Personen hören einem Vortrag zu

Raumplanung als gesellschaftspolitische Aufgabe

26. Januar 2016
Der PlanerInnentag 2016 in Leoben versammelte Raumplaner und Vertreter aus Politik und Wirtschaft, um die Zukunft der Raumplanung zu diskutieren. In Vorträgen wurden Best Practice-Beispiele wie das Projekt Rieselfeld in Freiburg im Breisgau oder Urban Camping in Eisenerz vorgestellt und aktuelle Probleme wie die Abwanderung aus strukturschwachen Regionen erörtert. In einem Punkt waren sich alle Anwesenden einig: Ohne Kommunikation geht es nicht!

Einen Tag lang diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus der Verwaltung, Politik und Wirtschaft mit Raumplanern aus ganz Österreich über die Zukunft dieser Disziplin. Die eröffnenden Worte zur Tagung kamen von Leobens Bürgermeister Kurt Wallner, der auf die enge Verknüpfung von Politik und Raumplanung verwies.



Den Vormittag über wurde in Vorträgen die gesellschaftspolitische Dimension der Raumplanung näher erörtert: Rainer Rosegger von SCAN, Agentur für Markt und Gesellschaftsanalytik, diskutierte in seinem Vortrag ein aktuelles Problem der Raumplanung: die Abwanderung aus ländlichen Gebieten bzw. den Leerstand in Dorfkernen. Um dieser Leerstandsspirale zu entkommen, war Rosegger an Projekten wie dem Rostfest in Eisenerz beteiligt, die eine Wiederbelebung von leerstehenden Räumen durch Kunst- und Kulturinitiativen verfolgen.

Ein Stadtteil setzt auf Nachhaltigkeit und Lebensqualität



Klaus Siegl, ehemaliger Leiter der städtischen Projektgruppe im Stadtentwicklungsgebiet Rieselfeld im deutschen Freiburg stellte den Planungs- und Umsetzungsprozess des neuesten Stadtteils Rieselfeld vor. Dieses Bauprojekt setzte in erster Linie auf Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Von der Planung bis zur Realisierung wurde ein ökologisches Konzept verfolgt und eine „lernende Planung“ umgesetzt. Das Besondere an diesem Projekt ist, dass von Anfang an die Bewohnerinnen und Bewohner zu Wort kamen.

Erfolgsrezept Kompromissbereitschaft



Auf den letzten Punkt konzentrierte sich auch Virna Bussadori vom Amt für Landesplanung in Südtirol. Ihr Vortrag zum Thema „Partizipation“ diskutierte die Bürgerbeteiligung anhand des „Masterplans Gröden“. Wesentlich für eine erfolgreiche Partizipation ist laut Bussadori vor allem eine Kompromissbereitschaft aller Beteiligten.

Emotionale Verbundenheit zum Gesprächspartner aufbauen



Erhellende Einsichten zum Umgang miteinander und unseren Ängsten lieferte der Diskussionsbeitrag des Psychologen und Ärztlichen Direktors der Landesnervenklinik Sigmund Freud, Michael Lehofer. Raumplaner setzen sich verstärkt für Veränderungen ein. Doch gerade Veränderungen stoßen bei den Mitmenschen oftmals auf Widerstand. Den Grund dafür sieht Lehofer in der Bedrohung der eigenen Identität, denn Veränderung sei ein Prozess, bei dem man sich erst auf die neue Identität einstellen müsse. Der einfachste Weg zur Veränderung sei es, sich zu verlieben. Bei Verliebten wird das Hormon „Oxytocin“ aktiviert, das ein Gefühl der Verbundenheit bewirkt. Dies ist leider nur ein temporär begrenzter Zustand und man verfällt sehr schnell wieder in die alte Routine. Dieses Prinzip umgelegt auf öffentliche Kommunikationssituationen bedeutet, dass es wichtig ist, in einem ersten Schritt eine emotionale Verbundenheit zum Gesprächspartner aufzubauen, indem man dem Gegenüber das Gefühl vermittelt, dass man die Argumente versteht und ihm zustimmt. Damit ist der Nährboden bereitet, um die eigenen Ideen an den Mann/die Frau zu bringen.