Florian Juritsch, Bürgermeister von Unken
Florian Juritsch: „Bei uns sind die Berge aus, oder fangen die Berge an, je nachdem wie man es sieht.“
© Gemeinde Unken

Der Förder-Profi aus dem Pinzgau

Florian Juritsch ist Regionalmanager und seit kurzem auch Bürgermeister von Unken. Mit 29 Jahren ist der gelernte Jurist das jüngste Gemeindeoberhaupt in Salzburg.

"Kommt nach Unken! Ihr werdet sehr gerne, liebevoll und herzlich empfangen! - Vielleicht kann man das noch irgendwo hineinschreiben? Denn ich leb das! Ich leb das einfach! Ich liebe meine Heimatgemeinde aus ganzem Herzen - sonst wäre ich auch nicht hier geblieben. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, mit meiner Ausbildung irgendwo anders hin zu gehen, in ein Steuerbüro zu gehen, Steuerberater zu werden oder sonst etwas.

Aber das hab ich bewusst nicht gemacht, weil mir die Gemeinde alles bietet, was ich brauche. Wenn man irgendwohin will, ist man schnell dort: Salzburg ist vor der Haustür, München ist in zwei Stunden entfernt, Innsbruck eineinhalb. Das sind heutzutage keine Distanzen mehr. Wenn ich möchte, dann kann ich meine Flügel auspacken und entfliehen. Landschaftlich extremst reizvoll, haben wir das Alpenvorland mit dem Blick Richtung Chiemsee vor uns, und wenn man sich um 180 Grad dreht, hat man den Blick bis zum Großglockner in die Hohen Tauern hinein.
"

So lautete die Antwort von Bürgermeister Florian Juritsch auf die Frage, ob er noch irgendetwas anmerken wolle, nachdem er KOMMUNAL über seine Gemeinde und seinen Werdegang erzählt hat.

Blick auf Unken.
Blick auf Unken. 

Seine Leidenschaft ist authentisch, und das inbrünstige Bekenntnis zu seinem Unken verrät, was Juritsch antreibt, sich so sehr für seinen Heimatort zu engagieren.

Im Lebenslauf des 29-Jährigen finden sich zudem ein paar für Bürgermeister typische Begebenheiten: Politisch war er schon immer interessiert. Seit jeher ist er bei zahlreichen örtlichen Vereinen aktiv tätig. In der Gemeinde war er stets fest verwurzelt, hatte seinen Hauptwohnsitz immer hier - selbst während seines Studiums.

"klassisch-zufälliger" Weg in die Politik

Und auch der Weg in die Politik ist ein klassisch-zufälliger: Sein Vorgänger hat ihn noch während seiner Ausbildung gefragt, ob er ihn unterstützen würde und mit auf die Wahlliste geht. Das tat Juritsch, und nachdem zwei Gemeindevertreter ausschieden, rückte er nach.

Nach zweieinhalb Jahren als Gemeindevertreter kandidierte Juritsch schließlich für das Spitzenamt - mit Erfolg. Seit 20. März dieses Jahres ist er mit 29 Jahren der jüngste Bürgermeister im Land Salzburg. 

Arbeit im Regionalmanagement als Vorteil für das Bürgermeisteramt

Seine Qualifikationen sind für Juritsch alles andere als ein Nachteil.

Der studierte Jurist ist als Regionalmanager in der kommunalen und ländlichen Entwicklung tätig. Bei der Regionalentwicklungsstelle machen er und seine Kollegen primär Förderabwicklungen:

„Das Programm heißt LEADER, und ist ein EU-Programm zur Förderung der ländlichen Region. Jeder, der eine gute Idee hat, kann sich bei LEADER bewerben. Wir setzen aber auch selbst Initiativen. Dort, wo es Bedarfslücken gibt, und sich niemand findet, der diese Lücken schließt,  tritt die Regionalentwicklungsstelle selbst als Bedarfsträger auf, indem wir Veranstaltungen ausrichten, und die Gemeinden so gut wie möglich servicieren. Die Philosophie lautet: Wenn jemand eine gute Idee hat, dann soll sie auch bestmöglich unterstützt werden. Die finanzielle Unterstützung den Menschen vor Ort zukommen lassen, sodass diese ihre Idee umsetzten können - das ist das Ziel. Den bürokratischem Hickhack im Hintergrund erledigen wir gerne.“ 

