Bettina Lancaster
Bettina Lancaster, Bürgermeisterin von Steinbach am Ziehberg: „Bei uns wirkt das Bauen mit Holz identitätsstiftend, weil es in gewisser Weise ein Alleinstellungsmerkmal für eine Gemeinde ist.“

Kommunaler Bau

Die Vollholzgemeinde

Bettina Lancaster, Bürgermeisterin von Steinbach am Ziehberg und Vizepräsidentin des Österreichischen Gemeindebundes, berichtete, wie ihre Gemeinde zum Vorreiter bei kommunalen Holzbauten wurde.

Steinbach hat es nach einer Anregung eines lokalen Tischlers geschafft, von der Wald- zur Holzbaugemeinde zu werden.

Im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses kam es zur Gründung einer örtlichen Holzliefergemeinschaft. Unterstützung von außen kam durch die Initiative proHolz, die intensiv beraten hat.

Als wichtig nennt Bürgermeisterin Lancaster auch Verhandlungsgeschick und Durchhaltevermögen der Gemeindeverantwortlichen. Dies auch deswegen, weil die Bürgermeisterin keine Mehrheit im Gemeinderat hinter sich hat. „Wir haben gelernt, alle an einem Strang zu ziehen.“

Holzbau machte Gemeinde bekannt

Erster Vollholzbau war die Zentrale der Feuerwehr. Lancaster: „Die Tatsache, dass Holz von lokalen Betrieben verarbeitet wurde, stiftet Identität.“ Und das Projekt machte die Gemeinde auch bekannt.

Feuerwehr in Steinbach
Die Feuerwehr war das erste Vollholzgebäude, das in Steinbach errichtet wurde.

An der BOKU wurde Steinbach mittlerweile für zwei wissenschaftliche Arbeiten, bei denen die Vollbauholzweise mit einer mineralischen Bauweise verglichen wird, herangezogen. Diese zeigen, dass die regionale Bruttowertschöpfung durch den Holzbau um 162 Prozent größer ist als bei einem mineralischen Vergleichsobjekt. Der Ressourcenverbrauch des mineralischen Baus entspricht dem Verbrauch von drei Vollholzgebäuden.

Gemeinde als Vorbild für Wohnbauträger

In der Folge wurde auch eine Mehrzweckhalle weitgehend in Vollholzbauweise gebaut. Ebenso eine Abfallsammelinsel sowie das örtliche Buswartehäuschen. Aktuellstes Projekt ist eine Kooperation von Gemeinde, Pfarre und Musikverein. „Als kleine Gemeinde ist es wichtig, dass man ein Zentrum hat, in dem viele Aktivitäten gebündelt werden“, so Bürgermeisterin Lancaster.

Mittlerweile wurden auch zwei geförderte Wohnbauten als Holzbauten realisiert. Das erste vor bereits elf Jahren in Rahmenbauweise, das zweite, vor Kurzem errichtet, in Vollholzbauweise.

Wohnhaus in Vollholzbauweise
Wohnhaus in Vollholzbauweise.

„Bei uns wirkt das Bauen mit Holz identitätsstiftend, weil es in gewisser Weise ein Alleinstellungsmerkmal für eine Gemeinde ist“, sagt Bürgermeisterin Lancaster.