Infos zu den neuen Amtszeiten

Eine Gemeinde steht früh auf

Ein interessantes Experiment startete Anfang Jänner die südsteirische Gemeinde Wagna. Sie hält das Gemeindeamt künftig täglich ab 6 Uhr offen.

Auf Facebook ist Peter Stradner (SPÖ), der junge Bürgermeister von Wagna, hochaktiv. Diesen Weg wählte der 34-jährige Ortschef auch, um eine ungewöhnliche Ankündigung zu machen. Das Gemeindeamt werde künftig jeden Tag von 6 bis 14 Uhr geöffnet sein. „Damit wollen wir vor allem den Pendlern entgegenkommen; viele Menschen verlassen unsere Gemeinde schon sehr früh, um auswärts zu arbeiten, auch sie sollen die Möglichkeit haben, ihre Amtswege bei uns zu erledigen", so Stradner.

Viele Bewohner sind Pendler

Den Grundstein für diese Änderung habe man schon fast ein Jahr davor gelegt, sagt Stradner. Damals hatte eine Befragung viele Bewertungen und Anregungen gebracht. „Eine der am häufigsten vorgebrachten Anregungen betraf die Öffnungszeiten des Gemeindeamtes." Von den knapp 5700 Einwohnern in Wagna sind rund 2800 Menschen berufstätig, von ihnen arbeiten 2000 nicht in der Gemeinde, sondern pendeln aus. Oftmals in den Großraum Graz, der mit dem Auto in 30 Minuten erreichbar ist.

Wenig Parteienverkehr am Nachmittag

Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Marktgemeindeamt haben im Jahr 2016 Statistik geführt. Während den Öffnungszeiten wurde genau erhoben, zu welcher Uhrzeit wie viele Bürgerinnen und Bürger ins Gemeindeamt kommen und Dienste in Anspruch nehmen. Dadurch stellte sich schnell heraus, dass zu den Öffnungszeiten am Mittwochnachmittag, von 15.00 bis 18.00 Uhr, im Vergleich zu den Öffnungszeiten an den Vormittagen weit weniger Parteienverkehr stattfindet. Auch die angedachte Zielgruppe der Berufstätigen war unterdurchschnittlich vertreten.

Diese und viele weitere Faktoren führten zum Entschluss, die Amtszeiten von 22 auf 40 Stunden pro Woche auszudehnen. Denn auch wenn vieles bereits via E-Mail oder im Internet abgewickelt werden kann, bleibt der persönliche Kontakt extrem wichtig. Gerade bei Meldeangelegenheiten, Beantragungen von Beihilfen, im Sozialamt oder ähnlichem muss man persönlich im Gemeindeamt vorbeikommen.

Kein zusätzlicher Personalbedarf



Zusätzlichen Personalbedarf erzeuge das nicht, sagt der Ortschef. „Es gibt ein Dienstrad, pro Abteilung übernimmt ein Mitarbeiter den Frühdienst, der kann dafür natürlich auch früher heimgehen", so Stradner. Die Umstellung sei im Einvernehmen mit den 14 Mitarbeiter/innen der Verwaltung geschehen. Auch er selbst habe seine Sprechstunden umgestellt und sei nun an jedem Freitag ab 6 Uhr im Gemeindeamt erreichbar. Für Bürger, denen ein Besuch zu den neuen Öffnungszeiten nicht möglich sei, gebe es weiterhin die Option, einen individuellen Termin zu vereinbaren.