Die Fläche, die notwendig ist, um die gesamte Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln zu versorgen, existiert in Österreich gar nicht mehr.

Beim Bodenverbrauch sind wir Europameister

13. Oktober 2015
Im Fußball hat sich Österreich für die EM qualifiziert, bei der Bodenversiegelung sind wir im negativen Sinn sogar schon Europameister. In Österreich wird täglich eine Fläche von 20 Hektar - das entspricht etwa 30 Fußballfeldern - verbaut.





Durch die intensive Bebauung gehen auf der einen Seite Wasserspeicher verloren, dadurch nehmen Hochwasser- und Überschwemmungsschäden zu. Auf der anderen Seite gehen CO2-Speicher verloren und die Klimaerwärmung geht rascher voran.

Schweiz will gegensteuern



Österreich verbaut jährlich 0,5 Prozent seiner Agrarfläche, in Deutschland und der Schweiz sind es nur je 0,25 Prozent. In der Schweiz versucht man dem gegenzusteuern, berichtet Roland Norer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Agrar- und Umweltrecht und Professor an der Universität Luzern. So gebe es dort einen Kulturflächenschutz und Volksinitiativen zum Erhalt des Kulturlandes. Hauptargument für die Bemühungen ist der Erhalt der Ernährungssicherheit. Die Fläche, die notwendig ist, um die gesamte Bevölkerung mit eigenen, heimischen Lebensmitteln zu versorgen, existiert in Österreich gar nicht mehr. Pro Kopf benötigt dafür jeder Einwohner 3.000 Quadratmeter Acker. In Österreich stehen aber nur mehr 1.600 Quadratmeter zur Verfügung. Das heißt, jeder Österreicher und jede Österreicherin beansprucht irgendwo im Ausland 1.400 Quadratmeter Boden. "Wir sind jetzt schon sehr verletzbar", sagt Weinberger. Dies gefährde die Lebensmittelsicherheit. Und ist der Boden einmal verbaut und versiegelt, sei er kaputt. "Einmal Mutter Erde zubetoniert, ist irreversibel. Was einmal tot ist, ist tot."

Landwirtschaft muss Ressourcen einfordern



Leider gibt es laut Gottfried Holzer, Lektor an der Universität für Bodenkultur Wien, kein "Zaubermittel, um diesem rasanten Bodenverbrauch Einhalt zu gebieten". Er fordert allerdings einen Maßnahmenmix, der zur Verbesserung beitragen soll. Dieser reicht von Bewusstseinsbildung bis hin zu monetären Anreizen. Holzer fordert außerdem eine "überörtliche Steuerung, die den Ermessensspielraum der Gemeinden bei der Flächenwidmung massiv einschränkt". Die Landwirtschaft müsse sich endlich aufraffen und ihre Ressourcen einfordern.