Auto fährt in eine Ortschaft
Früher war eine niedrige Anzahl an Pkw ein Zeichen von Mangel, heute ist es ein Zeichen von einem vielfältigen Mobilitätsangebot mit einem dichten öffentlichen Verkehrsnetz und der Möglichkeit für die Bevölkerung, auf vielen Alltagswegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sein zu können.
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Zersiedelung macht vom Auto abhängig

5. März 2025
Im Landeshauptstadt-Vergleich hat Wien mit 284 die mit Abstand wenigsten Privat-Autos pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner, vor Innsbruck und der Stadt Salzburg, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Eine niedrige Autobesitzrate ist ein Zeichen für ein umfassendes, vielfältiges Mobilitätsangebot. Auch bei den Bundesländern gibt es außerhalb Wiens ein Ost-West-Gefälle beim Autobesitz privater Haushalte. Die Mobilitätorganisation VCÖ empfiehlt, an der Initiative Autofasten der katholischen und evangelischen Kirche teilzunehmen.

Von den 5,23 Millionen Pkw in Österreich sind 788.000 betriebliche Pkw und 4,44 Millionen Pkw von privaten Haushalten. Damit kommen auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 484 private Pkw. Während in Wien die Zahl der privaten Pkw pro 1.000 Personen im Vorjahr gesunken ist, ist sie in allen anderen Bundesländern gestiegen, wie die VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt.

Motorisierungsgrad im Burgenland am höchsten

„Sowohl zwischen den Bundesländern als auch zwischen den Städten ist der Unterschied groß. Außerhalb Wiens fällt ein starkes Ost-West-Gefälle auf“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

In Wien ist mit 284 pro 1.000 Personen die Anzahl an Privatautos im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mit Abstand am niedrigsten. Im Bundesländer-Vergleich folgt das Land Salzburg mit 465 Privatautos pro 1.000 Personen, knapp vor Tirol (468) und Vorarlberg (469). Im Burgenland ist der Privat-Pkw-Motorisierungsgrad mit 614 am höchsten, vor Kärnten mit 581 und Niederösterreich mit 572.

Das war nicht immer so: Noch in den 1980er Jahren gab es in Wien pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner mehr Pkw als beispielsweise im Burgenland. „Früher war eine niedrige Anzahl an Pkw ein Zeichen von Mangel, heute ist es ein Zeichen von einem vielfältigen Mobilitätsangebot mit einem dichten öffentlichen Verkehrsnetz und der Möglichkeit für die Bevölkerung, auf vielen Alltagswegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad mobil sein zu können“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

In Städten immer mehr Haushalte ohne Auto

Auch bei den Städten hat Wien die Nase vorne. An zweiter Stelle folgt Innsbruck mit 333 Privat-Pkw pro 1.000 Personen vor der Stadt Salzburg mit 383 und Graz mit 391. Neben Wien ist auch in Innsbruck und Graz die Zahl der Privatautos pro 1.000 Personen im Vorjahr zurückgegangen, informiert der VCÖ.

„In den Städten können immer mehr Haushalte gut ohne eigenes Auto mobil sein. Damit ist die Bevölkerung nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch kostengünstiger mobil“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Autofreie Haushalte ersparen sich bei den Mobilitätsausgaben im Schnitt mehrere hundert Euro pro Monat.

„Ob und wie oft es möglich ist, Alltagswege mit dem Öffentlichen Verkehr, dem Fahrrad oder bei sehr kurzen Strecken zu Fuß zurückzulegen, findet am besten jeder und jede für sich selber heraus. Gerade die Fastenzeit ist eine gute Gelegenheit nicht nur Ernährungsgewohnheiten zu ändern, sondern auch bewusster mobil zu ein“, empfiehlt Schwendinger an der Initiative Autofasten der katholischen und evangelischen Kirche teilzunehmen. Dabei geht es darum, 40 Tage lang möglichst oft statt mit dem Auto mit dem Öffentlichen Verkehr, dem Fahrrad oder zu Fuß mobil zu sein.

Zersiedelung macht vom Auto abhängig

Wie häufig die Bevölkerung autofrei mobil ist, hängt neben dem öffentlichen Mobilitätsangebot und der Rad-Infrastruktur auch sehr stark von der Raumordnung und Siedlungspolitik ab.

Zersiedelung macht vom Auto abhängig, die Stärkung der Ortskerne und der Nahversorgung ermöglicht es der Bevölkerung, mehr Erledigungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen. „Die Bundesregierung hat die Reduktion der Autoabhängigkeit als Ziel in ihrem Regierungsprogramm formuliert. Jetzt ist wichtig, dass den Worten auch entsprechende Taten folgen“, meint VCÖ-Experte Schwendinger.

Initiative Autofasten: www.autofasten.at