Wohin mit dem Elektroschrott?
Seit die EU-Kommission 2015 das neue Kreislaufwirtschaftspaket präsentierte, kommt mehr Bewegung in die Nutzung von Rohstoffen aus den europäischen Müllbergen. Die Schlüsselinitiative wurde im April 2018 vom EU-Parlament abgesegnet und legt zum einen rechtsverbindliche Ziele für das Recycling und die Verringerung der Deponierung vor, beinhaltet aber auch einen Circular-Economy-Aktionsplan, der die Verbesserung der Abfall- und Ressourcenwirtschaft innerhalb der EU vorantreiben soll.
EU-Vorgaben und Maßnahmen pro Kreislaufwirtschaft zu Elektroschrott
Die neuen gesetzlichen Regelungen der EU sehen vor, dass ab 2025 mindestens 55 Prozent der Siedlungsabfälle recycelt werden müssen, ab 2030 soll die Quote auf 60 Prozent und ab 2035 auf 65 Prozent steigen. Österreich erreicht bei Siedlungsabfall schon heute eine Recyclingquote von 59 Prozent.
Der Aktionsplan wiederum sieht Maßnahmen vor, die den gesamten Lebenszyklus von Produkten abdecken, und reicht von der Abfallvermeidung bis hin zur Entwicklung von Qualitätsstandards für Sekundärrohstoffe oder zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung. Das Thema „Re-Use“, die Wiederverwendung von Produkten und Materialien, spielt dabei eine wichtige Rolle.
Was bezweckt die EU mit der Regelung zur Elektroschrott Entsorgung?
Ziel der EU ist ein effizienteres Abfallmanagement – und damit verbunden eine bessere Nutzung jener Ressourcen, die man durch Recycling zurückgewinnen kann. Wie bedeutend die Forderung nach höheren Verwertungs- und Wiederverwendungsquoten ist, lässt sich an der Entwicklung im Segment Elektroschrott ablesen. Elektroaltgeräte sind das am schnellsten wachsende Segment der Abfallbranche, der Altgeräte-Abfallberg wächst innerhalb der EU jährlich um drei bis fünf Prozent.
Optimierte Recyclingprozesse sind heute im Hinblick auf den Übergang zur Kreislaufwirtschaft mehr denn je gefragt. Die Gründe liegen auf der Hand: Zum einen beinhaltet Elektroschrott Materialien, die schädlich für die Umwelt sein können, wenn sie nicht fachgerecht behandelt werden. Zum anderen bietet fachgerechtes Recycling von Elektroaltgeräten enorme Möglichkeiten, wertvolle Sekundärrohstoffe zu gewinnen und in den Stoffkreislauf zurückzuführen. Die derzeitige Situation zeigt allerdings, dass EU-weit lediglich 35 Prozent der Elektroaltgeräte in offizielle Sammel- und Recyclingsysteme zurückgeführt werden.
Vorzeigeland Österreich
Wobei Österreich im EU-Vergleich alles andere als schlecht abschneidet, mit 13 Kilogramm gesammeltem Elektroschrott pro Einwohner rangiert Österreich im europäischen Spitzenfeld. 2017 wurden 116.475 Tonnen Elektromüll gesammelt, allen voran große Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen (65.638 Tonnen) und Computerequipment (18.142 Tonnen). Dies entspricht mehr als der Hälfte der auf den Markt gebrachten Produkte (62,5 Prozent). Die gesammelten Geräte werden fast zur Gänze in Österreich wiederverwertet.
Kreislaufwirtschaft beginnt in den Kommunen - Auch bei der Elektroschrott Entsorgung
Ohne die Abfallsammlung in den Gemeinden ist Kreislaufwirtschaft nicht machbar. Die Sammlung von Haushaltsabfällen wird in Österreich von den Gemeinden organisiert, je nach Bundesland und Region sind in die Müllabfuhr und Sammlung auch Abfallverbände oder private Unternehmen eingebunden.
