Entnahme einer Probe aus einer Kläranlage
Für das Abwassermonitoring werden vom Betriebspersonal der Kläranlagen zweimal pro Woche Tagesmischproben aus dem Abwasserzulauf der Kläranlagen entnommen und für die Auswertung wichtige Referenzparameter gemessen.
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Abwassermonitoring wird ausgeweitet

11. Februar 2025
Die Analyse von Abwasserproben bietet eine effektive Möglichkeit zur Überwachung der Verbreitung von Infektionserregern in der Bevölkerung. Seit Beginn der Coronakrise im Jahr 2020 wird auch in Vorarlberg die Virenlast des Covid-19 Erregers SARS-CoV-2 im Einzugsgebiet von Kläranlagen bestimmt. Das Spektrum der untersuchten Krankheitserreger wurde nunmehr um die Viren Influenza A und B sowie RSV erweitert.

Das Abwassermonitoring ist in der Lage, das Infektionsgeschehen der Bevölkerung im Einzugsgebiet von Kläranlagen abzubilden. Durch den zusätzlichen Nachweis von Influenza A und B sowie RS-Viren im Abwasser können Trends für diese Krankheitserreger und damit die dadurch verursachten Erkrankungen frühzeitig erkannt werden. Auf diese Weise stehen den Gesundheitsbehörden und Forschungseinrichtungen wertvolle epidemiologische Daten zur Verfügung. Diese Methode ergänzt klassische Beobachtungssysteme und kann zur Abschätzung von Infektionsdynamiken sowie zur Unterstützung präventiver Maßnahmen beitragen.

Nicht nur nach Covid wird gesucht

Die Fortschritte der Wissenschaft ermöglichen die Erweiterung des Untersuchungsumfangs, wodurch nun auch die Virenlast der Grippe auslösenden Krankheitserreger Influenza-A und Influenza-B sowie RSV (respiratorische Synzytial-Viren) gemessen werden kann.

Methodisch und organisatorisch basiert die Ausweitung auf dem bereits vorhandenen SARS-CoV-2 Monitoring bei sechs Vorarlberger Kläranlagen. Damit kann das Infektionsgeschehen im Einzugsgebiet dieser Anlagen und somit von rund drei Viertelder Vorarlberger Bevölkerung abgeschätzt werden.

Influenza A/B-Viren verursachen die „echte Grippe“, Influenza. Infektionen mit dem Influenzavirus (A und B) führen nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis einigen Tagen bei Personen ohne ausreichende Immunität oft zu schweren Erkrankungen. Die Symptomatik ist unterschiedlich, wobei der Erkrankungsverlauf von immunologischen, virusspezifischen und individuellen (Alter, Komorbiditäten etc.) Charakteristika abhängt. Der typische Verlauf der Virusgrippe geht mit starkem Krankheitsgefühl, hohem Fieber, Myalgien, stechenden Kopfschmerzen, starkem Halsweh und oft schmerzhaftem Husten einher.

Die RSV- Infektion erfolgt in erster Linie als Tröpfcheninfektion. Infizierte Personen sind im Durchschnitt drei bis acht Tage ansteckend, aber es gibt auch PatientInnen (insbesondere solche mit Immundefekten), die das Virus mehrere Wochen lang ausscheiden können, ohne weiterhin Symptome zu zeigen. Die Erstinfektion erfolgt meistens innerhalb der ersten zwei Lebensjahre, kann aber auch in Abhängigkeit von infektiösen Kontakten erst später erfolgen. Die Infektion heilt üblicherweise von selbst ab, es können aber auch schwere Verläufe mit Komplikationen wie Mittelohrentzündung (Otitis media) mit Superinfektionen mit anderen Viren oder Bakterien wie H. influenzae oder S. pneumoniae auftreten. Bei Kindern ist die RSV-Infektion der häufigste Grund für eine Hospitalisierung in den Wintermonaten.

Da die Erkrankungen durch Influenza- und RS-Viren nicht meldepflichtig sind, ist eine Zunahme der Erkrankungen bisher nur im Nachhinein durch die Steigerung der Krankenstände, der Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte feststellbar.

Wie läuft die Untersuchung des Abwassers?

Für das Abwassermonitoring werden vom Betriebspersonal der Kläranlagen zweimal pro Woche Tagesmischproben aus dem Abwasserzulauf der Kläranlagen entnommen und für die Auswertung wichtige Referenzparameter gemessen. Die im Abwasser enthaltenen Viren werden durch mehrere Extraktions- und Reinigungsschritte isoliert und dann mittels quantitativer PCR detektiert.

Die Virenlast im Abwasser wird durch zahlreiche Faktoren beeinflusst, etwa durch die Einleitung von Betriebsabwasser oder Niederschlagswasser. Da aber statistisch gesehen jeder Mensch eine charakteristische Menge an Ammonium im Abwasser beiträgt, ist eine Rückrechnung mit den zeitgleich gemessenen Referenzparametern auf die Virenlast in der Bevölkerung im Einzugsgebiet einer Kläranlage möglich. Daher werden im Dashboard die Werte auf Ammonium normiert dargestellt.

„Das Abwassermonitoring in unseren Kläranlagen stellt eine innovative Methode dar, um das Infektionsgeschehen in der Region präzise zu überwachen“, stellt Landesrätin Martina Rüscher fest. „Durch das Dashboard erhalten wir wertvolle Einblicke, die es uns ermöglichen, schnell und effektiv auf Veränderungen zu reagieren.“

Daten

Aktuell werden die Rohdaten abgebildet. Dies bedeutet, dass keine mathematische Nachbearbeitung wie etwa eine Glättung erfolgt. 

Die Dashboards können unter folgendem Link eingesehen werden: https://vorarlberg.at/-/abwassermonitoring