Ampel
Das System nutzt die Vorhersage der Absicht, um einzuschätzen, welche Fußgängerinnen und Fußgänger tatsächlich die Straße überqueren werden.
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Intelligente Ampel erkennt Kreuzungswunsch

17. Januar 2020
Durch die Reduzierung von Wartezeiten und Verflüssigung des motorisierten Stadtverkehrs ebnet ein innovatives Kamerasystem den Weg zu einer weiteren Optimierung der Ampelphasenplanung. Dafür wurde die „denkende“ Fußgängerampel im Rahmen des KFV-Forschungspreises 2020 mit dem 1. Platz ausgezeichnet.

Will eine Person die Straße in einem Kreuzungsbereich überqueren oder nicht? Diese Frage könnte dank der Forschungsarbeit von Horst Possegger an der TU Graz bald von ungewöhnlicher Seite beantwortet werden: nämlich von den Fußgängerampeln selbst. Mit seinen Kollegen Christian Ertler, Michael Opitz und Horst Bischof hat Horst Possegger am Institut für Maschinelles Sehen & Darstellen der TU Graz eine vollautomatische, bildbasierte Steuerung für Fußgängerampeln entwickelt.

Antizipieren statt Registrieren

Bisherige technische Lösungen konnten lediglich Personen wahrnehmen, die sich in einer begrenzten Zone rund um den Fußgängerübergang aufhalten. Die alleinige Registrierung von Personen, die im direkten Umkreis einer Ampel stehen, bietet jedoch noch keine solide Basis für eine effiziente Verkehrsregelung. So kann es beispielsweise sein, dass manche Personen gar nicht die Straße überqueren wollen und an der Ampel vorbeigehen, andere wiederum haben die Ampel zum Treffpunkt erkoren und warten lediglich.

intelligente Ampel
Das System analysiert die Verläufe und ordnet jedem Fußgänger die wahrscheinlichste ‚Zielregion‘ zu.“ Bilder: KFV / APA-Fotoservice Schedl // © ICGTU Graz

Adaptive Ampelregulierung reduziert Wartezeiten

Das von Horst Possegger mitentwickelte System nutzt die Vorhersage der Absicht, um einzuschätzen, welche Fußgängerinnen und Fußgänger tatsächlich die Straße überqueren werden. Kameras auf den Ampeln nehmen einen wesentlich größeren Raum und damit auch die Bewegungsverläufe von Personen in diesem Feld in Echtzeit auf. Das System analysiert diese Verläufe und ordnet jedem Fußgänger die wahrscheinlichste „Zielregion“ zu.

Diese Information zur „Absicht“, aus der die Zahl der Personen mit einem Querungswunsch gefiltert wird, ebnet den Weg für eine optimale, adaptive Ampelregulierung. Auf diese Weise können die Wartezeiten effektiv reduziert werden.

Fußgängerampel im Praxistest

Die Lösung wurde in einer Langzeitstudie in Kooperation mit der Stadt Wien auf ihre Anwendbarkeit und Verlässlichkeit überprüft. Auf Basis dieses Praxistests konnte nachgewiesen werden, dass es möglich ist, druckknopfgesteuerte Fußgängerampeln zu ersetzen und gleichzeitig zusätzliche Informationen zu gewinnen, mit denen Ampelregelungen weiter optimiert werden können. Derzeit sind diese adaptiven Fußgängerampeln bereits an mehreren Standorten in Wien im täglichen Einsatz.

intelligente Ampel
Derzeit sind diese adaptiven Fußgängerampeln bereits an mehreren Standorten in Wien im täglichen Einsatz.

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Der KFV-Forschungspreis

Bereits zum vierten Mal wurde im vergangenen Jahr der KFV-Forschungspreis verliehen. Er verfolgt das Ziel, Forscherinnen und Forscher zur Entwicklung neuer Methoden in der Gestaltung sicherer Lebenswelten zu motivieren und ihre Ideen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Das KFV bietet diesen wertvollen wissenschaftlichen Impulsen die Chance auf praktische Umsetzung und somit allen Einreichern die Möglichkeit, ihren persönlichen Beitrag zu mehr Sicherheit in unserer Gesellschaft zu leisten. 

der Gewinner des Kfv-Forschungspreises
Mit seinen Kollegen Christian Ertler, Michael Opitz und Horst Bischof hat Horst Possegger eine vollautomatische, bildbasierte Steuerung für Fußgänger­ampeln entwickelt.

Mehr Informationen und alle Gewinnerprojekte auf https://forschungspreis.kfv.at/