Die Gemeinden bzw. Gemeindeverbände sind laut Abfallwirtschaftsgesetz (AWG, § 28a) zur Einrichtung von Sammelstellen für Elektro- und Elektronik-Altgeräte aus privaten Haushalten sowie Gerätealtbatterien und -akkumulatoren verpflichtet. Die heimischen Entsorgungssysteme wiederum sind verpflichtet, die Mindestausstattung der erforderlichen Infrastruktur an die Gemeinden zu bezahlen.
Weichenstellung für Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz
In den Altstoffsammelzentren der Gemeinden entscheidet sich bereits, ob die Weichen für eine intelligente und nachhaltige Nutzung von Produkten oder Ressourcen gestellt werden. Bei Elektroaltgeräten geht es zum einen um die richtige Trennung nach den Sammel- und Behandlungskategorien, um den weiteren Verwertungsprozess nicht zu erschweren oder gar unmöglich zu machen.
Weil aber Kreislaufwirtschaft nicht nur verstärktes Recycling bedeutet, kommt als zweite Möglichkeit auch „Re-Use“, die Wiederverwendung aussortierter, aber noch brauchbarer Geräte ins Spiel. Die Re-Use-Annahme in den Altstoffsammelzentren der Gemeinden wird derzeit sukzessive aufgebaut, in Vorarlberg etwa nehmen bereits zehn Gemeinden aussortierte, aber gebrauchsfähige Elektroaltgeräte für die Wiederverwendung entgegen.
Erste Hilfe bei Mülltrennung
Die Gemeinden sind deshalb wichtiger Bestandteil einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Entscheidende Bedeutung kommt den MitarbeiterInnen in den Altstoffsammelzentren zu, sie müssen in der Lage sein, privaten Müllsammlern bei Unsicherheiten kompetent helfen zu können: zuerst bei der Entscheidung, was unter „Re-Use“ fällt und was in den Recycling-Container gehört; und in letzterem Fall bei der Trennung des Recyclingmülls in die dafür vorgesehenen Sammel- und Behandlungskategorien.
Die Übersicht über alle österreichischen Sammelstellen findet man auf der EAK-Website www.elektro-ade.at. Auch bewusstseinsbildende Maßnahmen (Sensibilisierung für die Sammlung über Social Media, Schulprojekte etc.) und die wichtigsten Infos zum Thema für Endverbraucher – von den unterschiedlichen Gerätekategorien bei der Entsorgung von Elektroaltgeräten bis hin zum Re-Use-Netzwerk – werden hier angeboten.
Der Weg des Abfalls – und seine Gefahren
Allerdings ist es auch mit der Entsorgung und Mülltrennung auf kommunaler Ebene noch nicht getan, auf dem Weg zu den Verwertungsanlagen kommt es bei Elektroaltgeräten immer wieder zur Entnahme von Bauteilen und somit jenem Effekt, den Recyclingexperten „Wertstoffentfrachtung“ nennen. Das schafft Probleme bei der Erreichung der Sammelziele (das Gewicht der Altgeräte sinkt), führt zu geringeren Recycling- und Verwertungsmengen, reduziert die Chancen einer qualitativ hochwertigen, umweltgerechten Verwertung.
Im Sinne der Kreislaufwirtschaft, die ja die Rohstoffe und Wertschöpfung der Produkte im Land behalten will, ist es entscheidend, dass Elektroschrott zuerst bei den Altstoffsammelstellen abgegeben wird und dann ohne Verluste beim befugten Verwertungsunternehmen landet.
Recyclingwerk in Kematen/Ybbs
Im niederösterreichischen Kematen/Ybbs werden in der UFH RE-cycling GmbH Kühlgeräte nach den modernsten technischen Methoden recycelt. Seit der Eröffnung der Anlage wurden im Dreischichtbetrieb bereits zwei Millionen Kühlgeräte fachgerecht behandelt.
