Thermographie einer Stadt
Ziel ist es, Siedlungsstrukturen zu schaffen, die es ermöglichen, wenig Energie zu verbrauchen und wenige Treibhausgase auszustoßen.
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Wie viel Energie verbraucht Ihre Gemeinde?

Wie viel Energie in einer Gemeinde verwendet wird und wie viel CO2 ausgestoßen wird, war bisher nicht einfach zu beurteilen. Die kleinste Einheit, für die Daten vorlagen, waren bisher die Bundesländer. Auf Gemeindeebene waren derartige Informationen bislang nicht verfügbar. Diese Lücke schließt das Energiemosaik Austria, das seit Anfang des Jahres online ist.

Das Energiemosaik stellt den Energieverbrauch und die damit verbundenen CO2-Emissionen aller österreichischen Gemeinden detailliert dar.

Die Grundlage dafür bildet ein Modell, das an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) entwickelt wurde. Damit soll die Energieraumplanung – das ist jener Teil der Raumplanung, der sich mit den räumlichen Dimensionen von Energieverbrauch und Energiegewinnung beschäftigt – erleichtert werden.

„Wir wollen sichtbar machen, wie sich die Siedlungsentwicklung, die Entwicklung von Betriebsstandorten oder die Verkehrsinfrastruktur auf den Energieverbrauch auswirken“, erläutert Univ-Prof. Gernot Stöglehner vom Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der BOKU.

Gernot Stöglehner
Univ.-Prof. Gernot Stöglehner, Institut für Raumplanung, Umweltplanung und Bodenordnung an der Universität für Bodenkultur: „Wir wollen sichtbar machen, wie sich die Siedlungsentwicklung, die Entwicklung von Betriebsstandorten oder die Verkehrsinfrastruktur auf den Energieverbrauch auswirken.“

Ziel ist es letztlich, Siedlungsstrukturen zu schaffen, die es ermöglichen, wenig Energie zu verbrauchen und wenige Treibhausgase auszustoßen.

Wie es zum Energiemosaik kam

Tools zur Energieraumplanung gab es bereits früher. „Wir mussten aber feststellen, dass diese von den Gemeinden nur wenig benutzt wurden. Und zwar wahrscheinlich deswegen, weil die Tools meist nur einige Fragen beantworten konnten, andere Fragen aber nicht, sodass die Anwenderinnen und Anwender genau wissen mussten, wofür sie welche Tools einsetzen können und welche Informationen sie brauchen“, erklärt Lore Abart-Heriszt, unter deren Leitung das Energiemosaik entwickelt wurde. Es sei viel Vorwissen nötig gewesen, um die Tools richtig verwenden zu können. „Daher sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir kein Tool anbieten sollen, mit dem die Anwenderinnen und Anwender  etwas berechnen können, sondern dass wir das Rechenergebnis gleich mitliefern müssen“, sagt Abart-Heriszt.

Interaktive Karten und detaillierte Tabellen

Zur Erstellung des Energiemosaiks werden zahlreiche Daten, vor allem der Statistik Austria, herangezogen.

Das Hauptaugenmerk der Webseite www.energiemosaik.at liegt auf der Aufbereitung der Datenbank in Form von zahlreichen interaktiven Karten, detaillierten Tabellen und weiterführenden Diagrammen. Stück für Stück lassen sich die einzelnen Informationen zusammenfügen und ergeben gemeinsam das Energiemosaik Austria. Unter Einhaltung der Nutzungsbedingungen stehen alle Inhalte für Wissenschaft, Praxis, Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung. 

Energieverbrauch der österreichischen Gemeinden

Treibhausgasemissionen der österreichischen Gemeinden

Detaillierte Daten jeder Gemeinde

Für jede österreichische Gemeinde gibt es umfassende Daten über den Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen in Bereichen wie Wohnen, Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Gewerbe, Dienstleistungen und Mobilität.

Ausgehend von den Daten wird eine Vision skizziert, was passieren müsste, damit die jeweilige Gemeinde bis 2050 die Klimaziele erreichen kann. 

Vergleiche nur schwer möglich

Auf der Website ist es auch möglich, die Daten mehrerer Gemeinden einander gegenüber zu stellen. Es gehe aber nicht darum, zu vergleichen, welche Gemeinde „besser“ und welche „schlechter“ ist. „Das ist gar nicht möglich, weil die Raumstrukturen zu unterschiedlich sind und daher auch die Voraussetzungen, die Energiewende zu schaffen, zu verschieden sind“, meint Gernot Stöglehner. So gibt es bei der einen Gemeinde Potenzial, den Energieverbrauch fürs Wohnen zu reduzieren, eine andere kann mehr bei der Mobilität einsparen und eine dritte hat vielleicht mehr Industrie, die viel Energie braucht, aber damit auch mehr Möglichkeiten bietet, um Abwärme zu nutzen. Stöglehner: „Wichtig ist, dass man Potenziale entdeckt, die man dann näher untersuchen kann.“

Regionen betrachten

Möglich ist auch, mehrere Gemeinden zusammenzufassen. „So erhält man ein Bild über den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoß einer ganzen Region“, erläutert Lore Abart-Heriszt. Das könne besonders für Klima- und Energiemodellregionen, LEADER-Regionen oder auch für interkommunale Zusammenarbeit interessant sein.

Sachbereichskonzepte für steirische Gemeinden

In der Steiermark ging man noch einen Schritt weiter. Dort wurden nicht nur Bilanzen auf Gemeindeebene erstellt, sondern es wurde von der BOKU auch der Energieverbrauch innerhalb der Gemeinden bestimmt. Auf Basis von Rasterdaten wird ausgewiesen, wo Standorträume für energiesparende Mobilität oder für Fernwärmeversorgung liegen. Von der BOKU wurde auch ein Planungsleitfaden erstellt, wie diese Standorträume in der örtlichen Raumplanung umgesetzt werden können.

Das Land Steiermark und die BOKU veranstalten dazu Schulungen, an denen bisher Vertreterinnen und Vertreter aus rund 100 Gemeinden sowie fast alle in der Steiermark aktiven Raumplaner teilgenommen haben. Das Land hat ein Förderprogramm für Gemeinden aufgelegt, mit denen diese Konzepte zur Energieraumplanung unterstützt werden. Mehr als 30 Gemeinden haben bereits ein „Sachbereichskonzept Energie“ innerhalb eines örtlichen Entwicklungskonzeptes begonnen und dafür auch eine Förderung erhalten. Förderansuchen können noch bis zum 8.5.2020 unter http://www.ea-steiermark.at/ eingebracht werden.