Wärmemessung bei einem Haus
Zu wissen, wofür man wieviel Energie verbraucht ist ein wichtiger erster Schritt, um Einsparpotenziale zu erkennen.
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Energie-Monitoring für Gemeinden

Energieeffizienz ist das Thema unserer Zeit. Gerade für Gemeinden ist es interessant, verwalten sie doch rund 70.000 Gebäude. Wie der Weg über das Energie-Monitoring bis hin zur Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen aussieht, haben wir recherchiert.

Was bringt also ein Energie-Monitoring? Das haben wir Monika Auer von der ÖGUT, der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik gefragt. Zu wissen, wofür man wieviel Energie verbraucht ist ein wichtiger erster Schritt, um Einsparpotenziale zu erkennen (zusätzlich dazu, dass im Bestand natürlich Potenziale oft auch augenfällig sind wie z. B 30 Jahre alte Ölkessel, nicht isolierte Warmwasserleitungen o.ä). Wenn man Einsparmaßnahmen ergriffen hat, ist es der einzige Weg, um nachvollziehen zu können, ob diese Maßnahmen (im erwarteten Ausmaß) erfolgreich waren.“

Das Gleiche gilt auch für den Neubau: viele Gebäude werden mittlerweile schon in der Planungsphase zertifiziert, nach klimaaktiv beispielsweise, oder nach einem der internationalen Labels (Green Building, LEED - Leadership in Energy and Environmental Design, übersetzt etwa „Führerschaft in energie- und umweltgerechter Planung“ etc.).

Damit diese Gebäude ihre in der Planung errechneten Werte tatsächlich einhalten, ist Energiemonitoring unabdingbar, nur so erkennen Sie Schwachstellen und Fehler im laufenden Betrieb so, dass Sie auch gegensteuern können. Ansonsten kann man nur eines tun: die höhere Energierechnung zahlen und sich darüber ärgern.

Energie-Monitoring ist einer der ersten und wichtigsten Schritte zur Einführung eines Energiemanagementsystems, das dabei unterstützt die Energiebedarf von Unternehmen oder Organisationen kontinuierlich und systematisch zu verringern.

Die nächste Frage ist, wie der Ablauf so eines Monitorings aussieht.

Nach einer Bestandsanalyse wird ein Messkonzept erstellt (sprich welche Medien werden in welchen Bereiche bzw. für welche Verbraucher in welcher zeitlichen Auflösung erfasst und wie werden die Ergebnisse ausgewertet). Dafür braucht es einen Überblick über die relevanten Medien (Wasser, Strom, Wärme etc.) und die Definition der Zählpunkte.

Der Aufwand für die Installation des Monitoringsystems ist überschaubar, da Standardlösungen zum Einsatz kommen. Die installierten Zähler liefern jene Messdaten, anhand derer eine Aussage darüber möglich ist, wie sich der Energieverbrauch entwickelt – pro Jahr, pro Monat, Tag, bis hinunter zu Viertelminuten – und damit die Basis für Verbesserungen und Korrekturen. Viele Unternehmen sind auf Energiemonitoring (oft als Teile von Energiemanagementsystemen) spezialisiert und es gibt eine Fülle an userfreundlichen Software-Lösungen für die Auswertung der Daten.

Die Auswahl des passenden Angebots erfordert ein gewisses Maß an Sorgfalt. Im Neubau sollte das Monitoringkonzept integraler Bestandteil der Planungsphase sein.

Wie ist das mit der Kostenneutralität im Zusammenhang mit dem Monitoring?

Monika Auer: „Im Einzelfall hängt das natürlich davon ab, wie hoch das Einsparpotenzial im Vergleich zu den Kosten eines Monitoringsystems ist. Erfahrungsgemäß kann man bei jedem größeren Gebäude zwischen 10 und 25 Prozent Energieeinsparungen alleine durch verbesserte Betriebsführung und Fehlerbehebung erzielen.“

Beim Neubau kann man davon ausgehen, dass bei frühzeitiger Einplanung des Monitoringsystems die Mehrkosten für das System geringer ausfallen als nachträglich. Man sollte immer mitbedenken, dass man nicht nur Energie und damit Kosten einspart, sondern auch unter Umständen viel Ärger oder sogar schlechte Publicity, wenn hier Versprechen gemacht wurden, die man als Gebäudeeigentümer dann nicht einhalten kann.

Bei welchen Gebäuden kann man ein Monitoring anwenden?

Wir reden hier meist von großvolumigen Gebäuden: private und öffentliche Dienstleistungsgebäude wie Amtshäuser, Bürohäuser, Krankenhäuser, Einkaufszentren, Verwaltungsgebäude etc., aber auch Wohnbauten.

Wie macht man danach ein Gebäude energieeffizient? Wie sieht das mit der Umsetzung aus?

Am besten ist es, wenn ein umfassendes Sanierungskonzept ausgearbeitet wird. Die Umsetzung kann gesamthaft erfolgen, man kann aber auch Einzelmaßnahmen in Angriff nehmen, wenn dies in einer sinnvollen Abfolge passiert. Generell sind Maßnahmen zur Reduktion des Energiebedarfs vor solchen im Bereich Energieversorgung zu setzen, also zuerst Fenstertausch, Wärmedämmung etc. vor Erneuerung einer Heizanlage, die im umgekehrten Fall vielleicht zu groß dimensioniert würde.

Für eine komplette Umsetzung ist es erfahrungsgemäß besser, sich externer Dienstleister zu bedienen – außer man hat selber ausreichend Ressourcen und Know-how für solche Projekte. Eine Möglichkeit ist z. B Einspar-Contracting, dann hat man auch die Garantie, dass die Einsparungen erreicht werden, weil der Contractor das technische und wirtschaftliche Risiko trägt. Neben der Umsetzung der technischen oder baulichen Maßnahmen ist es für den Erfolg auch wichtig, die Nutzerinnen eines Gebäudes an Bord zu holen uns entsprechende (wiederkehrende) Motivations- und Schulungsmaßnahmen einzuplanen.

Können Sie eines oder mehrere Beispiele für eine gelungene Umsetzung von Energie-Monitoring nennen?

Im Forschungsprogramm "Stadt der Zukunft" des bmvit wird seit vielen Jahren an der Umsetzung innovativer und wirtschaftlicher Lösungen für einen CO2-neutralen Gebäudesektor gearbeitet. Im Projekt monitorPLUS wurden die Demonstrationsgebäude aus diesem Programm einem gemeinsamen Monitoring unterworfen. Die Publikation der Ergebnisse ist auf der Homepage www.nachhaltigwirtschaften.at downloadbar.

Monika Auer
Monika Auer, Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik: „Man sollte immer mitbedenken, dass man nicht nur Energie und damit Kosten einspart, sondern auch unter Umständen viel Ärger oder sogar schlechte Publicity.“