Ein einziges unsachgemäß entsorgtes FCKW-Kühlgerät besitzt ein CO2-Äquivalent von über einer Tonne. Dies entspricht den CO2-
Emissionen eines Pkw mit einer Kilometerleistung von rund 8000 Kilometer.
In der Kühlgeräte-Recyclinganlage wird dieser CO2-Ausstoß verhindert. Und nicht nur das: Auch wertvolle Rohstoffe wie Aluminium, Eisen, Kupfer oder Kunststoff werden aus alten Kühlgeräten gewonnen.
Der hochqualitative Behandlungsprozess, der in der Recycling-Anlage stattfindet, wurde auch mit einer Zertifizierung belohnt: Als erstes österreichisches Entsorgungsunternehmen hat die UFH RE-cycling GmbH den Zertifizierungsprozess nach dem strengen europäischen WEEELABEX-Standard (WEEE Label of Excellence) positiv abgeschlossen. Sie ist als sogenannter „WEEELABEX Operator“ für die Kühlgerätebehandlung in der gleichnamigen Organisation offiziell gelistet. Im Rahmen eines sogenannten „Special Performance Tests“ und eines „General Audit“ war ein internationales Expertenteam in der Recyclinganlage und prüfte die Behandlung von eintausend Kühlgeräten.
Weiters galt es ein zweitägiges Audit zu meistern, in dem der Rückgewinnungserfolg für Kälte- und Treibmittel nachgewiesen werden musste.
Die UFH RE-cycling GmbH hat sich diesem Verfahren freiwillig und zusätzlich zu der gesetzlich vorgeschriebenen Überprüfung gestellt. Der Nutzen für UFH-Kunden: Sie können nun noch sicherer sein, dass ihre Altgeräte nach dem höchsten verfügbaren Umweltstandard behandelt werden. Darüber hinaus untermauern sie die Position ihres Unternehmens sowie Österreichs als verantwortungsbewusste Partner im Umweltschutz.
Startschuss für die digitale Ära im Rohstoffhandel
Im Verwertungsprozess dreht sich letztlich alles um Sekundärrohstoffe, die durch die Verwertung von Abfällen wiedergewonnen werden und Einsparungen bei Primärrohstoffen nach sich ziehen. Seit Jänner 2018 können Recyclingunternehmen und Rohstoffhändler erstmals auch über eine Online-Plattform das gesamte Potenzial des europäischen Marktes für Sekundärrohstoffe ausschöpfen.
Mit dem Projekt Secontrade wurde auf Initiative des UFH der erste europäische Online-Marktplatz für den Handel mit Sekundärrohstoffen geschaffen. Gehandelt wird auf der Plattform mit einer Vielzahl von Wertstoffen, darunter Stahlschrott, Eisenschrott, Kupfer, Messing,
E-Motoren, Kabeln, Kompressoren, Polystyrol, Polyurethan und Flachglas. Ziel ist es, die Vorteile des Internets für einen transparenten, schnellen und einfachen Handel mit Recyclingprodukten zu nutzen und damit eine Dienstleistung zur Steigerung der Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Über Secontrade
secontrade.com ist ein europaweit agierender digitaler Marktplatz für Sekundär-Rohstoffe mit Sitz in Wien. Mit nur wenigen Klicks schöpfen registrierte User das gesamte Rohstoffpotenzial des europäischen Marktes aus, wobei modernste Internet-Technologie für den innovativen und risikolosen Rohstoffhandel sorgt.
Die Secontrade GmbH wurde Anfang 2018 auf Initiative des UFH als 100-prozentige Tochter der UFH Holding GmbH gegründet. Mit dem digitalen Rohstoff-Marktplatz schließt das UFH den Kreis seiner bisherigen Aktivitäten als herstellergetragenes Sammel- und Verwertungssystem für Elektroaltgeräte und Batterien und Betreiber einer Kühlgeräte-Recyclinganlage, damit wertvolle Sekundärrohstoffe leichter einen neuen Abnehmer finden und die Kreislaufwirtschaft gefördert wird.
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