Gemeindeamt Unken
Das Gemeindeamt in Unken ist der neue Arbeitsplatz von Florian Juritsch. Foto: CC BY-SA 3.0 /Gakuro 

LEADER-Regionen müssen sich bei der EU bewerben. Zu Juritschs Region gehören zehn Gemeinden im Saalachtal. Ist die Bewerbung für die kommende Periode erfolgreich, bekommt die Region wieder ein Budget zugeteilt, und getragen wird das alles von einem Verein, der zu 100 Prozent öffentlich finanziert ist und aus diesen zehn Gemeinden besteht. Seit seinem Amtsantritt hat Juritsch hier seine Regionalmanagement-Tätigkeit auf Teilzeit reduziert, auf Halbe-Halbe mit dem Bürgermeisteramt.     

„Ich glaube, da kann man sehr viele Synergien nutzen. Ich habe im Vorfeld schon sehr viel mit Gemeinden zu tun gehabt, und ich weiß, wo man die Gelder abholen muss und kann. Das soll dem Bürgermeisteramt nicht schädlich sein. Wobei es natürlich für mich schon eine ganz strikte Trennung zwischen Beruf und Amt gibt. Aber da ich nicht derjenige bin, der entscheidet, wer die Gelder bekommt, ist eine etwaige Unvereinbarkeit nicht gegeben“, erklärt Juritsch.  

"Dafür bin ich halt kein Handwerker!“

„Das Programm, das wir bedienen, ist eine Querschnittsförderung durch alle Bereiche. Angefangen von touristischen, wie z. B. einer Aussichtsplattform, über soziale Projekte, etwa im Eltern-Kind-Bereich, oder landwirtschaftliche Projekte, bei denen man Direktvermarkter unterstützt und Regionalität forciert, aber auch kommunale Projekte, wenn es um die Adaptierung von Bushaltestellen mit Solarbeleuchtung geht. Alles was der ländlichen Entwicklung dienlich ist, lässt sich grundsätzlich darunter subsummieren. Als Jurist ist man insofern nicht ganz verkehrt, weil diese ganzen Förderverträge und zivilrechtlichen Vereinbarungen, die notwendig sind, um an öffentliche Gelder zu gelangen, durchaus sehr komplex sind. Aber auch wenn man einmal verschiedene Meinungen hat, kann man sich Kraft Gesetzes Meinung verschaffen“, ist sich Juritsch seiner Fähigkeiten bewusst.

Als prädestiniert für das Bürgermeisteramt will er sich dennoch nicht titulieren lassen: „Sagen wir einmal so, die Grundvoraussetzungen sind nicht die schlechtesten, dafür bin ich halt kein Handwerker!“

Unken - das "Meran des Pinzgaus"

Unken befindet sich an der nördlichen Spitze des Pinzgaus, an der Dreiländerecke von Tirol, Salzburg und Bayern, und bildet das Tor zum Pinzgau – auch im geographischen Sinn:

„Bei uns sind die Berge aus, oder fangen die Berge an, je nachdem wie man es sieht“, umschreibt Juritsch seine Heimat liebevoll: „Wir sind ein kleiner, aber feiner Ort, mit einer sehr hohen Lebensqualität, was sowohl die Landschaft betrifft, als auch die Infrastruktur vor Ort. Wir können uns glücklich schätzen, noch einen eigenen Bäcker zu haben, einen Metzger, Nahversorger, Dorfwirt – eigentlich alles, was man sich von einer Gemeinde auf dem Land vorstellt. Übrigens  bezeichnen wir uns auch als Meran des Pinzgaus, weil wir immer durchschnittlich zwei bis drei Grad Celsius über dem Durchschnitt der übrigen Bezirksnachbargemeinden liegen.“

Die Infrastruktur in der Qualität aufrecht zu erhalten ist allerdings eine Herausforderung für Unken, denn zwei gegenläufige Faktoren beeinflussen das Gemeindebudget. Zum einen ist Unken eine relativ finanzschwache Gemeinde, und obwohl sie fast 2000 Einwohner umfasst, ist sie kleinstrukturiert.

