Infrastrukturern wie bspw. Kupferkabeln dann mit der Entwicklung endgültig nicht mehr Schritt halten können.



Damit gilt als weiterer zentraler Indikator für die Entwicklung des ländlichen Raumes die Breitbandversorgung in einer adäquaten und wettbewerbsfähigen Qualität – und das können nur Glasfasernetze sein -  um die aufgezeigten Potentiale und  Chancen zu nutzen. Wenn dies nicht gelingt, werden sich die Disparitäten zwischen urbanen und ländlichen Räumen weiter vertiefen.

Postulat 4: Entwicklung von Innen heraus. Nutzung der endogenen Kräfte und Potentiale.



Als weiterer wichtiger Faktor kommt die Notwendigkeit der Entwicklung von Innen heraus dazu. Es geht um die Nutzung der eigenen endogenen Kräfte und Potentiale. Wesentlicher Erfolgsparameter sind nicht von außen aufoktroyierte Strukturen, Entwicklungsmodelle oder Lösungsansätze, sondern eine Entwicklung von Innen heraus. Die Entwicklung muss von den Gemeinden und Regionen selbst getragen und gewollt sein. Dann ist sie nachhaltig und hat Kraft.



Das gilt auch für Konzepte und Instrumente der regionalen Entwicklung, wie auch für die Wirtschaftsentwicklung. Letztlich dürfen solche Prozesse von Außen nur angeboten, moderiert und gecoacht werden. Sie müssen vor allem jedoch von den handelnden Akteuren, von der Kommune, von der Region, vom Kollektiv selbst getragen werden.



Damit verbunden, ist aber auch ein vorangehender politischer Willensbildungsprozess zur gemeinsamen Entwicklung der Region oder der Gemeinde. Politische Querelen behindern derartige Prozesse und verunmöglichen sie in der Regel von vornherein.



Diese endogenen Kräfte und Potentiale gelten auch für Unternehmen, die aus der Region selbst gewachsen sind. Unternehmen die sich mit dem Standort identifizieren und mit der Region sozial verbunden sind, zeigen erwiesenermaßen eine andere Nachhaltigkeit als von außen angesiedelte exogene Unternehmen.[5]



Gerade vor diesem Hintergrund dürfen wir die Regionen und Gemeinden jedoch nicht alleine lassen. Wir müssen Ihnen vor Ort, in den Gemeinden und Regionen das entsprechende Know-how und Wissen, die notwendigen Instrumente und Standards zur Verfügung stellen, um mit der notwendigen Professionalität diesen Herausforderungen begegnen zu können.

Postulat 5: Neue Formen der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit.  



Nicht zuletzt werden wir - vor allem auch im Bereich der Wirtschaftsentwicklung - eine Intensivierung und neue Formen der interkommunalen und regionalen Zusammenarbeit finden müssen.



Viele Gemeinden werden den Anforderungen alleine nicht mehr gewachsen sein. Es fehlen die personellen Ressourcen, die fachliche Expertise und nicht zuletzt auch die finanziellen Mittel. Darüber hinaus sind viele diesbezügliche Probleme und Aufgaben auf übergeordneter, regionaler oder subregionaler Ebene besser, effektiver und ökonomischer lösbar.



Damit soll in keiner Weise der sensiblen Diskussion von Gemeindefusionen das Wort geredet werden. Im Gegenteil, durch freiwillige interkommunale und regionale Zusammenarbeit kann die Eigenständigkeit von Gemeinden sogar unterstützt werden.



Umgekehrt zählt das Leistungsangebot, die „Perfomance“ einer Region als Ganzes und nicht die der einzelnen Gemeinde. Diese Art von Kirchturmdenken ist passé. Es müssen nicht alle alles haben, sondern die sich ergänzenden Angebote der einzelnen Gemeinden müssen als Ganzes stimmen und attraktiv sein.



Im Bereich der Wirtschaftsentwicklung empfiehlt sich jedenfalls dringend eine regionale und gemeindeübergreifende Zusammenarbeit. Denn der Arbeitsplatz in der Region, in auspendelqualitativer Entfernung ist die Grundlage jeder Daseinsvorsorge und der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raumes.

Postulat 6: Wohnraum und Infrastruktur – Gesamtperformance, nicht zuletzt in der Region. 



Wohnen und Arbeiten bedingen sich immer gegenseitig. Vor allem vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung und der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft  muss es klares Ziel sein, junge Menschen und junge Familien in der Region zu halten - aber auch den Zuzug von Jungen und Jungfamilien gezielt zu forcieren.



Eine wesentliche Maßnahme ist die Sicherung vom leistbarem Wohnraum, aber auch von Mietwohnungen für diese Zielgruppe. Gerade auch die Verfügbarkeit von Mietwohnungen für junge Paare ist ein essenzieller Standortfaktor und gestattet diesen, in der Region wohnen zu bleiben. Die Stadt ist in diesem Kontext ein starker Wettbewerber.



Mugler schreibt dazu: „Ein ausreichendes Angebot an erschwinglichem Wohnraum und Bauland in der Gemeinde ist eine Grundvoraussetzung für eine junge Gemeindebevölkerung und damit für eine dynamische wirtschaftliche Entwicklung. (...) Die junge Bevölkerung ist (...) der Motor der lokalen Wirtschaftsstruktur.“[6]



Neben attraktiven Arbeitsplätzen ist ein wesentliches Kriterium für eine gesunde Entwicklung ein ausreichendes Angebot an Wohnraum zu erschwinglichen Preisen.



Damit verbunden ist dann natürlich auch die dazu notwendige Infrastruktur der Gemeinde oder der Region als Arbeits-, Wohn- und Lebensraum (Kinderbetreuung, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Kultur, Nahversorgung, etc.). Die „Performance“ der Gemeinde oder der Region als Ganzes muss stimmen.



[1] Vgl. Mugler, Josef/Fink, Matthias/Loidl, Stephan (2006): Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Gestaltung günstiger Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe. Wien: Manz‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung Gmb. Vorwort



[2] Vgl. http://www.statistik.at/web_de/services/wirtschaftsatlas_oesterreich/land_und_forstwirtschaft/index.html (22.07.2015)



[3] Vgl.: Die Presse am Sonntag. 29. Juni 2014, Teile Inland, S. 5.



[4] Zitat Mag. Jakob Egg, Vortrag am 19.07.2015 im Rahmen der 2. Regionalkonferenz des Planungsverbandes 36 Lienz und Umgebung



[5] Vgl. dazu Studie in: Mathis, Gerald (2013): Standort-, Gemeinde- und Regionalentwicklung. Instrumente und Standards einer erfolgreichen Standort- und Wirtschaftsentwicklung für Länder, Regionen und Kommunen. Wien: MANZ’sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH, Schriftenreihe RFG Recht- & Finanzen für Gemeinden, Ausgabe Nr. 04/2013. S. 28-36.



[6] Vgl. Mugler, Josef/Fink, Matthias/Loidl, Stephan (2006): Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Gestaltung günstiger Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe. Wien: Manz‘sche Verlags- und Universitätsbuchhandlung GmbH. S. 244.