Innovativer Arbeitskreis Österreich
In Österreich wird zwar durchaus viel für Forschung-und Entwicklung ausgegeben, es mangelt aber bei der Verwertung zu tatsächlichen Innovationen.
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Österreich als starker Innovator

Österreich liegt auf Platz sieben von den 28 EU-Staaten im Bereich Innovationsfähigkeit und zählt somit zu den starken Innovatoren im Ranking des Europäischen Innovationsanzeigers (EIS). Die Stärken des Landes liegen vor allem in den hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und einer großen Anzahl an innovativen klein- und mittelständischen Unternehmen. Österreich hat in den letzten zehn Jahren aufgeholt und schaffte den Sprung vom Innovation Follower zum strong Innovator. Zentren für Forschung und Entwicklung sind die Steiermark, das Bundesland Wien und Oberösterreich.

Verstanden als die Schaffung neuer oder besserer Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen, sind Innovationen vital für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wirtschaftswachstum von Nationen.

Globalisierung, steigender Wettbewerbsdruck aus aller Welt, demographischer und Strukturwandel zwingen dazu wirtschaftlich und gesellschaftlich innovativ zu sein [1]. Politik und Wissenschaft haben bereits zahlreiche Strategien entwickelt, um die Innovationsfähigkeit innerhalb der EU zu stärken, denn nur so können die Länder dem steigenden Wettbewerb in einer globalisierten Welt standhalten.

Das Ziel Österreichs – ausgerufen 2011 im Strategiepapier des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie – war es bis 2020 einer der Innovationsführer innerhalb der EU zu sein und damit in eine Riege mit Schweden, Finnland, Dänemark und den Niederlanden aufzusteigen.

Messung von Innovation

Innovation kann hinsichtlich seiner Input- und Output-Faktoren gemessen werden. Inputindikatoren sind typischerweise Daten über Forschungs- und Entwicklungsausgaben, und Humanressourcen im Wissenschafts-und Technologiebereich. Der Innovationsoutput kann beispielsweise durch die Anzahl an Unternehmen, die Innovationen durchgeführt haben, sowie durch Patentanmeldungen in einem Land und die Umsatzsteigerung durch innovative Tätigkeiten dargestellt werden.

Es gibt zahlreiche Innovationsindizes, die solche und weitere Input-und Output Faktoren nutzen und damit standardisierte Messung von der Innovationsleistung verschiedener Länder ermöglichen, beispielsweise anhand des Europäischen Innovationsanzeigers, der jährlich von der Europäischen Kommission veröffentlicht wird. Weiterhin kann auf Basis der Eurostat-Datenbank die Innovationsperformance Österreichs innerhalb der Europäischen Union aufgezeigt werden.

Top-Platzierung bei Finanzierung von Forschung und Entwicklung durch innovative KMU

Österreich zählt innerhalb der EU zu der Gruppe der starken Innovatoren (unter anderem neben Deutschland, Belgien und Frankreich). Somit findet es sich im oberen Viertel der EU-Länder wieder, hat aber auch 2019 es noch nicht geschafft ein Innovationsführer zu werden (wie beispielsweise Schweden, Finnland und Dänemark).

Positiv wird im Innovationsanzeiger hervorgehoben das im Land in den letzten Jahren vergleichsweise viel in Forschung und Entwicklung investiert wurde. Wurde im Jahr 2000 nur knapp zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes für Forschung und Entwicklung ausgegeben, so waren es 2017 bereits drei Prozent.

Damit gehört Österreich zu den EU-Spitzenreitern liegt knapp hinter Schweden (3,31 Prozent) auf Platz zwei. So hat es Österreich als eines der wenigen Länder geschafft, das Horizon 2020 Ziel der EU zu erlangen, nämlich drei Prozent des Bruttoinlandproduktes in Forschung und Entwicklung zu investieren.

Forschungs- und Entwicklungsausgaben
Quelle: Eurostat (Angaben in Prozent des Bruttoinlandprodukts) Grafik: Katja Einecke

Betrachtet man die regionale Verteilung der Ausgaben, gemessen in Prozent des Bruttoinlandproduktes, so zeigt sich das besonders in der Steiermark, Wien und in Oberösterreich viel in Forschung und Entwicklung investiert wird.

So wird der Steiermark wird nahezu sechsmal so viel für F&E ausgegeben als im Burgenland.  Die größte Finanzierung für F&E erfolgt durch klein- und mittelständische Unternehmen (circa 50 Prozent).  

2016 waren über 90 Prozent der Unternehmen, die mindestens eine innovative Produkt- oder Prozessinnovation durchgeführt haben, ebenso klein - und mittelständische Betriebe. Das spiegelt die besondere Innovationsbereitschaft der KMU in Österreich wider.

