Das LandLuft-Team freut sich sehr über das gelungene Juryhearing in Waidhofen/Ybbs: Roland Wallner, Josef Mathis, Isabel Stumfol, Uli Böker, Anneke Essl, Stefan Spindler, Veronika Mitteregger, Elisabeth Leitner, Verena Wohlmacher, Felicitas Baldauf, Barbara Feller.
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Die Finalisten des Baukulturgemeinde-Preises 2021

9. Januar 2021
Die Finalisten des vierten LandLuft Baukulturgemeinde-Preises stehen fest. Insgesamt acht Kommunen konnten sich beim Jury-Hearing in Waidhofen an der Ybbs behaupten.

Auf der baukulturellen Landkarte des Vereins „landluft“ gesellen sich damit weitere Vorzeigebeispiele zu den bereits prämierten Baukulturgemeinden hinzu. Wie die acht Kommunen mit der knappen Ressource Boden umgehen, wurde besonders genau beleuchtet. Schließlich trägt der Preis das Motto „Boden g’scheit nutzen“.

Die Siegergemeinden werden im Rahmen eines großen Baukulturfestes am 23. September 2021 in Wien bekannt gegeben. Davor bereist die Jury alle Finalisten, um die baukulturelle und raumplanerische Situation vor Ort in Augenschein zu nehmen.

Göfis (Vorarlberg), 3324 Einwohner

Göfis setzt auf baukulturelle Leitlinien und deren Umsetzung durch den Gestaltungsbeirat. Neben Bürgercafés, die unkompliziert neuen Ideen Raum geben, hat sich auch ein Bürgerrat gebildet, der sich mit leistbarem Wohnen in der Gemeinde unweit von Feldkirch auseinandersetzt. Zur Stärkung des Ortskerns und der Siedlungsgrenzen werden Grundstücke angekauft sowie Platzgestaltungen und Sanierungen vorgenommen.

Das Projekt „bugo“ wurde zu einem neuen sozialen Treffpunkt im Ort. Ausstellungen wie jene zu verdichtetem, nachhaltigem Bauen dienen dem Gewinner des VCÖ Mobilitätspreises 2020 zur Baukulturvermittlung.

Andelsbuch (Vorarlberg), 2634 Einwohner

Andelsbuch im Bregenzerwald hat im Zentrum ein vorbildliches, leistbares Wohnquartier geschaffen, Lösungen für betreutes Wohnen bereitgestellt und setzt auf dichteres Bauen im Gemeindeinneren. Der Widmung neuer Einfamilienhausgründe auf der „grünen Wiese“ wird damit erfolgreich entgegengewirkt.

Das Werkraumhaus als Kompetenzzentrum für Handwerk, die Umnutzung des ehemaligen Bahnhofs als Kulturzentrum sowie gute strategische Prozesse und die Einbindung der BürgerInnen sind ebenso als positive baukulturelle Leistungen hervorzuheben.

Feldkirch (Vorarlberg), 34.210 Einwohner

Die Stadt Feldkirch darf einen bedeutenden Teil des Grund und Bodens der Gemeinde ihr Eigen nennen und versucht besonders behutsam damit umzugehen. So wurden nach Überprüfung der Bauflächenreserven zahlreiche Bauflächen rückgewidmet, um die Innenentwicklung zu stärken. Baukultur-Vermittlung, Verkehr und Energie zählen ebenso zu den Leitprojekten der Stadt wie der Abriss der alten, innerstädtisch gelegenen Stadthalle, die durch das architektonisch gelungene Kulturzentrum Montforthaus ersetzt wurde.

Nenzing (Vorarlberg), 6758 Einwohner

Nenzing betreibt vorbildliche Bodenpolitik. Grundstücksankäufe oder die Pachtung und Nutzung von Erdgeschoßzonen gehören ebenso dazu wie das Anliegen, ein Gleichgewicht zwischen Natur und Bebautem zu schaffen.

Das Projekt „I dr’Sidlig“ zeigt, dass Baukultur Durchhaltevermögen braucht. Der sieben Jahre dauernde Prozess rund um den ehemaligen Fußballplatz inkludierte ein Forschungsprojekt, Bürgerbeteiligung und einen Architekturwettbewerb. In einer Generationenmeile bündelt Nenzing zentrumsnah soziale sowie gesundheitliche Belange.

Innervillgraten (Tirol), 906 Einwohner

Die Osttiroler Berggemeinde Innervillgraten geht aktiv gegen den Leerstand und Verfall großer Höfe vor, um Voraussetzungen für ein lebendiges Dorf zu erhalten. Durch die Sanierung historischer Substanz schafft die Gemeinde neue Wohnmöglichkeiten für junge Familien und achtet auf den Erhalt der Kulturlandschaft.

Die Vermittlung von Baukultur – von der Beherbergung der Leerstandkonferenz über Ausstellungen und Beteiligungsprozesse – ist den Verantwortlichen ein Anliegen. Auch als Mikromobilitätsort in den Alpen ist Innervillgraten ein Vorbild für kleinere Gemeinden.

Trofaiach (Steiermark), 11.119 Einwohner

Das obersteirische Trofaiach hat einen Plan. Obwohl oder gerade weil die Bevölkerungszahl in der Region schrumpft, geht die Gemeinde mit Enthusiasmus in die Zukunft. Unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger entstand ein Entwicklungsleitbild, das nun nach und nach in die Umsetzung geht.

Die Gemeinde hat einen Gestaltungsbeirat installiert, eine Begegnungszone geschaffen und den öffentlichen Verkehr gestärkt. Gegen den Leerstand im Zentrum geht Trofaiach gemeinsam mit einem „Kümmerer“ vor.

Thalgau (Salzburg), 5971 Einwohner

Die Auseinandersetzung mit Baukultur hat in Thalgau eine lange Tradition. Vielleicht ist diese Salzburger Gemeinde deshalb so erfolgreich in der Bekämpfung von Leerstand.

Im Ortskern entstanden nicht nur ein Ärztezentrum und eine Begegnungszone, sondern auch zahlreiche Unternehmen. Thalgau hat zudem einen Coworking-Space und weitere Sanierungsprojekte umgesetzt, die auf die Belebung der Gemeinde abzielen. Auch Energie, Mobilität und Bewusstmachungsprozesse in der Bevölkerung sind Teil der Gemeindeaktivitäten.

Mödling (NÖ), 24.236 Einwohner

Trotz Drucks des wachsenden Umlands und beengter Siedlungsverhältnisse nahe Wien achtet Mödling auf die Innenentwicklung. Architekturwettbewerbe, der externe Gestaltungsbeirat und interkommunale Kooperationen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Projekte wie die Gendarmerie-Schule oder Vermittlungsformate wie Architekturspaziergänge und Baukultur-Dialoge zeugen von einer Beteiligungskultur. Zudem hält sich Mödling seit 20 Jahren konsequent an sein Baulandkonto.