Auch das Gewerbe ist kleinstrukturiert, und dementsprechend fällt die Kommunalsteuer aus.

Zuzugsgemeinde aber keine Arbeitsplatzstandort

Zum anderen ist Unken aber auch wegen seiner guten geografischen Lage Zuzugsgemeinde. In 30 Minuten ist man im Ballungszentrum von Salzburg.

„Das hilft uns zwar als Wohnort, aber als Arbeitsplatzstandort wenig. Wir müssen neue Kanäle, Wasserleitungen, Kindergarten, Schule und all die Themen bewältigen, die bei einem Zuzug anzugehen sind. Pro Kopf bekommt man natürlich die Bundesertragsanteile, doch das steht in keinem Verhältnis dazu, was wir an Infrastruktur bereitstellen müssen. Unken hat ein weitverzweigtes Güterwegenetz und ein sehr großes Wasserleitungsnetz, das wir gerade wieder für 1,2 Millionen Euro ausbauen.“

„Die Diskrepanz zwischen dem steigenden Infrastrukturbedarf und den Kommunaleinnahmen, die weniger stark steigen, ist die zentrale Herausforderung, die über allem steht. Doch es gibt für alles eine Lösung. Manchmal muss man mehr Hirnschmalz einbringen, um Dinge zu lösen, und manchmal geht es wieder leichter. Ich bin dafür bekannt, so lange zu reden, bis das Gegenüber ermüdet oder bis ein Konsens herbeigeführt ist.“

Festung wird revitalisiert

Um die Schere zwischen Kosten und den Einnahmen zu schließen, entwickelt Unken ein Gewerbegebiet, wobei es dafür gleich mehrere Standorte im Talon hat. Zumindest was die rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft, steht das Projekt kurz vor der Realisierung. Planerisch umgesetzt ist auch das touristische Projekt „Festung Kniepass“.

Die Festung im Originalzustand aus dem Dreißigjährigen Krieg wird revitalisiert, bekommt Salzburgs erste Riesenröhrenrutsche, ein Besucherzentrum und eine multimediale Ausstellung. Unterstützung dafür kommt vom Land und der Tourismusregion Salzburger Saalachtal.

Kniepass
Die alte Festung Kniepass wird revitalisiert und für Besucher erlebbar gemacht. Foto: CC BY-SA 3.0 AT/ Luckyprof

Bäderwissen wird genutzt

Ein weiteres Vorhaben ist die Revitalisierung des Freizeitzentrums, bei dem es das bisherige Hallenbad in der Form nicht mehr geben wird. Weil Unken aber eine historische Bäderkultur besitzt – bis zum Ersten Weltkrieg war der Ort immerhin ein Heilbad und hieß Bad Unken – und verschiedene Quellen, wie etwa eine Salzquelle, nach wie vor in der Gemeinde liegen, wir das traditionelle Bäderwissen auch im neuen Freizeitzentrum Anwendung finden.    

Seit Mai ist Unken auch zertifiziertes Wanderdorf. Ein Bildungsnetzwerk wurde gegründet, das den Einwohnern Kultur in Spitzenqualität liefern soll.

Kurz gesagt, es passiert viel. Leider nicht nur im Guten, denn auch die Baulandsicherung ist Thema geworden: „Was die Baulandpreise betrifft, sind wir in unserem Bezirk verwöhnt gewesen, aber mittlerweile erwischt es uns auch“, berichtet Juritsch, „dass sich der Einheimische das nicht mehr leisten kann“. Seine Zuversicht trübt das jedoch kein bisschen: „Schauen wir, dass wir den Betrieb und unsere Lebensqualität weiter aufrecht erhalten bzw. da und dort noch an den Schrauben drehen.“  

Zur Person

Florian Juritsch 

Alter: 29

Gemeinde: Unken

Einwohnerzahl: 1.899 (1. Jänner 2019)

Bürgermeister seit: 20. März 2019

Partei: ÖVP