Forschungs- und Entwicklungsausgaben nach Bundesländern
Quelle: Eurostat (Angaben in Prozent des Bruttoinlandprodukts), Grafik: Katja Einecke

Auch bei der Beschäftigungsquote von Personen mit tertiären Bildung und/oder mit wissenschaftlich-technischer Berufstätigkeit hat Österreich aufgeholt und konnte für das Jahr 2017 einen Beschäftigungsanteil in diesen Bereichen von knapp 49 Prozent am Anteil der Erwerbspersonen verzeichnen. Im Jahr 2000 lag diese noch bei 20 Prozent. Beim Betrachten der einzelnen Bundesländer sticht nur Wien hervor. Dort ist die Beschäftigungsquote in dem Bereich mit circa 57 Prozent deutlich über dem von Gesamtösterreich.   

Einen weiteren Hinweis für die Innovationsstärke des Landes liefert die Zahl der angemeldeten Patente beim Europäischen Patentamt. Auch hier zeigt sich eine starke Steigerung bei den Patentanmeldungen pro Millionen Einwohner – von 150 auf circa 250 Patentanmeldungen von 2000 bis 2017. Mit dieser Zahl liegt das Land weit über den europäischen Durschnitt von circa 100 Patentanmeldungen auf 1 Millionen Einwohner. 

Westösterreich auf Platz eins der Top-10 regionalen Performer in der EU

Betrachtet man nicht die Bundesländer, sondern die großen Regionen Ostösterreich, Südostösterreich und Westösterreich (entsprechend der NUTS1-Ebene in der EU), gibt der regionale Innovationsanzeiger der EU an, dass alle drei starke Innovatoren sind. Aber der Index attestiert Westösterreich die stärkste Performance und die Region ist sogar auf Platz eins der Top-10 regionalen Performer innerhalb der gesamten EU [2].

Das steht im Gegensatz zu vielen anderen EU-Staaten, in denen innerhalb der Länder den einzelnen Regionen sehr unterschiedliche Innovationsleistungen nachgewiesen werden (beispielsweise in Deutschland). So sind zwar Innovationszentren erkennbar, jedoch verläuft die wirtschaftliche Entwicklung deutlich weniger heterogen als in anderen Ländern.

Herausforderungen in der Innovationslandschaft

Der Europäische Innovationsanzeiger attestiert dem Land zwar eine insgesamt durchaus positive Innovationsleistung, die Wirtschaftskammer Österreich betont aber auch, dass einem hohen Maß an Input ein geringeres Maß an Output gegenübersteht [3].

So sind zwar hohe Forschungs-und Entwicklungsausgaben durchaus positiv, doch fehlt noch die effizientere und effektivere Verwertung dieser zu tatsächlichen Innovationen. So liegt Österreich knapp unter dem EU-Durchschnitt, was die Relation von Unternehmensausgaben für Forschung und Entwicklung und den Umsatz von innovativen Produkten betrifft.

Dies trifft aber auch auf die anderen Spitzenreiter, wie Schweden, Dänemark und Finnland zu, während moderate Innovatoren wie die Slowakei gemessen an einem geringen Forschungs-und Entwicklungsaufwand, eine hohe Umsatzrate für innovative Produkte aufweisen.

Des Weiteren identifiziert die Innovationserhebung der Gemeinschaft (CIS) in Österreich, den Fachkräftemangel als größtes Innovationshemmnis (25 Prozent).  Dies betrifft sowohl kleine- als auch große Unternehmen im ganzen Land gleichermaßen.

Erschwernisse für Innovationsaktivitäten
Quelle: Eurostat (Angaben in Prozent) Grafik: Katja Einecke

Deutlich wird aber auch das der Mangel an internen sowie externen Finanzierungsquellen und der Zugang zu Fördermitteln oft ein Problem kleiner Unternehmen ist.

Die Wirtschaftskammer bemängelt grundsätzlich eine zu geringe Investition des Staates in die Zukunftsbereiche, insbesondere im Bereich der Digitalisierung. Auch wird hervorgehoben das bürokratische Hemmnisse und Regulierungen zur Innovationshemmung beitragen. Zuletzt wird betont, dass dem Fachkräftemangel durch einen größeren Fokus auf MINT-Fächern in der schulischen Ausbildung begegnet werden sollte [3].

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie hat als neue handlungsleitende Strategie eine nationale Open-Innovation Strategie ausgerufen. Diese soll dazu beitragen das österreichische Innovationssystem zu öffnen und insbesondere die Vernetzung wichtiger Stakeholder voranzutreiben. Gleichzeitig soll die OI-Strategie den Einbezug aller BürgerInnen in der Generierung von Innovation ermöglichen und die Effizienz und den Output des österreichischen Innovationssystems stärken. Es bleibt abzuwarten, inwieweit bis 2025 diese Kernziele umgesetzt werden und ob es Österreich in diesem Jahr schafft zum Innovation Leader aufzusteigen und dabei regionale Unterschiede in der Innovationsperformance weiter zu verringern.  

Quellen:

[1] Greenhalgh C, Rogers M (2010) Innovation, Intellectual Property, and Economic Growth.

[2] Hollanders H, Es-Sadki N, Merkelbach I (2019) Regional Innovation Scoreboard 2019: 19ff.

[3] Wirtschaftskammer Österreich (2019) Die WKO-Innovationsstrategie für Österreich: 26.