
Moderatorin Sabine Kronberger, Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl, Architektin Johanna Mayr-Keber, Vorstandsvorsitzender Anton Glasmaier (Beton Dialog Austria), Organisationsberater Johannes Fechner und Architekt Ernst Rainer.
© Jürg Christandl
Podiumsdiskussion
Energieeffizienz braucht Mut, Dialog und Allianzdenken
Wie schaffen es Kommunen, in unsicheren Zeiten energieeffizient und nachhaltig zu agieren? Auf dem Kommunalwirtschaftsforum in Saalfelden diskutierten Expertinnen und Experten über neue Wege, Herausforderungen – und warum gerade jetzt die Zeit der Gestalter gekommen ist.
Die Podiumsdiskussion am Mittwochnachmittag des Kommunalwirtschaftsforums 2025 stand unter einem Thema, das aktueller nicht sein könnte: „Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und kommunale Entwicklung in unsicherer Zeit“. In einem Gespräch auf Augenhöhe beleuchteten Vertreter aus Technik, Politik und Architektur die Herausforderungen und Chancen für Gemeinden im Spannungsfeld zwischen Wandel und Fortschritt.
Der Verkehr als Knackpunkt – und der Dialog als Schlüssel
Johannes Fechner betonte gleich zu Beginn, dass insbesondere der Verkehrsbereich für Gemeinden schwer zu gestalten sei. „Es herrscht häufig das Mindset, dass einem etwas weggenommen wird“, erklärte er. Dabei sei es gerade jetzt notwendig, Veränderungen nicht als Bedrohung, sondern als Chance zu begreifen. Fechner sieht den persönlichen Dialog als entscheidendes Werkzeug – gerade in kleineren Gemeinden, wo das Zusammenfinden noch unmittelbarer gelinge. Seine zentrale Frage an die politische Ebene: „Wo will unsere Gemeinde in fünf bis zehn Jahren stehen?“
Zwischen Sanierungsdruck und Gestaltungsmut
Für Gemeindebundpräsident Johannes Pressl ist klar: Kommunen müssen den Schritt vom Verwalten zum Gestalten schaffen. Angesichts der bevorstehenden Sanierungsrichtlinie plädierte er pragmatisch: „Irgendwie wird’s schon gehen.“ Doch darüber hinaus forderte er auch strukturelle Vereinfachungen: „Statt einer Bauordnung eine Umbauordnung – das würde echte Gestaltung erleichtern.“ In puncto Bürgerbeteiligung setzt Pressl auf soziale Medien: Man müsse die Menschen dort abholen, wo sie sich informieren.
Beton mit Potenzial und der Ruf nach Fairness
Der Baustoff Beton gilt nicht gerade als Symbol nachhaltigen Bauens. Dennoch sieht Anton Glasmaier durchaus Potenzial, auch mit Beton zu mehr Energieeffizienz beizutragen – vorausgesetzt, man nutzt ihn intelligent. In der Kommunikation über Bauvorhaben plädierte er für mehr Sachlichkeit und weniger Polarisierung: „Bitte schimpfen Sie Ihren Bürgermeister nicht als Betonierer – es geht um Transparenz, nicht um Polemik.“
Ortskerne als Bollwerke der Resilienz
Architektin Johanna Mayr Keber rückte in ihren Aussagen die Bedeutung von Ortszentren ins Zentrum der Debatte. Diese seien identitätsstiftend und elementar für eine widerstandsfähige Gemeinde – nicht zuletzt aufgrund lokaler Lieferketten. „Wenn die Lokale zusperren und nur noch Produkte aus der Ferne angeboten werden, verlieren Orte ihr Gesicht“, warnte sie. Auch sie sprach sich klar für direkte Kommunikation aus – fernab von Social Media, das aus ihrer Sicht zu viel Raum für Desinformation biete.
Die Allianz der Willigen
Ernst Rainer appellierte an den Gemeinsinn. „Wir brauchen eine Allianz der Willigen“, sagte er mit Nachdruck. Lebensqualität sei ein Gut, das in Österreich flächendeckend vorhanden sei – doch es brauche mutige Gestalter, um sie zu sichern. Rainer forderte, Schlüsselakteure zusammenzubringen, Netzwerke zu stärken und sogenannte „Fackelträger:innen“ zu aktivieren, die Themen vorantreiben. Sein Plädoyer war klar: „Jetzt ist die Zeit der Gestalter gekommen!“
Fazit: Zukunft gestalten heißt, neue Allianzen schmieden
Die Diskussion machte deutlich: Energieeffizienz ist kein rein technisches Thema, sondern eine Frage der Haltung, Kommunikation und Kooperation. Gemeinden stehen vor enormen Herausforderungen – aber auch vor der Chance, eine Vorreiterrolle im Wandel einzunehmen. Der Schlüssel liegt im Dialog, in mutigen Entscheidungen und im gemeinsamen Gestaltungswillen.